Das älteste Buch der Welt? ¶

Von Martin Wortlieb @wortlieb

Zum heutigen Welttag des Buches habe ich das älteste Buch der Welt erstanden, mir zum Geschenk. Und nein, es handelt sich nicht um die Gutenberg-Bibel...

Obschon es bereits im 8. Jahrhundert gedruckte Werke gab, waren diese Druckverfahren noch weit vom modernen Buchdruck entfernt. Der chinesische Alchemist Bi Sheng (Pi Cheng) erfand jedoch bereits im Jahre 1041 die Methode des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, also rund 400 Jahre vor Gutenberg. Allerdings wurden damals noch Keramiklettern - statt Metalllettern wie bei Gutenberg - verwendet. Doch auch hierbei ist Gutenberg kein echter Pionier, denn die Gutenberg-Bibel ist nach aktuellem Stand nicht das erste gedruckte Buch. Im Juli des Jahres 1377 kam in Korea ein zweibändiges Werk heraus, welches mit jenem Druckverfahren mit beweglichen Lettern aus Bronze vervielfältigt wurde und somit 78 Jahre vor der „Erfindung" Gutenbergs erschien. Von diesem Original sind heute noch 38 Seiten des zweiten Bandes erhalten, aufbewahrt in der ‚Bibliohèque nationale de France'. Das Werk heißt „Buljojikjishimchyejojeol" - oder kurz: „Jikji" - des buddhistischen Mönchs Baegun (Baek-Un), welcher die Sammlung seines chinesischen Meisters nach Korea brachte, bearbeitete und sie ergänzte. Frei übersetzt bedeutet der Titel „Erkennen des Buddha-Geistes durch die Übung des Seon [Zen]". Darin befinden sich Lehrtexte, Gedichte, Gespräche und rührende Briefe von indischen, chinesischen und koreanischen Großmeistern des Zen-Buddhismus, mit teils fragmentarischem Charakter. Dieses Buch wurde 2010 erstmals in eine westliche Sprache übersetzt und vom Angkor Verlag herausgegeben. Heute, zum Welttag des Buches, habe ich also das älteste Buch der Welt erstanden, mir zum Geschenk.

In diesem Sinne:

Es sollen mittlerweile bereits noch ältere für den Buchdruck verwendete Metallklötzchen in Korea gefunden worden sein, was darauf hindeutet, dass es in Ostasien nochmals 138 Jahre ältere Bücher gab als das „Jikji". Bis dies aber bestätigt wird, genieße ich das bibliophile Vergnügen, das zur Zeit erste Buch der Welt in den Händen halten und auch lesen zu können, bis dahin..

Was ein Denker bestrebt, ein Dichter beschreibt und was dem Dramatiker dann übrigbleibt. Zeige alle Beiträge von WORTlieb mARTin ¶