Darrieussecq, Marie: Prinzessinnen, München: Carl Hanser Verlag, 2013.
Ist das Kunst oder einfach ein kindischer, pubertärer Schreibstil? Zwischen diesen zwei Extremen schwanken die Meinungen bei dem Roman "Prinzessinnen" von Marie Darrieussecq.
Inhalt
Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Solange, die in einer kleinen französischen Stadt namens Clèves lebt. Ihre Jugend verbringt sie in den 1980er Jahren - von Ikonen jener Zeit wie Madonna und den Berichten ihrer Freundinnen gedrängt, setzt sie alles daran, erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln.So geht sie schließlich auch eine Affäre mit ihrem viele Jahre älteren Ziehvater Bihotz ein, während das von ihrer Familie bis dahin aufrechterhaltene gesellschaftliche Bild ins Wanken gerät.
Varia
Als das Buch im Original in Frankreich erschien, brach ein Sturm der Entrüstung über das Feuilleton. Die teilweise sehr explizit ausgedrückten Gedanken von Solange zum Thema Sexualität haben die Gemüter erregt. Schnell war vom Bild einer "modernen Lolita" die Rede. Zweifelsohne fällt der sehr fragmentarische Charakter der Beschreibungen auf, der wohl darauf hindeuten soll, dass dem Leser möglichst authentisch die Gedankenfetzen eines Kindes/einer Jugendlichen präsentiert werden sollen - mit allen mit dem Heranwachsen verbundenen Wirren.Interessant ist zudem, dass das Buch sogar politische Größen wie Nicolas Sarkozy erreichte. Dieser äußerte sich kritisch zu der Tatsache, dass die Inspirationsquelle Darrieusseqs noch Pflichtlektüre in der Beamtenlaufbahn Frankreichs sei. Die Rede ist dabei von dem Werk "La princesse de Clève" von Marie-Madeleine de La Fayette aus dem 17. Jahrhundert. Zu diesem Eingreifen des damaligen Président gibt es auch zahlreiche Kommentare in deutschsprachigen Zeitungen/Magazinen - exemplarisch sei auf den Spiegel verwiesen.
Meinung
Es ist wohl berechtigt, dass immer wieder auf die sehr offen dargestellten Gedankensplitter hingewiesen wird. Für zart Beseidete ist der Roman wohl nicht geeignet. Ebenso wirkt vermutlich eine Lektüre über längeren Zeitraum verwirrend. Der fragmentarische Charakter verlangt eher danach, das Buch am Stück bzw. mit wenigen und kurzen Unterbrechungen zu lesen, damit genau dieses stilistische Mittel zum Tragen kommt. Denn denkt man sich erst einmal in die Figur und ihre Gedanken hinein, dann muss man sich (glücklicherweise) nicht zwingend darin wiederfinden, man kann aber durchaus die typischen Gefühle einer jungen, teilweise unter Gruppenzwang stehenden Jugendlichen nachvollziehen.
Fazit