Muffathalle, München, 15. März 2014
Support: High Water
Natürlich wusste man ungefähr, was einen erwartet. Es liegt in der Natur elektronischer Musik, dass sie auf der Bühne kaum Platz für überraschende Wendungen läßt, einmal ins Powerbook programmiert, lassen sich die einzelnen Soundsegmente nur noch begrenzt variieren. Und da Nicolas Jaar und Dave Harrington im Netz nicht mit Tourmitschnitten geizen, durfte sich wer will schon mal umschauen und –hören im Klangkosmos der beiden trendigen Tüftler aus New York. Trotzdem mochte man sie, wenn sie schon mal mit ihrem umjubelten Projekt vor der eigenen Haustür gastieren, natürlich nicht verpassen. Ausverkauft? Ehrensache. Darkside, soviel ist klar, sind ein Phänomen. Im Grunde läßt sich ihr musikalischer Ansatz darauf verkürzen, dass sie vertrackte Beats und düstere Optik miteinander verschränken – also Synthetik plus Ästhetik – und dazu Harringtons fein gespielte Gitarrenhooks kombinieren, so simpel wie wirkungsvoll. Was der Mann an den Saiten dazugibt, ist, Hype hin oder her, auch nicht eben neu, älteren Generationen ist solches schon von David Gilmour und Mark Knopfler bekannt und man kann sich ruhig mal den Spaß machen und die Viertelstunde „Telegraph Road“ der Dire Straits ohne den obligatorischen Schmus und mit pulsierendem Bassgewummer denken – das Ergebnis dürfte von „Paper Trails“, dem eingängigsten Stück von Darkside, nicht so weit weg liegen.
Egal, Retro ist nicht nur schick, sondern heutzutage fast unumgänglich, vor der Bühne steht auch nicht die ältere, sondern eher eine sehr viel jüngere Generation und der Nerdfaktor in der Halle ist überdurchschnittlich hoch. Wen wunderts, schließlich ist das nicht der Sound, zu dem man sein Innerstes nach Außen kehrt und mal eben die Feierabendsau rausläßt (oder, auch wenn einige probiert haben, den 50sten Sieg der Bayern in Serie begrölt). Die Stimmung ist, passend zur Hippness der beiden Amerikaner, gebremst euphorisch, immer dann, wenn Jaar und Harrington ihren verzwirbelten Collagen einen satten Beat mit dazugeben, ist das Publikum wieder ganz bei der Sache, dazwischen freut man sich einfach nur, dass man dabei ist. Die Setlist ist kurz, die einzelnen Tracks dafür umso länger – neben „Paper Trails“ gibt’s vom Erfolgsdebüt „Psychic“ noch „Freak, Go Home“, „Heart“ und „Metatron“ zu hören, das wunderbare „Golden Arrow“ haben sie sich für die Zugabe aufgehoben. Von erstaunlicher Schlichtheit, in der Wirkung allerdings bestechend: die Lichtshow. Ein riesiger Spiegel in der Bühnenmitte, ein paar Scheinwerfer und ab und an mal ein aggressives Blitzgewitter, mehr braucht der Abend nicht. Die Halle wechselt zwischen blutrot und grellweiß, ein schmales Streifenmuster vermittelt zudem kurz den Eindruck, man stünde mit den zwei Musikern in einer riesigen, verdunkelten Garage und die gleißenden Strahlen der Mittagssonne seien durch Jalousien nur notdürftig verbannt. Eindrucksvoll das Ganze, in der Tat – darüberhinaus aber weiterhin: Music for Headphones.