Dark Souls III
9Action-RPGEines muss man Hidetaka Miyazaki lassen: Mit der Souls–Reihe hat er es in den letzten Jahren geschafft einem puren Spielerlebnis, das sich ganz klar an den eingefleischten Hardcore-Gamer richtet, zu breiter Aufmerksamkeit zu verhelfen. In Zeiten, in denen Publisher eher planen, wie man Spielerlebnisse abschleifen kann, um nicht die großflächige Verbreitung an die Masse zu gefährden, ist dieser Umstand alleine schon eine beachtenswerte Leistung. Und so muss man einleitend als Quereinsteiger festhalten, dass das Narrativ, welches sich im Laufe der Jahre um die Reihe gebildet habt, das tatsächliche Erlebnis vielleicht ein wenig verzerrt. Bandai Namco versucht nämlich schon seit geraumer Zeit ein Bild zu zeichnen, in dem die Spiele jener Reihe als erbarmungslos frustrierendes Erlebnis gebrandmarkt werden.
„Git good or go home“ postuliert man stolz auf den Merchandise-Shirts und reduziert die Reihe damit eigentlich auf einen kleinen Teilaspekt, der nicht unbedingt einen repräsentativen Einblick wiedergibt. In Dark Souls III findet man viel mehr als ein frustrierendes Hardcore-Erlebnis, nämlich ein bis zur Perfektion feingeschliffenes Action-RPG. Was Dark Souls auszeichnet ist der Umstand, dass es keinen Spielraum für Unachtsamkeiten gibt. Fast egal zu welchem Zeitpunkt: Wer sich sorglos in die gnadenlosen Umgebungen stürzt findet ein jähes Ende. Reines Button-Mashing ist zwecklos, doch sind das absolut faire Rahmenbedingungen und jeder Tod eine Lektion über eigene Fehler. Zu keinem Zeitpunkt wird das Spiel tatsächlich unfair und so gibt es jede Menge Spielraum um die eigentlichen Qualitäten zu genießen.
Die faszinierende Welt von Dark Souls III
Zu einem Highlight gehören brillant gestaltete Umgebungen, die mit verwinkelten Passagen, geheimen Schätzen und zahlreichen unerwarteten Spielsituationen zum Besten gehören, was man in aktuellen Titeln finden kann. Eintönigkeit gibt es nicht. Immerhin ist Dark Souls III aber schon der dritte Eintrag der Serie und wer sich thematisch neue Wege erwartet, könnte durchaus ein wenig enttäuscht sein.
Wie durch die Kern-DNA der Souls-Reihe diktiert bestehen die Landschaften aus mittelalterlichen Schlössern, Sümpfen und Kerkern, an deren grafischem Detailreichtum man sich aber nur schwer satt sehen kann. Insbesondere der massive Drang zu überwältigenden Superstrukturen, die den ganzen Horizont durchziehen, ringen dem Spieler – ob der eigenen kleinen Schritte – Respekt ab. Wenn man bemerkt, dass sich die Geographie der Welt von Dark Souls III an jedem hohen Aussichtspunkt lückenlos nachvollziehen lässt, wird klar, dass hier trotz einer gewissen strukturierten Linearität eine Meisterklasse an Leveldesign zur Schau gestellt wird.
Das RPG-System bietet eine beinahe überwältigende Anzahl an Optionen. Der Spieler findet dutzende an Möglichkeiten für individuelle Charakter-Entwicklungen sowie jene neue Form von Skills, die nun jeder Waffe innewohnen, sollte die Community für Monate mit innovativen Taktiken beschäftigt halten. Wie man Monster jagen möchte, bleibt dem Spieler überlassen und dankenswerter Weise gibt es auch Mechaniken, die den Wechsel mitten im Spiel ermöglichen. Wichtig ist vor allem, das Dark Souls III über den gesamten Spielverlauf hinweg mit sinnvollen Erweiterungen lockt, ohne dass es jemals zu einfach wird. Eine Balance die kein anderes Spiel so gut auslebt wie Dark Souls.
Die Handlung tritt wie schon bei den Vorgängern einen Schritt in den Hintergrund. Die Welt ist zwar mit Details gefüllt, diese zu entdecken steht dem Spieler aber völlig frei. Sobald man versucht zu verstehen, wie sich gewissen NPCs verhalten, warum sie in die eigene Festung ziehen, oder wieder verschwinden, öffnet sich eine gewaltige Flut an Zusammenhängen, die schonungslos in die tieferen Gefilde der mystischen Handlung des Spiels führen und so den aufmerksamen Spieler mit einer wahren Flut an Erkenntnissen belohnen.
Hunderte Stunden Spielspaß dank dem New Game+
Und so ist auch der Fokus auf ein New Game+ erhalten geblieben: Der Spieler levelt munter weiter, während er mit neuen Gegnerplatzierungen und Ausrüstungsgegenständen experimentiert; die wahren Tiefen des Spielsystems erkundet und dabei noch neue Erkenntnisse über die Handlung gewinnt. Nicht zuletzt findet der Titel hier den Bogen zu seiner renommierten Multiplayer-Komponente. Diese hat sich tatsächlich aber nur wenig weiterentwickelt: Wie gehabt findet man Notizen, beobachtet die Geister anderer Spieler und wird über deren vorzeitiges Ableben vor unmittelbaren Gefahren gewarnt.
Convenants und deren Gildenartige Spezialfunktionen funktionieren wie gehabt und wirken für Veteranen vielleicht ein wenig zu bekannt. Bis auf ein paar Anpassungen, die altbekannte Probleme anpassen, gibt es hier wenig zu entdecken, was vielleicht daran liegt, dass es meist auf Details beruhte, wenn in vergangenen Ausgaben das Angreifen und Verteidigen von anderen Spielerwelten nicht zur Dauerbeschäftigung wurde.
Wer sich also nach dem massiven Singleplayer-Erlebnis noch für hunderte Stunden mit der facettenreichen Welt von Dark Souls beschäftigen will, der hat mit dem perfektionierten System von Dark Souls III gute Karten. Alles in allem ist den Entwickler ein beeindruckendes Sequel gelungen. Wer anderes sucht, der hat ohnehin letztes Jahr mit Bloodborne seinen Wunsch erhalten.
Dark Souls III fokussiert auf bewährte Spielelemente, die mit neuem Content angereichert werden und ist dadurch das vermutlicher bisher vollständigste und rundeste Erlebnis aus der ganzen Reihe. Der Titel richtet sich an Veteranen und Neueinsteiger gleichermaßen und wird so zu einem Highlight, das 2016 niemand verpassen sollte.
Plattform: PC (Version getestet), Xbox One, PS4, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 12.04.2016, darksouls3.com
Autor
Florian KranerAufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.
&post;