Veröffentlicht am 2. April 2014 | von Christoph Stachowetz
0Dark Souls II
Dark Souls II Christoph StachowetzWertung
Summary: Famose Fortsetzung der düsteren, knüppelharten und dadurch enorm motivierenden Spielereihe. Erneut aber nicht gerade Einsteiger-freundlich
5
Action-RPG
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Eine der aufgrund seines unbarmherzigen Schwierigkeitsgrad berüchtigsten und damit wohl auch nervenaufreibendsten Spielereihen der letzten Jahre ist zurück: Dark Souls II.
Als die Entwickler von From Software ankündigten, dass die Fortsetzung der Serie (zählt man Demon’s Souls dazu) zugänglicher als noch der Vorgänger aus dem Jahr 2011 sein sollte, war die Verwunderung der Gaming-Community doch spürbar. Wie könnte man einen Titel, dessen größter Reiz wohl der kompromisslose Schwierigkeitsgrad selbst darstellt, so ändern, das auch Einsteigern die Faszination eben jenes Aspekts begreiflich gemacht wird?
Glücklicherweise dürfte dieses Vorhaben schnell beiseite geschoben worden sein, denn auch Dark Souls II zermartert schon von Beginn der ersten Spielminute an wie gewohnt die Geduld, Ausdauer und das Nervenkostüm des Spielers. Der große Unterschied zu so manch anderem Titel, dem man eben jene hervorgerufenen Reaktionen grundsätzlich als eher negativ ankreiden würde, besteht hier aber darin, dass dieser fast schon sadomasochistische Faktor beabsichtigt ist. Wenn der Spieler an einem scheinbar übermächtigen Gegner scheitert, ist dies nämlich zumeist sein eigenes Verschulden: Die falsche Ausrüstung, eine ungeeignete Taktik oder schlicht schlechtes Timing können ohne notwendigen Lernprozess ausschlaggebend für das Versagen sein. Dies kann und wird zu Frustration führen, soviel kann festgestellt werden. Doch das Gameplay bleibt aufgrund seiner Ausgeglichenheit stets so motivierend und abwechslungsreich, dass ein erneuter Versuch immer wieder unternommen wird – und die Befriedigung bei erfolgreicher Überwindung jedes Hindernisses damit umso größer ist. (Interessant: Die erste Trophäe des Titels für wohl jeden Spieler nennt sich “Willkommen bei Dark Souls II” und wird mit dem ersten Tod verdient!)
In Dark Souls II wird der Spieler schon von Beginn an nicht mit langwierigen Tutorials, ausführlichen Erzählungen zur Story und einzelnen Charakteren oder sonstigem, oftmals als Ballast zu bezeichnenden, Elementen gelangweilt. Obwohl in der gleichen Welt wie Dark Souls angesiedelt, ist der Nachfolger in Sachen Handlung nicht direkt mit dieser verbunden. Es gilt nun die weitläufigen Areale des fiktiven Königreichs von Drangleic zu erkunden, auf der Suche nach einer Heilung für einen Fluch. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines – von jenem Fluch betroffenen – Untoten; verschiedene Charakterklassen wie Krieger, Ritter, Kleriker oder Abenteurer stehen dabei bei einem klassischen Rollenspiel-Editor anfangs zur Auswahl. In einer vor allem zu Beginn des Abenteuers sehr überwältigenden Auflistung an Einstellungsmöglichkeiten gilt es, den eigenen Fokus für den weiteren Spielverlauf festzulegen: Will man eher mit gewaltigen Breitschwertern oder Äxten auf Augenhöhe seinen Gegner begegnen, empfiehlt sich natürlich eine Erhöhung von Attributen wie Kraft und Gesundheit; Magie-orientierte Spieler verstärken Intelligenz und Beweglichkeit.
Ein zentrales Spielelement stellt die Ausdauer des Charakters dar: In einer Energieleiste wird diese am oberen Bildschirmrand eingeblendet, jede Aktion – ob nun aktiv oder passiv – lässt die Ausdauer temporär schrumpfen. So kann etwa nach einem Sprungangriff mit nachfolgender Ausweichrolle bei mangelnder Ausdauer das Schild nicht zum blocken einer Attacke des Gegners eingesetzt werden, was in weiterer Folge schnell zum Tod auch bei unbedeutenderen Widersachern führt. Apropos Tod: In Dark Sous II spielt dieser eine große Rolle, nicht nur weil er potentiell an jeder Ecke lauert. Ist auch der letzte verbleibende Rest an Gesundheit ausradiert worden, so stirbt der eigene Charakter – allerdings nur für den Moment (Untote lassen sich eben schwer eliminieren). Der Spieler wird lediglich zu einem Rücksetzpunkt – hier stellt dies ein vorher zu aktivierendes Lagerfeuer dar – transferiert, der zugleich auch die Gesundheit, die Magiefähigkeit und die Abnutzung von Waffen wiederherstellt. Natürlich sind diese Lagerfeuer nur vereinzelt zu finden und auch die bisher erledigten Gegner sind wieder auf ihrer ursprünglichen Position vorzufinden – die ersten 12-15 Mal zumindest, sofern es keine Bossgegner sind. Auch die Gesundheitsleiste wird mit jedem Tod etwas verringert (dem kann entgegen gewirkt werden, keine Sorge), es gilt also, genauso vorsichtig wie auch effizient vorzugehen.
Dutzende Nah- und Fernkampf-Waffengattungen und ebenso viele Waffenarten sind in der offen zugänglichen Welt von Dark Souls II vorzufinden; unterschiedlichste Zaubersprüche, Tränke und eigenartig anmutende Objekte mit Attribute-stärkendem Charakter sind in Truhen, hinter geheimen Türen oder als Nachlass von Gegnern aufsammelbar. Das klassische Auflevelsystem setzt auf Seelen, die erkämpft, gesucht und gehortet werden wollen: Nach der alten Videospiel-Faustregel “Je gewaltiger der Gegner, je härter der Kampf und je geheimer das Versteck, desto größer die Ausbeute” kann der eigene Charakterstatus aufgebessert werden – oder auch jener der Waffen, hier gilt es gut zu überlegen. Auch das Abschätzen der eigenen Fähigkeiten will erlernt werden, denn sollte man mit tausenden an Seelen in der Tasche sterben, so verbleiben die Seelen am Ort des Ablebens. Sollte der Spieler also in die Tiefen eines Dungeons gedrungen sein, um seine Seelen wieder zu erlangen und auf dem Weg erneut sterben, sind die Seelen natürlich weg.
Hilfestellung bietet der innovative, aber nicht wirklich als solcher zu bezeichnende Online-Multiplayer: Andere Dark Souls II-Spieler werden nur schemenhaft als Geister oder Phantome und nur in kurzen Momenten dargestellt, es wird aber jedem die Möglichkeit geboten, (im besten Fall) nützliche Nachrichten als Bodenmarkierungen mittels eigenem Texteditor zu hinterlassen. So finden der Spieler etwa oftmals Hinweise auf Verstecke oder Taktiken zu Bossgegner, was zumeist überlebenswichtig sein kann. Für kurze Zeit kann zudem ein Online-Mitspieler herbeigerufen werden – aber auch die “Invasion” in die Spielumgebung eines anderen Spielers mit Tötungsabsicht ist – in beide Richtungen – möglich.
Optisch bewegt sich Dark Souls II auf hohem, aber nicht durchwegs überwältigendem Niveau: Das durchgehend düstere Design der Level, Ausrüstungsgegenstände und Charaktere spiegelt die Sorgfalt und Detailverliebtheit der Entwickler wieder, die (für das Timing essentiellen) Animationen der eigenen Spielfigur und die der enorm abwechslungsreichen Gegner bezaubern. Weniger beeindruckend sind einige Untergrund-Umgebungen und früh erkundbare Festungen, deren langgezogene Wege auf Dauer eher ermüdend wirken. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich allerdings die kaum fassbare Anzahl an Zwischen- und Endbossen, die zwar allesamt weniger innovativ (diverse Ritter in schwerer Rüstung, Drachen, haushohe Riesen usw.), dafür umso effektvoller in Szene gesetzt wurden. Zusätzlich interessant: Das Sounddesign setzt auf fast vollständigen Verzicht auf Hintergrundmusik, nur in dem als Hub fungierendem Küstendorf Majula und bei den Endgegner kommt ein dezenter respektiv orchestral-bombastischer Soundtrack zum Einsatz – dies verstärkt zwar die Atmosphäre bzw. den Nervenkitzel etwa beim Durchforsten eines düsteren Katakomben-Komplexes, wirkt allerdings auch oftmals etwas karg und leblos.
Der fast vollkommene Verzicht auf eine umfassende Einleitung hat einige Nachteile, die sich teils gravierend auf das Spielvergnügen auswirken: So ist das Aufleveln nun nicht mehr bei den Rücksetzpunkten möglich, sondern ausschließlich bei einer einzigen Spielfigur im zuvor erwähnten Majula – ignoriert man vor lauter Übereifer und Erkundungswut sowohl jenes Dorf oder den Charakter, so stellt sich schnell die Frage, was denn überhaupt mit den ganzen Seelen angestellt werden soll. Auch die diversen Bünde in Dark Souls II, denen der Spieler beitreten kann, machen nicht auf Anhieb klar, welche Funktion sie überhaupt inne haben. Das manche Rücksetzpunkte an einigen Stellen der Welt platziert wurden, deren Sinnhaftigkeit zweifelbar erscheint, lädt auch zu Verwunderung ein.
Doch diese negativen Aspekte werden im Laufe der mehr als 60 Stunden umfassenden Spielzeit recht bald relativiert und von den Vorzügen des Titels überdeckt. Dark Souls II ist ein enorm umfangreiches, forderndes und erbarmungsloses Werk, das den Spieler in keiner erdenklichen Art und Weise bei der Hand nimmt oder ihn auf das kommende Erlebnis vorbereitet. Lernen, Erkunden, Gefahren abschätzen und Hindernisse überwinden steht im Vordergrund. Eingebettet in einer düsteren, atmosphärisch dichten Spielwelt wird hier ein Action-Rollenspiel allererster Güte präsentiert, das auch nach dem ersten Durchlauf genug Motivation zu bieten hat, sich nochmals der nerven-strapazierenden Herausforderung zu stellen.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16,
Release: 14.03.2014 , www.darksoulsii.com
Tags:5 von 5Action-AdventureAction-RPGFrom SoftwareHack'n'SlashNamco BandaiPCPS3SandboxXBox 360
Über den Autor
Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.