Dark Canopy
EUR 18,95
Autor: Jennifer Benkau
Erscheinungsdatum: 1. März 2012
ISBN-13: 978-3839001448
Verlag: Script5
Gebundene Ausgabe: 534 Seiten
Klappentext:
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr
Endlich habe ich “Dark Canopy” gelesen. Letztes Jahr gab es einen großen Hype um das Buch. Zurecht! Ich bin sprachlos und gerade deshalb fällt mir die Rezension so schwer. Diese Gefühle auszudrücken, die in mir losgetreten wurden … mir fehlen die Worte.
Joy lebt in einer dunklen rauen Welt. Ihr Leben ist vom Überleben bestimmt. Als Clanmitglied schützt sie sich und die anderen Menschen vor den Fängen der Percents. Denn diese furchteinflößende Rasse hat die Herrschaft über die Welt an sich gerissen. Während einer Rettungsaktion für ihre Freundin Amber gerät sie jedoch in eine Falle und wird erwischt. Aber anstatt als Sklavin eines Percent, landet sie im alten Gefängnis als Soldat, was als Frau absolut unüblich ist. Die Idee des Mentors eines Percent. Neél ist von der Idee seines Übergeordneten gar nicht überzeugt und empfindet sie als Demütigung. Er muss Joy so gut trainieren, dass sie im Chivvy, der traditionellen Menschenjagt, so gut ist, um als letzte übrig zu bleiben. Denn nur dann winkt ein angenehmeres Leben und ein hohes Ansehen für den Percent. Je länger sie bei ihm ist, desto mehr verändert sich ihre Sichtweise. Aber warum fühlt sie plötzlich in seiner Gegenwart diese Wärme und kann ihn nicht mehr hassen?
Erster Satz: Ich hatte immer behauptet, der erste Percent, der in meinen Wurfradius tritt, würde ihn nicht lebend verlassen.
Idee: Mich hat die Geschichte stark an den Film erinnert, den ich sehr gemocht habe: “Enemy Mine” von 1985. Hinter der Geschichte von Dark Canopy steckt ebenso eine tiefe Aussage über Respekt verschiedener Rassen und Sichtweisen. Die Idee ist nicht neu, aber gefällt mir gut.
Plot: Das Buch startet mit einem Prolog. Joys erster brenzliger Begegnung mit einem Percent, in der die beiden Feinde sich leben lassen. Jahre später lernt man Joy und ihr Leben als Rebellin kennen bevor sie in die Welt der Percents eintaucht. Man ist direkt mitten drin und wird sofort in die Welt hineingezogen. Die ganze Atmosphäre und Stimmung ist fühlbar. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Länge. Es vergehen mehrere Monate, in denen Joy trainiert wird. Das macht die ganze Story authentischer. Hier und da wird zeitlich gesprungen, aber durch die optische Trennung der Absätze merkt man das sofort. Für mich ist “Dark Canopy” filmreif. Eine gute Vorlage um einen tollen Kinostreifen daraus zu machen (was ich insgeheim hoffe). Nicht zu schnell, dennoch in keiner Weise langweilig. An den spannenden Stellen packend und beim Kampf schnell und durchdacht.
Schreibstil: Erzählt wird hauptsächlich aus der Sicht Joys als Ich-Erzähler im Präteritum. Yeah! Meine Lieblingsperspektive. Es gibt allerdings auch Teile, die in der dritten Person aus der Sicht Mathials, Joys Rebellenfreund, geschildert werden. Ich gestehe, dass ich diese Teile mit etwas weniger Begeisterung gelesen habe. Das lag aber nur daran, dass ich viel lieber Joys und Neéls Beziehung so spannend fand.
Jennifer Benkau hat einen Stil, den ich als besonders nennen möchte. Ihre Beschreibungen sind nicht langweilig und es stellt sich allgemein recht schnell ein starker Lesesog ein. Mir fehlen einfach die Worte. Sie hat es geschafft tiefe Gefühle in mir auszulösen, mich immer wieder zu den Charakteren hinzuziehen und so sehr in die Welt abzutauchen, dass ich alles andere um mich herum vergessen habe. Ich kann eigentlich in jeder Situation immer und überall lesen aber bei “Dark Canopy” hatte ich das tiefe Bedürfnis mir beim Lesen Ruhe um mich herum zu gönnen. Ein tiefer Wunsch der Geschichte ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Wie kann man nur so gut schreiben? Jennifer Benkau ist ein Beweis, dass es gute Autoren in Deutschland gibt, die eine ganz besondere Art der Sprache herüberbringen.
Charaktere: Ich kann kaum in Worte fassen, was ich bei den Charakteren empfunden habe. Auch hier fällt mir das schwer. Sie sind so gut. Durchdacht von vorne bis hinten mit den nötigen Details, dem passenden Handeln, um sie so plastisch vor der Nase zu haben. Ich hätte nahezu nach ihnen greifen können. Selbst kleine Nebenrollen gewinnen durch einfache, aber einprägsame Mittel an Wichtigkeit und bleiben nicht vergessen. Hinter jeder Figur wird der innere Antrieb sichtbar.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass Joy schon 20 ist. Das ist erwachsener als das sonst häufige 16-18Jahre. Nicht nur durch die Perspektive ist man ihr nah, auch durch ihre deutliche Zeichnung steckt man förmlich in ihr drin. Die Entwicklung, die sie durchmacht, ist absolut nachvollziehbar und wirkt echt.
Neél, vor allem als Percent, ist mir sympathisch. Außerdem habe ich nicht damit gerechnet so einen guten männlichen Charakter zu finden. Er hat Macken und Kanten und Ecken, die ihn authentisch machen. Aber er hat auch die gefühlvolle, weitsichtige und aufgeschlossenen Seite an sich. Intelligent, geduldig und vor allem stark.
Allein wegen der starken Charakterdarstellung sollte man das Buch lesen.
Hintergrund: Der Hintergrund wird zwar an einer Stelle recht detailliert erklärt, was ich in manch anderen Bücher als Infodump empfinden würde, hier jedoch nicht so. Es ist perfekt in das Geschehen eingeflochten. Andere Details hier und da wirken weiter vertiefend. Die Zeiträume sind gut gewählt und machen alles nachvollziehbar und klar. Mir würden noch ein paar Fragen zu den Percents einfallen, aber das soll hier nicht ins Gewicht fallen. Details wie Umgebung oder das Überleben, Kämpfe, Reiten usw. sind sehr gut recherchiert.
Fazit: In diesem Buch steckt so viel mehr. So viel Tiefe. Es ist nicht einfach nur eine Dystopie. Für mich schwingt eher auch Si-Fi mit. Natürlich Liebe. Zwischenmenschliches. Ich kann gar nicht genug Gründe aufzählen, warum man es lesen sollte, aber wenn ich mir einen rauspicke, dann wirklich den Tiefgang der Story. Wer am Ende auf fiese Cliffhänger steht, für den ist Dark Canopy ein Muss. Wer düstere Dystopien mag, für den ist es ein Muss. Wer auf tolle Charaktere mit Tiefgang steht, für den ist es ein Muss. Und letztendlich kann man durch den Status als Zweiteiler alle Leser erfassen, die genug von Trilogien und Serien haben. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt und wette, dass ich das Buch sicher schnell lesen werde. Die Geschichte um Joy könnte bei mir durchaus auf dem Re-read Regal landen. (Und ich lese selten zwei Mal). Danke für diese tolle Geschichte.
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