Darauf können Sie pfeifen

Insgesamt 6,45 Millionen Zuschauer sahen am Samstagabend, wie Panflötenspieler Leo Rojas das diesjährige Supertalent-Finale mit seiner Interpretation von Der einsame Hirte gewann. Keine schlechte, aber dennoch eine deutlich niedrigere Quote als noch 2010, als rund 1,8 Millionen mehr Menschen vor den Bildschirmen saßen. Stellt sich im RTL-Castingland etwa Erschöpfung ein? Die Antwort gibt es in unserem news.de-Videokommentar zur Supertalent-Saison 2011.

Bei dem Sendungsmarathon, den RTL seinen Zuschauern in diesem Jahr zugemutet hat, wäre die eine oder andere Ermüdungserscheinung jedenfalls nicht verwunderlich. In 13 Castingfolgen – mitunter drei Stunden lang – wurden neben den von der Jury als gut befundenen Talenten vor allem gesangliche Totalausfälle, Bewegungslegastheniker sowie mal mehr und mal weniger ansehnliche Exibitionisten über die Bühne gejagt. Viel hilft viel war das Motto – viel nackte Haut, viel Drama, viel Witz unter der Gürtellinie.

24 Kandidaten schafften es ins Halbfinale, das in zwei Liveshows gesplittet wurde, von denen beide ähnlich langatmig und farblos gerieten. Jeder der Titelanwärter, die meisten von ihnen vergleichsweise durchschnittlich begabt, aber von der Jury hochgelobt, bekam eine möglichst rührselige bis dramatische Story verpasst: Sven Müller als pummeliger Sänger mit Spielschulden, Julian Pecher als sitzengelassener Sunnyboy auf der Suche nach Liebe, Dergin Tokmak als Gehandicapter mit Kämpferherz.

Am Ende siegte in einem zähen Finale, das vor unerfüllt gebliebenen Superlativen nur so strotzte, der Kandidat mit der tränenreichsten Vorgeschichte. Leo Rojas, Straßenmusiker aus Ecuador, lebt ohne Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Weil er nur ein Touristenvisum hat, muss er vielleicht bald wieder zurück in seine Heimat, wo seine Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ihr will das neue Supertalent von der Siegesprämie nun ein Haus kaufen.

Folgerichtig stürmten die bereits zum Halbfinale eingeflogene Mutter und die deutsche Ehefrau von Tränen überströmt die Bühne, nachdem die Entscheidung gefallen war. Bei einer solchen Story wird Leos Auftritt fast zur Nebensache. Der war solide, aber nicht herausragend. Doch darauf kommt es bei der RTL-Castingshow erfahrungsgemäß auch nicht an. Ob dieses Konzept in Zukunft weiter funktionieren wird, darf ob der qualitativ gut gemachten Konkurrenz – wie etwa The Voice of Germany – ernsthaft bezweifelt werden.

Sehen Sie hier unseren Videokommentar zum Supertalent-Finale.

Quelle:
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«Das Supertalent» – Darauf können Sie pfeifen


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