Natürlich fand auch die Frage nach der Funktionsweise eines Kompostklos ihre Antwort, es war aber ganz gewiss nicht die Hauptfrage, die beim jährlichen Politikerstammtisch, der diesmal „zufällig“ zwei Wochen vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus stattfand, diskutiert wurde. Sie war jedoch sehr passend zum 120jährigen Bestehen der Kleingartenanlage Bornholm II in Prenzlauer Berg.
Entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts versorgten Kleingärten zumeist arme Arbeiter mit Lebensmitteln. Das hat sich heute geändert, aber der Drang nach frischer Luft im Grünen und Stressabbau ist stärker denn je. Darum ist es mehr als unverständlich, dass viele der grünen Stadtoasen ernsthaft bedroht sind. Das Thema des politischen Frühschoppens lautete darum auch: „Warum das Ende der Kleingärten uns alle betrifft.“
Ganz Berlin wächst und Pankow ganz besonders. Wohnungsbau steht daher ganz oben auf der Aufgabenliste der Politiker aller Parteien. Doch es sollte, darf und muss nicht auf Kosten der Anlagen gehen. Das bestätigten am vergangenen Sonnabend alle Anwesenden, von Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD), über Katrin Möller (DIE LINKE) bis hin zu einem Vertreter der FDP. Laut und deutlich war aber auch die Forderung des Bürgermeisters nach Akzeptanz und Toleranz von Neubauarealen. Bauen ja, aber nicht vor meiner Tür, wäre einfach mal die falsche Antwort. Man darf gespannt sein, wie es nach der Wahl weitergeht.
Keiner sollte aber annehmen, dass es an so einem sonnigen Tag nur bierernst zugegangen sei. Der traditionelle Treff hat seine ganz eigene Herzlichkeit, ermöglicht legeres Auftreten ohne hemdsärmlig zu sein und bietet immer was zu lachen. Oder wussten Sie, dass die Vereinskneipe mal „Der hungrige Wolf“ hieß, dass im Wasserturm nicht nur Wasser sondern auch Gurken gelagert wurden, warum das nasse Dreieck so heißt und wie ein Kompostklo funktioniert?
Außerdem konnte der Hinweis auf Steigerung der Akzeptanz und Privilegien der Gärtner durch Öffnung ihrer Anlagen hoffentlich endgültig abgeschmettert werden. Seit 1990 sind die Anlagen öffentlich. Was den Mitgliedern dazu alles - und nicht nur vor der Wahl - eingefallen ist, belegte die Übersichtskarte, die zeigt, welche Gärten den Besucher zur Besichtigung offen stehen.
Auch wartet bereits eine Parzelle am Schillerweg darauf Stadtkindern und Jugendlichen zu zeigen woher ihr Ketchup kommt. Ab nächstes Jahr werden die Zwerge der Gleim-Kita, die Schreberjugend und auch junge Flüchtlinge dort u.a. Tomaten pflanzen. Ehrenamtliche haben bereits wie wild und verrückt Unkraut gejätet und umgegraben. Ich habs gesehen, das hat Potential und ich bin dabei.
Damit das alles auch eine Zukunft hat, muss endgültig festgehalten werden: Keine Aufgabe von Kleingarten für den Bau von Eigentumswohnungen! Raus aus dem Flächennutzungsplan! Schutzfristen helfen nicht, sie verunsichern! Verteidigung des Bundeskleingartengesetzes und Verankerung in der Landesverfassung mit einer anderen Liegenschaftspolitik. Und darauf eine selbstgepflückte Birne!