Thalia Theater
Das erste Mal im Thalia Theater in Hamburg. Ich sitze im Oberrang, kann aber alles gut sehen und verstehen.
Es wird Dantons Tod von Büchner gespielt in einer Inszenierung von Jette Steckel. Eine der drei jungen Neu-Regisseure am Thalia, die das Bild des Theaters prägen. Steckel inszeniert viele Klassiker, wohin gegen die anderen beiden sich eher an moderne Stücke wagen. Trotzdem ist Steckels Inszenierung nicht altbacken und staubtrocken. Sie verbindet moderne Spieltechniken und Inszenierungselemente mit klassischem Text.
Es steht ein Keyboard und eine E-Gitarre auf der Bühne und auch das Schlagzeug kommt in einer Session zwischen Danton und Robespierre so wunderbar zum Einsatz, dass es einem Rockkonzert gleicht das sich einwandfrei mit dem Text Büchner vermischt. Die Musik spielt hier generell eine enorme Rolle, was bei dem Thema ja eigentlich sehr passend erscheint. Es geht um die Französische Revolution: Um Herrschaft, um Regierungssysteme und was man eigentlich erreichen will und ob es sich lohnt dafür zu kämpfen- Für seine Überzeugung. Alles Themen mit denen wir uns auch heute wieder mehr beschäftigen. Überall flackern Revolutionen auf, mal Große und mal Kleine über den ganzen Erdball verteilt. Diese Aktualität spürt man deutlich in der Inszenierung auch wenn sie nicht mit Worten erwähnt wird. Sie schwingt im Unterton mit, warum genau kann ich auch nicht sagen. Es ist nur so ein Gefühl.
Das Bühnenbild ist grandios. Die Drehbühne wird hier voll zum Einsatz gebracht. Es gibt zwei Kreise, die sich in unterschiedliche Richtungen drehen. Auf dem Kleinen steht eine große Kugel deren Innenteil rausgeschnitten wurde und die nur noch einen Rahmen hat, sozusagen. Es ist schwer zu beschreiben. Die Schauspieler bespielen die Kugel. Mit ihren vier Seiten und zwei Ebenen kann sie immer wieder etwas Neues zum Vorschein bringen. Die Kreise rotieren und drehen sich immer weiter, genauso wie sich auch Dantons Schicksal und die Revolution immer weiter drehen bis zum Tod. “Die Revolution frisst ihre Kinder”, wie es bei Büchner heißt. Eine Aussage, die durch das Bühnenbild und die laute, rotierende Musik unterstützt und in ein Bild gebracht wird.
Jörg Pohl als Danton ist großartig, genauso wie alle anderen Schauspieler. Es ist ein perfektes Zusammenspiel zwischen Schauspiel, Musik, Bühne und Inszenierung. Jette Steckel ist eine Regisseurin, die zu Recht am Thalia inszeniert.
(c)Armin Smailovic