Dann eben Pizza

Da nimmst du für einmal richtig weit Anlauf, um über deinen Schatten zu springen, brüskierst dabei ziemlich viele Leute und wo landest du am Ende? Mit „Deinem“, einer Pizza und einer Cola light auf irgend einer Treppe irgendwo in Olten. Und das kam so:

Irgendwann, vermutlich vor etwa einem halben Jahr, legten wir das Datum für die Generalversammlung des einzigen Vereins, in dem ich nicht nur Mitglied, sondern auch Vorstandsmitglied bin, auf den heutigen Abend fest. Wohl etwa zur gleichen Zeit legten nette Menschen aus der Kirche, in der ich Mitglied bin, das Datum für den einzigen Paar-Abend, bei dem ich jeweils unbedingt dabei sein will, ebenfalls auf den heutigen Abend fest. Dieser Abend sieht jeweils so aus: Nette Leute, gutes Essen, ein herausforderndes Referat zu einem sehr alltagsnahen Beziehungsthema und ein Schuss Romantik. Würde man aus dem hohlen Bach heraus entscheiden, wäre eigentlich klar, wo man den Abend verbringen möchte, aber für einen pflichtbewussten Menschen wie ich einer bin, zählt gewöhnlich nicht das Wollen, sondern das Müssen und darum war ich ziemlich sicher, dass wir den Paar-Abend sausen lassen würden.

Nun ist es aber so, dass „Meiner“ und ich in den vergangenen drei oder vier Wochen eine sehr anstrengende und aufreibende Phase durchgestanden haben, während der wir uns fast täglich in die Haare geraten sind.  Nicht gerade unsere Vorstellung von einer glücklichen Ehe und da sich der Streit meist am Alltagsstress entzündete, schien uns das Thema „Bis dass das Leben euch scheidet“ geradezu perfekt zu passen. Und so dämmerte sogar mir, dass für einmal nicht das Müssen, sondern das Wollen Pflicht war. Also sprang ich schliesslich mit sehr grossem schlechten Gewissen über meinen Schatten und gab den anderen Vorstandsmitgliedern bekannt, dass ich für einmal dem Privatleben den Vorrang geben würde, auch wenn ich den Termin für die GV zuerst in die Agenda eingetragen hatte. 

Wie es der Zufall wollte, schlafen Karlsson und Luise heute auswärts, so dass nur noch drei Kinder während unserer Abwesenheit überwacht werden mussten. Kein Problem, dachten wir, die sind freitags ja immer so müde, dass wir die einfach ins Bett stecken können und meine Mutter, die eine Etage tiefer wohnt, muss nur hin und wieder die Ohren spitzen, um zu wissen, ob alles in Ordnung ist. Ha, von wegen kein Problem! Der Paar-Abend hatte schon längst angefangen und wir sangen noch immer Schlafliedchen, wechselten Windeln und mahnten zur Ruhe.  “Na gut, dann kommen wir eben eine halbe Stunde zu spät“, meinte „Meiner“ und so lag ich eben noch ein wenig länger neben dem Prinzchen und redete ihm gut zu. Irgendwann wurde uns klar, dass aus dem Paar-Abend nichts werden würde. „Dann gehe ich halt zur GV“, sagte ich trotzig, aber ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass mein Erscheinen auch dort nur noch peinlich gewesen wäre, weil der Vorstand wohl bereits beim letzten Traktandum angelangt war.

Da sassen wir also, „Meiner“ und ich; er ziemlich frustriert, weil aus dem Paar-Abend nichts geworden war, ich ebenso enttäuscht und dazu noch mit sehr schlechtem Gewissen, dass ich meiner Pflicht nicht nachgekommen war und beide sehr hungrig. Und so kam es eben, dass wir den kleinen Rest des Abends, der uns noch blieb, nachdem unsere drei Jüngsten endlich ruhig geworden waren, Pizza essend auf irgend einer Treppe irgendwo in Olten verbrachten.

Immerhin war die Pizza köstlich…

Dann eben Pizza

 



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