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GTL | 23.10.2014 | Kommentare (0)
Dann doch verblüffend, wenn man’s erlebt
Spätestens seit der (gesponserten) Selfi-Orgie bei der letzten Oscarverleihung wurde die Portrait-Fotografie mittels Mobile zu sozialen Verpflichtung erhoben.
Kürzlich in einem – früher hätte man Kaffeehaus zu einem Lokal gesagt, dessen wesentliches Produkt eben dieses Methylxanthin darstellt, heute ist es ein stylischer, voll ökologischer Hangout mit Zimtgeruch und geschäumter Milch – nippte ich an meinem Espresso als ein Grüppchen junger Mädels den Nebentisch okkupierten. Statt belanglosem Tratsch oder selbstüberschätzender Weltverbesserung, wie dies zu meiner Jugend üblich war, beschränkte sich die Kommunikation auf das gegenseitige Abfotografieren, nachdem das eigene Make-up upgedatet war.
Mutmaßlich handelte es sich um Klassenkameraden, die bereits den ganzen Tag zusammen verbracht haben und vermutlich auch die nächsten Monate ihre Schultern aneinander reiben werden, so dass es keinen für Dritte erkennbaren Grund gab, weshalb der Augenblick verewigt werden sollte.
Wenn der einzige Grund jedoch darin bestand, das Konterfei ins Internet zu bringen, dann war ich hiermit behilflich.