Eine längst fällige Würdigung der frühen Frauenversteher. Mit ihren Erfindungen revolutionierten diese Männer die Kosmetikwelt und verschönern unser Leben bis heute.
Maybelline – Wimperntusche, 1913
Warum T. L. Williams die Wimperntusche erfand? Der US-Chemiker wollte seiner schwer verliebten Schwester Mabel bei einer wichtigen Erprobung helfen. Aus Vaseline und Kohlenstaub mischte er eine schwarze Paste, die ihre Wimpern voller und vor allem länger aussehen lassen sollte – für einen unwider- stehlichen Augenaufschlag. Das klappte prima! Mabel heiratete ihren Traummann. Nur kurze Zeit später ging die erste Mascara der Welt in Serie. Die eigens dafür gegründete Firma wurde „Maybelline“ genannt, eine Wortschöpfung aus Mabel und Vaseline.
Artdeco – Lidschattenbox, 1985
Seine Wunschfarbtöne für das Augen-Make-up selbst zusammenzustellen, das kann man mit den Beauty-Boxen von Artdeco. Lidschatten aussuchen, in die mit einem Magneten versehene Schatulle hineinklipsen, schon ist die individuelle Farbplatte fertig. Geht eine Nuance schneller zu Ende als die anderen, wechselt man sie einfach aus. Heute ist die Nachfüllpackung beinahe moderner als im Erfindungsjahr 1985, denn sie hält ewig – und das ist gut für die Umwelt. Seit 2005 erscheinen die schwarzen Kästchen dreimal im Jahr passend zur aktuellen Make-up-Kollektion in neuem Design.
Umgesetzt hat das preisgekrönte Clip-Prinzip Helmut Baurecht, der Gründer und Eigentümer von Artdeco. Ihm war von Anfang an klar, dass er etwas Besonderes bieten musste, um gegenüber den Luxuslabels zu bestehen. Artdeco zeichnet sich zudem durch eine hohe Qualität bei mittleren Preisen und eine riesige Farbauswahl aus. Der Erfolg gibt dem kreativen Geschäftsmann recht: Inzwischen ist etwa jedes dritte Make-up-Produkt, das über den Ladentisch geht, von Artdeco. „Marken sind wie Kinder, man liebt sie eben.“ – mit diesem Gedanken trägt Baurecht immer wieder neue, überraschende Ideen in die Welt. Zuletzt die junge Marke BeYu, die es nur bei Douglas gibt.
Guhl – Shampoo mit Natur-Extrakten, 1937
Als Friseur der Reichen und Schönen arbeitete Gustav Guhl zu Beginn der dreißiger Jahre auf Kreuzfahrtschiffen und in internationalen First-Class-Hotels. In Paris eignete er sich dann die neuesten Erkenntnisse der Kosmetik-Chemie an. Damals gab es die ersten alkalifreien Shampoos, und das Haarewaschen mit Seife war in elitären Kreisen verpönt.
Um diesen Trend fortzusetzen, zog sich Guhl zum Experimentieren auf den familieneigenen Bauernhof in den Schweizer Bergen zurück und konnte seine eigenen Shampoos präsentieren. Sie waren eine Sensation, denn sie verbanden moderne Reinigungsformeln mit natürlichen, pflegenden Extrakten wie Ei-Cognac, Pfirsich-Öl oder Bier, das feines Haar griffiger macht. Die Guhl-Shampoos sind bis heute Klassiker. Ihr Erfinder fand in der Natur immer wieder ideale Lösungen für Haarprobleme. Mitte der achtziger Jahre lancierte das Unternehmen die ersten Colorshampoos, mit Essenzen aus Walnuss, Kamille und Henna. Guhl hatte sie bis zu seinem Tod 1978 eigenhändig mitentwickelt. Ergänzt durch Farbglanz-Pflegespülungen wurde diese Guhl-Innovation oft kopiert, aber – ganz unter uns – nie erreicht.
Echt Kölnisch Wasser – Cool Stick, 1924
Der Erfrischungs-Stick kam 1924 unter dem Namen „Frozoclone“ auf den Markt. Als „Kühlstift gegen Hitze“ im Lippenstift-Format war und ist er ideal für unterwegs und alle Gelegenheiten, bei denen es heiß und stressig zugeht. Der Stift hat mit Sicherheit dazu beigetragen dass „4711 Echt Kölnisch Wasser“ noch beliebter zu machen. Bis heute wird die Formel des Originalduftes für den zart schmelzenden Stick („Festes Kölnisch Wasser“) verwendet. Ein Hauch von Menthol stimuliert die Pulspunkte aus der Haut und kühlt sie, während Aloe Vera pflegt, und der Duft selbst mit seinen erfrischenden Kopfnoten und ätherischen Ölen aus Bergamotte, Zitrone und Orange die Sinne belebt. Einfach auf Schläfen, Nacken oder Handgelenk tupfen – und aufatmen.
Genau so hatte es der Firmengründer Wilhelm Muelhens gewollt. Sein „Aqua Mirabilis“ sollte mehr als Duft sein: ein Wunderwasser für die Sinne. 4711 ist eine der ältesten Marken der Kosmetikwelt überhaupt. Das Eau de Cologne wurde 1798 zur Zeit der französischen Revolution kreiert – und die Rezeptur ist seitdem unverändert. Lange war die Glasflasche in Türkis und Gold ein echtes Trendprodukt, das auf Weltausstellungen mit Preisen ausgezeichnet wurde. Neu dagegen und nur im Sommer zu haben „4711 Ice“, eine leichte frisch-blumige Komposition. Die gibt es natürlich auch als Ice-Stick mit extra kühlendem Menthol.
Max Factor – Greasepaint Make-up, 1914
Max Factor war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts der Make-up-Artist der Filmstars. Den Hollywood-Beauties kam er näher als jede Kamera. Bei Close-ups gab es nur ein Problem: Klassische Theaterschminke spannte sichtbar und machte Risse auf der Haut. Max Factor kreierte deshalb 1914 eine cremig-leichte Profi-Foundation, und Stars wie Gloria Swanson oder Jean Harlow konnten endlich bei Nahaufnahmen filmreich strahlen. „Greasepaint“ wurde Max Factors Eintrittskarte in die High Society Hollywoods.
Damit jede Frau glamourös aussehen konnte, brachte er 1920 „Society“ auf den Markt: Das erste Make-up in einer typgerechten Auswahl an Farbtönen – und der Durchbruch für die Kosmetiklinie Max Factor. Der Visagist hatte früh erkannt, dass Foundations individuell abgestimmt sein müssen und deshalb in den Studios eigene Schminkräume für Blondinen, Rothaarige und Brünette eingerichtet. Er war damit der erste Farb-Typ-Experte der Welt.
Nivea – Allzweckcreme, 1911
Erfunden wurde die erste stabile Fett- und Feuchtigkeitscreme im Jahre 1911 in Hamburg. Damals bekam ihre Verpackung ein zartgelbes Jugendstil-Design und galt als Pflege der Upperclass. Seit 1925 ist die Dose blitzblau und bei allen beliebt. Inzwischen ist die Nivea-Creme in über 200 Ländern zu haben, sogar auf winzigen Tropeninseln. Der unverwechselbare Duft blieb dabei über die letzen Jahrzehnte nahezu unverändert, genau wie die Formel. Sie ist die Erfindung von Dr. Oscar Troplowitz, Apotheker und Besitzer der Labors Beiersdorf, und seinem Chef-Chemiker Dr. Isaac Lifschütz. Letzterer hat das Eucerit entwickelt. Es sorgt als Emulgator dafür, dass die winzigen Wassertropfen im Öl eingebunden bleiben – und das so sicher, dass die Nivea-Creme ohne Konservierungsstoffe auskommt.
Nivea ist heute eine der international erfolgreichsten Pflege- und Beauty-Marken. Mit dem Wirkstoff Q10 gelang dem Hersteller Beiersdorf vor zehn Jahren ein Coup in der Gesichtspflege. Der Energieträger unterstützt die Zellfunktion der Haut. Die Q10-Serie von „Nivea Visage“ ist heute die weltweit bestverkaufte Anti-Falten-Pflege.
Bildnachweis: K.-P. Adler – Fotolia / Textnachweis: Cosmopolitan November 2008, Emma Blum