So sehr ich meine Familie vergöttere, an Tagen wie heute könnte ich sie alle auf den Mond schiessen. Nicht für immer natürlich. Nein, nur gerade so lange, bis sie spüren, wie öde ihr Leben ohne mich wäre. Da komme ich heute Mittag gut gelaunt von der Arbeit nach Hause und wen treffe ich an? Einen jammernden Zoowärter, der eben erst voller Stolz sein Kindergartentäschchen ausgepackt hat und sich schon wieder lautstark darüber beklagt, er würde nie etwas geschenkt bekommen. Eine genervte Luise, die keine Lust hat, Tomaten-Orangen-Suppe zu essen und die eingeschnappt ist, dass ich nicht sogleich mit ihr zum Einkaufszentrum fahre, um einen Schlafsack für die Schulreise nächste Woche zu kaufen. Das Kind schiebt doch allen Ernstes mir die Schuld am Regen in die Schuhe. Dieser böse Regen, der „Meinen“ dazu zwingt, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, weshalb Luise nicht ins Einkaufszentrum kutschiert werden kann.
Mit einer mies gelaunten Luise und einem klagenden Zoowärter könnte man ja zur Not noch klarkommen. Dazu kommt aber noch ein lautstarkes Prinzen- Gezeter - worum es ging, habe ich vergessen, ich weiss nur noch, dass auch diesmal ich die Schuldige war – ein kranker FeuerwehrRitterRömerPirat, der zwar allen Grund hatte zum Jammern, dessen Gejammer aber vom Gemotze der anderen übertönt wird, so dass er schreien und toben muss, bis ich ihn endlich höre. Irgendwie bringe ich es auch noch fertig, Karlsson wütend zu machen, „Meiner“, der momentan nicht gerade fit ist, sagt kaum ein Wort und die Laune des Au Pairs ist auch eher auf der düsteren Seite.
Da sitze ich also, einsam und gut gelaunt und frage mich, ob denn in dem ganten Haufen von Menschen nicht wenigstens einer ist, der mit mir lachen mag. So ähnlich wie an jenen Festen, an denen alle anderen betrunken sind, du selber aber stocknüchtern. Einfach umgekehrt natürlich. Dieses ganze mies gelaunte Gehabe meiner Familie treibt mich dazu, sie auf den Mond schicken zu wollen, was aber bekanntlich nicht geht. Also kommt nur noch die zweitbeste Lösung in Frage: Mitschmollen. Denn alleine gut gelaunt sein macht einfach keinen Spass.