Danke für's Bremsen

Von Hundephilosophin
"Danke für's Bremsen", irgendwas an diesem Satz kam mir fürchterlich falsch und unpassend vor. Ich stand im Niedwald, außer Atem, eine Retrieverleine in der Hand, das Auto schräg auf der Strasse, mit Warnblinker, drei Hunde darin. Es war die krasseste Vollbremsung meines bisherigen Fahrerlebens gewesen, mit Quietschen und Reifenspuren und anhaltendem Hupen und viel Angst vor einem Aufprall, einem Körper auf der Windschutzscheibe. Aber da kam keiner. Habca auf dem Beifahrersitz war okay. Merlin auf der Rückbank war okay. Es sind diese sehr langen Sekunden die man erst im Nachhinein halbwegs versteht. Ich staune wie gut irgendetwas in mir funktioniert in solchen Sekunden. In den Rückspiegel schauen. Lange hupen, bremsen, stehen, die Fahrbahn möglichst frei mahen, Warnblinker an, die Hunde checken, eine Leine mit integriertem Halsband greifen, rausrennen, ein Mann zeigt eine Richtung, ich laufe in den vertrauten Wald, eine Frau kommt mir entgegen. "Sind Sie okay", fragt sie, ich wehre ab, rufe wahrscheinlich viel zu laut "WO IST DER HUND?" und brauche einen Moment um zu verstehen dass es ihr Hund ist, dass er da hinten steht, "ich guck gleich nach ihm", ein großer weißer boxerartiger Mix, der in meiner Erinnerung in Zeitlupe von rechts aus dem Wald kommt, auf die Strasse trottet, mich anschaut, und nicht auf die Scheibe fliegt, nicht auf dem Asphalt verschmiert liegt als ich aussteige. Er steht dort, er geht, er bewegt sich, "der ist okay", sagt die Frau, "tja, er jagt nicht, aber er sucht nach Fressen", sie ist ihm wohl hinterhergelaufen, und er vor ihr weg auf die Strasse. Ich habe das Gefühl dringend jemand umarmen zu müssen, und zu weinen, und mich zu bedanken, aber für nichts davon ist sie die richtige, und ihr abschließender Satz, "na dann danke für's Bremsen", der passt einfach nicht. Ich merke wie sehr ich zittere, als ich zum Auto zurückgehe, der Mann, der mir die Richtung gezeigt hat, ruft hinüber die Frau lasse ihren Hund ja auch immer laufen, ständig passiere sowas. Ich schaue kurz nach Nomi in ihrer Box im Kofferraum, sie liegt dort entspannt und ich lehne meinen Kopf kurz an ihren, die anderen Autos fahren um uns herum, wenigstens hupt keiner.