Daniel Springwald: Spaß verjagt überzüchtete Konsolenspiele

Daniel Springwald: Spaß verjagt überzüchtete Konsolenspiele

Herr Springwald, Sie arbeiten seit 25 Jahren in der deutschen Spielebranche. Womit haben Sie angefangen?

Daniel Springwald: Mit C64-Spielen und später, in den 1990er Jahren, mit Jump’n'runs und Adventures. Das waren Mainstream-Spiele, die allerdings nicht so auffällig waren wie Monkey Island. Unser bekanntestes Spiel war 1994 Devil Land. Nach heutigen optischen Gesichtspunkten gilt das schon als Classic Game. Aber es hat uns ganz gute Bewertungen eingebracht.

Hätten Sie sich damals vorstellen können, dass die Spielebranche ein derart riesiger Markt wird? Immerhin sind allein 2010 mehr als 32 Millionen Spiele verkauft worden.

Springwald: Eigentlich nicht. Für uns sah es in den 1990ern eher so aus, als könnte man ohne Millionenbudget keine Spiele mehr erzeugen. Zu der Zeit griff gerade das Filmstreaming in den Spielen um sich. Mit Mobil-, Handy- und Flash-Games haben wir aber inzwischen Märkte gefunden, in denen auch nicht international agierende Unternehmen gute Chancen haben.

Was hat sich in den vergangenen Jahren im Spielemarkt grundlegend geändert?

Springwald: Wir erleben durch die mobilen Plattformen ein Revival dessen, was einige Zeit nicht gefragt war. Die Spiele haben durch imposante Materialien geglänzt, aber nicht durch schöne Ideen. Es gab viele Effekte, aber keine gute Story. Zu C64-Zeiten gab es bessere Spiele als heute. Dank iPad und Co. setzen sich wieder kurzweilige und schöne Spielideen durch. Auch auf der Wii. Super Mario ist technisch nicht unbedingt auf dem neusten Stand, macht aber mehr Spaß als anderes.

Was halten Sie auf dem Markt für richtig schlecht?

Springwald: Schwierig. Für mich sind das wohl die überzüchteten Konsolenspiele. Aber ich persönlich agiere eher als Casual Gamer. Weil ich nicht tagelang an irgendwelchen Spielen knobeln möchte.

Wie haben sich die Spieler geändert?

Springwald: Klar ist, dass heute fast jeder spielt. Durch Wii, iPhone und iPod. Diese Spieler schätzen einfache und schöne Spiele. Ganz anders als Hardcore-Gamer, die sich für Tausende Euro aufrüsten. Casual Games sind wieder stärker gefragt, solche eben, bei denen es nicht um Fachwissen oder Fingerakrobatik mit Controllern und komplizierte Bewegungen geht. Die meisten wollen heute Spiele, die man mal für eine halbe Stunden spielen kann – so wie unser Pumpkin Jumpin für Smartphones.

Damit steht das Spiel in Konkurrenz zu Tausenden Spielen internationaler Unternehmen. Wie wollen Sie da konkurrenzfähig bleiben?

Springwald: Das Spiel ist erst wenige Tage auf dem Markt, hat es in der Rubrik Puzzle aber schon auf Platz 14 geschafft. Damit sind wir zufrieden. Qualität spricht sich herum. Marketing gehört aber auch dazu. Wir spielen zudem mit dem Gedanken, eine Demo-Version anzubieten – mit begrenztem Spielumfang. Wichtig ist aber, das Spiel zu pflegen, also neue Level anzubieten und so vorhandene Spieler immer wieder zu begeistern. Das Spiel weiterzuentwickeln ist eine wichtige Aufgabe, nur so bleibt es gefragt.

Für die Spieler spielt aber auch der Preis eine enorme Rolle. Große Publisher wie Electronic Arts gehen oft mit über 2 Euro ins Rennen, die dann ganz schnell deutlich reduziert werden. Wie halten Sie da mit?

Springwald: Wir haben uns bei Pumpkin Jumpin von vornherein bewusst für einen Betrag von unter 1 Euro entschieden. Wir gehen von der wirtschaftlichen Annahme aus, dass bei einem Preis von weniger als 1 Euro mehr Leute zugreifen als bei einem Preis von mehr als 2 Euro. Wir setzen auf die Masse, nicht den Einzelkäufer. Das macht die Konkurrenz ganz genauso.

Ist das für ein kleines Unternehmen nicht ein Verlustgeschäft?

Springwald: Das ist wie im Supermarkt. Wenn dort Nudeln günstiger verkauft werden, der Endbetrag aber stimmt, ist das unternehmerisch kein Problem. Und an der Logistik ändert sich für uns nichts, weil sich die Verkaufsplattform für das Spiel nicht ändert.

Sie setzen mit Pumkin Jumpin auf mobiles Spielen. Wie wichtig sind Smartphones inzwischen eigentlich im Spielemarkt?

Springwald: Für mich ist das ein wachsender Trend, der noch lange nicht am Ende ist. Geräte wie das iPad und das iPhone bieten viel Potenzial, Android-Systeme oder auch Spiele für Windows Phone stehen ebenfalls noch am Anfang. Da ist viel zu holen, auch in Sachen Qualität.

Wird Mobile Gaming klassische Plattformen wie PC oder Konsole verdrängen?

Springwald: Das glaube ich nicht. Mobiles Spielen und klassische Plattformen sind zwei ganz unterschiedliche Anwendungsszenarien. Die einen holt man mal für eine halbe Stunde raus, mit den anderen wird wochenlang gespielt. Bei den zum Teil hohen Preisen für Konsolenspiele wird letzteres auch erwartet. Zwar gibt es Casual Games für die Xbox und Adventures für mobile Systeme. Aber die Interaktionskonzepte lassen sich nicht so gut auf die jeweils anderen Geräte übertragen. Einen Shooter würde ich auf dem Handy zum Beispiel nicht spielen wollen.

Trotz des Zuwachses für Casual Games ist der Markt hart umkämpft. Bisweilen entsteht der Eindruck, dass nur Amerikaner und Asiaten die Schwerpunkte setzen. Wie spielt eigentlich Europa?

Springwald: Tatsächlich sind beim Mainstream die USA und Asien bestimmend. Die Europäer unterscheiden sich beim Spielen stärker von den Asiaten als von den Amerikanern. Aber Europa ist nicht zu unterschätzen. Denn hier ist die Begeisterung für den Strategiespielzweig stark ausgeprägt. Ein gutes Beispiel ist etwa Die Siedler. Andere Spieler sind eher action-geprägt.

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Mobiles Spielen – Spaß verjagt überzüchtete Konsolenspiele

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