Infrastruktur schneller als die Politik: seit Jahren reizt der Anblick auf dem Asia Highway unweit von Prachuap Kiri Khan für einen Abstecher nach Myanmar abzubiegen. Nach wie vor endet die Strasse an der Grenze.
Grenzort an der schmalsten Stelle Thailands
Vom Meer bis zur Grenze sind es Luftlinie nur 15 Kilometer, vom Asia Highway 15 Minuten mit dem Auto. Im 2. Weltkrieg war der Singhkon Pass deshalb einer der Durchgangswege für die Japaner, welche frühmorgens am 8. Dezember 1941 in der nahen Ao Manao in Prachuap Truppen anlandeten und auf kurzem Weg ins damals englische Burma einmarschieren konnten.Seither gab es nur den kleinen Grenzverkehr für Burmesen aus dem nächsten Dorf. Seit dem 8. Mai 2013 können Thais mit Pass, aber ohne Fahrzeug, nach Myanmar ein- und bis nach Myeik, der Provinz Hauptstadt mit 200'000 Einwohnern, weiterreisen und Geschäfte betreiben. Es gibt sogar schon Pläne, bei der Grenze einen Freihandelszone einzurichten.
Erst Ende April hatten die beiden Staaten an einem Asean Gipfel die Umwandlung von einem temporären zum offiziellen Grenzübergang beschlossen. Ausländer können zur Zeit noch nicht passieren. Der freundliche Chef der Grenzpolizei meinte uns gegenüber, dies würde mindestens noch ein halbes Jahr dauern.
Grenzposten Dan Singhkon: ab Torbogen geht's für Farangs noch nicht weiter.
Entsprechend sind auch die sogenannten Visa Runs, einmal kurz über die Grenze und zurück, noch nicht möglich. Wer einen neuen Einreisestempel braucht, muss weiterhin wenigstens nach Ranong.Übrigens, das erste, was am 8. Mai nach Thailand importiert wurde, war ausgerechnet Seafood. Die Gewässer in der Andaman See vor Myanmar scheinen noch sehr viel ertragreicher als die Küsten im südchinesischen Meer zu sein. Die Fischer von Ban Krut und anderen Orten der Region jagen fast ausschliesslich Tintenfische.
Nicht ohne Grund. Obwohl eine Schutzzone in den Küstengewässern existiert, sind immer wieder grosse Crawler mit dicken Schleppnetzen unterwegs. Letzte Woche haben die Fischer von Prachuap Kiri Khan bei den Behörden einen Protest hinterlegt. Resultat war, dass der Sprecher der Fischer vergangenen Samstag am Hafen zusammengeschlagen wurde. Immerhin wurde jetzt versprochen, auch mal ab und zu etwas zu kontrollieren..Lohnendes Ziel Wochenendmarkt
Immer samstags und sonntags findet gleich an der Grenze bis in die frühen Nachmittagsstunden ein sehenswerter Markt statt. Nein, das ist nicht Chatuchak in Bangkok.Wochenendmarkt in Dan Singhkon: Blick vom Grenzposten auf den Marktflecken.
Schweisstreibend ist es zwar auch hier, aber entlang der ausgetrampelten Lehmpfade gibt's fast ausschliesslich Orchideen und schwere Möbel aus burmesischen Holz, die gleich an der Grenze in Thailand hergestellt werden. Interessant, dass viele der Verkäuferinnen aus Myanmar ausgezeichnet Englisch sprechen.Mit wenigen Ausnahmen sind keine westlichen Touristen zu sehen. Den Autokennzeichen zufolge kommen viele der Marktbesucher aus Bangkok und Umgebung. Die Preise sind verglichen mit der Hauptstadt bedeutend tiefer und die Lieferung wohin auch immer ist gleich mit inbegriffen.
Tropenholz: klar, Südostasien liegt in den Tropen. Die Sitzgruppe hier kostet um 500 Franken.
Wild und gezüchtet: Orchideen, professionell mit Namen und Pflegetip versehen.
Anschliessend lohnt der halbstündige Weg in die kleine Provinzhauptstadt Prachuap Kiri Khan. Direkt am Meer gibt's einige gute Seafood Restaurants - woher das Meeresgetier dann auch immer kommt.Ao Manao in Prachuap Khiri Khan: Fischerboote warten das nahende Gewitter ab.
Ah ja, und nicht wundern, wenn die Bedienung das mühevoll gelernte Thai nicht so wirklich versteht. Sie kommt sicher aus Myanmar und arbeitet zuverlässig für kleinen Lohn 7 Tage die Woche.