Dampf ablassen

Ich weiss genau, wer ich heute Abend war: Die Mutter mit den vielen Kindern, die schon seit so vielen Jahren mit den gleichen Lehrpersonen unterwegs ist, dass beide Seiten keine Chance mehr haben, ihre schlechten Seiten voreinander zu verbergen. Die Bärenmama, die zu oft erlebt hat, wie man ihrem wehrlosen Jungen Unrecht getan hat, weshalb sie inzwischen schon die Zähne fletscht, wenn nur das Telefon klingelt und auf dem Display das Wort „Schule“ aufleuchtet. Die Desillusionierte, die sehr tief in ihrem mit missratenen Eltern-Schule-Begegnungen vollgestopften Rucksack graben muss, um auch einige positive Erfahrungen ans Tageslicht zu befördern. Die Frustrierte, die man auf gar keinen Fall zu einem dieser Evaluations-Interviews einladen sollte, weil sich bei ihr einfach zu viel angestaut hat, so dass sie nicht mehr in der Lage ist, faire Kritik zu üben. 

Eingeladen werden solche Mütter natürlich trotzdem, denn sie machen ja auch immer bereitwillig ein Kreuz bei der Frage, ob sie bereit wären, all die bösen Dinge, die sie im Fragebogen schon geschrieben haben, auch noch im persönlichen Interview kund zu tun.

Nicht unbedingt so, wie ich sein möchte, aber wenn sie einen schon dazu einladen, mal Dampf abzulassen…

Bin mir einfach nicht ganz sicher, ob dies der Sinn dieser ganzen Evaluations-Geschichte sein soll.

Dampf ablassen


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