Triggerentwarnung: In diesem Beitrag werden keine Bilder gezeigt. Aber der Text ist lang!
Vor ungefähr einer Woche habe mich mit meiner morgendlichen Portion Kaffee durch die Twitter/Facebook/Nachrichten-Welt gescrollt. Bei einem Bild auf Facebook bin ich hängengeblieben. Kann das wirklich sein? DIESE Person postet Bilder ertrunkener Kinder bei Facebook??? Ich war geschockt und irritiert, denke ich doch als erstes immer an ein gefaktes Bild. Nein, diese Bilder waren echt! Bilder von toten Kindern am Strand. Zum Frühstück. Bäm!
Die Reaktionen unter dem Artikel waren seltsam inhomogen. Befürworter und Gegner vom Teilen und Verbreiten dieser Bilder gaben sich einen verbissenen Schlagabtausch.
Die häufigsten Argumente dafür: mit solchen Bildern rüttelt man auch die auf, die es bisher nicht verstanden haben.
Die Argumente dagegen: so was ist pietätlos und bringt nichts.
Mein eigener Gedanke war nur: Ich will das nicht sehen! Es gehört nicht hierher.
Ja oder Nein? Und die 1001 Meinungen dazwischen…
Ich habe meine Meinung dazu, warum ich diese Bilder nicht sehen möchte. Dazu gibt es dann aber noch einen anderen Beitrag. Am Donnerstag (3.9.15) wurde dann vermehrt das Bild des toten Kindes aus Bodrum geteilt. Nicht in meiner Timeline, aber es war ein Dauerthema. Und ein Diskussionsthema. Und während ich versuchte mich zu positionieren, habe ich gemerkt, dass es einige gibt, die das Thema kategorisch ablehnen. Ohne eine weitere eine Begründung anzuführen/anführen zu können oder wollen. Andere haben eine feste Meinung und untermauern sie mit Fakten und Argumenten. Keine Position deckt sich 100%. Selbst im Lager derjenigen, die diese Bilder ablehnen, sind die Begründungen sehr divers.
Grund für mich, meine eigene Argumentation zu überdenken und auch die Meinungen derer zu durchdenken, die mir auf den ersten Blick missfallen.
Das Thema Flüchtlinge ist Teil unseres Alltags. Wie gehen wir damit um?
Das Flüchtlingsdrama von 2015. Wird es irgendwie in die Geschichtsbücher eingehen oder stehen wir gerade erst am Anfang einer Entwicklung, deren Ende wir nicht absehen können?
Das Flüchtlingsdrama, welches ein Drama für die Menschen ist, die aus ihrem Land flüchten müssen, ist für mich als Europäerin eine Art Wendepunkt. Es ist, als ob die Mauern gebrochen sind und Europa nun ein Teil der Welt ist. Nicht mehr abgeschottet – in Frieden und mit Wirtschaftswachstum. Wir werden mit der Realität konfrontiert, die in anderen Teilen der Erde schon lange eine furchtbare Lebenswirklichkeit ist. Jetzt steht der Krieg und die Armut vor unserer Haustüre und wir reagieren noch ein wenig wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.
Von der Politik her gab es keine Impulse, um uns darauf vorzubereiten. Oder wollten wir als Bürger die Entwicklung gar nicht sehen?
Ich stelle diese Fragen, weil wir es doch hätten besser wissen müssen. Die Politik will diese Entwicklung wohl mit der Taktik ‚Augen zu! Wenn ich euch nicht sehe, seht ihr uns nicht“, bewältigen. Nun gut, das funktioniert ja auch nicht gut. Auch bzw. gerade im Bereich des wachsenden (Rechts)-Extremismus nicht.
Wir sind als Erwachsene, mit der Präsenz von Fernsehen und Nachrichten aufgewachsen. Haben ständig jegliche Nachricht auf dem Bildschirm, im Ohr oder im Blick. Niemand kann sagen, dass die Entwicklungen in Sachen Klima, Wirtschaft oder die Entwicklungen des verschiedenen Krisenherde nicht thematisiert wurden.
Bisher war das alles sehr weit weg. Gestorben wurde woanders.
Worauf möchte ich hinaus? Zum einen scheint es nicht gelungen zu sein, dass wir trotz medialer Dauerbeschallung die Dringlichkeit dieser Nachrichten in Konsequenzen für unsere Lebenswirklichkeit übersetzt haben.
Und zum anderen scheinen bereits Abstumpfungserscheinungen eingetreten zu sein.
Brauchen wir vielleicht doch diese Bilder von toten Menschen? Müssen wir uns Aufrütteln (lassen), so wie es manche Teiler solcher Bilder behaupten?
Das ist eine Meinung von tausenden
Eine neue Form der Medienkompetenz muss her
Diese Fragen werde ich nicht beantworten können, aber ich bin mir sicher, dass wir neben den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben die zu stemmen sind, die digitale Entwicklung nicht aus den Augen verlieren dürfen. Die Realität wird digital und umgekehrt. Die meisten Menschen sind vernetzt. Unser Leben ist real-digital. Es kommt mir manchmal so vor, als ob wir eine Art Leben auf mehreren Ebenen führen.
Die digitale Informationsflut die wir als Weltbevölkerung erschaffen ist ungefiltert und zeigt das wahre Leben. Hier fotografiert einer sein reales Mittagsessen, auf der anderen Seite des Mittelmeeres sein zerbombtes Haus. Beides ist real. Die Frage ist, ob und wie wir damit umgehen können und sollten.
Einen Teil dieser Aufgaben haben bisher Journalisten übernommen. Sie haben gefiltert, selektiert, aufbereitet und recherchiert. Den Wahrheitsgehalt einer Nachricht oder eines Bildes geprüft. Auch in diesem Bereich sind die Grenzen gefallen. Digitale Freiheit kennt keinen Pressekodex. Die Grenzen von Bilder und Informationen, die wir sehen/lesen wollen oder nicht, müssen wir nun selbst ziehen. Jeder von uns muss sich vom passiven zum aktiven Nutzer entwickeln.
Eine neue Form der Medienkompetenz ist auch ein Teil der Entwicklungen, die sich in dieser Epoche vollziehen.
Symbolbilder früher und heute.
Symbolbilder zu zeigen und die Welt aufzurütteln ist kein Phänomen der heutigen digitalen Zeit.
Hilfsorganisationen aller Couleur bedienen sich dieser Bildsprache schon seit ihrer Entstehung. Ebenso gab es in jedem Krieg und in jeder Epoche „Symbolbilder“.
Bilder mit Kindern tauchen dabei bevorzugt immer wieder auf. Kinder sind die schwächsten und hilfsbedürftigsten in unserer Gesellschaft. Und unsere Zukunft. Ein leidendes Kind bewegt die Menschen. Man könnte auch sagen, sie werden stärker instrumentalisiert.
Wer kennt sie nicht, die Bilder von hungernden, afrikanischen Kindern, die fast jedes Spendenplakat „zieren“? Ganz berühmt ist das Bild des vietnamesischen Mädchens Kim Phuc. Sie floh nackt vor einer Napalm-Wolke und wurde damit zum Symbol eines furchtbaren, gescheiterten Krieges.
Ein Symbolbild, über das sich bislang noch die Experten streiten ist das „Begräbnis von Gaza“ von Paul Hansen. Realität und Fälschung liegen sehr nah beieinander. UNd der Zweck heiligt noch lange nicht alle Mittel – meiner Meinung nach.
Symbolbilder machen Stimmung und Polarisieren. In jede Richtung ist das möglich.
Gemessen an dem Hintergrund, dass jeder Zugang zu Kamera, Bildbearbeitungsprogrammen und dem Internet hat, ist die oben genannte Problematik noch schwieriger zu erfassen und für den einzelnen zu beurteilen.
Das Bild des kleinen Jungens wird wohl ein solches Symbolbild werden. Das Bild wurde stark verbreitet, die meisten bekannten Medien haben es abgedruckt oder zur Prime-Time gezeigt. Das Kind aus Bodrum ist der Schlüssel zum Sommer 2015. Ob wir wollen oder nicht. Allein unsere Diskussionen zeigen das.
Aber es soll um das Grundsätzliche gehen:
Darf man solche Bilder zeigen? Eure Meinung!
Die Süddeutsche Zeitung hat gestern einen sehr klugen und differenzierten Text veröffentlicht, in dem eigentlich die meisten meiner Gedanken und Gefühle zu diesem Thema beschrieben wurden.
„Das Bild zeigen oder nicht?
An dieser Stelle in eigener Sache: Wir haben weder das Lkw-Foto nachgedruckt, noch haben wir es uns nun mit den Fotos des Kindes aus Bodrum leicht gemacht. Zeigen oder nicht? Ist es tatsächlich so, dass Menschen dem Tod erst ins Auge sehen müssen, um das tödliche Potenzial politischer Entscheidungen zu verstehen? Reichen nicht Worte wie zu Beginn dieses Artikels, um begreifbar zu machen, was vor jenem Strand passiert ist, was an vielen Orten gerade vielen Menschen passiert? Vulgär formuliert: Muss man Ihnen als Leserin oder Leser das Bild eines toten Kindes zum Frühstück zumuten, damit unmenschliche Aspekte der Asylpolitik in Ihren persönlichen Diskurs rücken?
Redaktionen, die gerne diskutieren, wie unsere, finden verschiedene Antworten auf solche Fragen. Es gibt wohl keine eindeutig richtige, aber viele falsche, vielleicht so viele Antworten, wie es Leser gibt — je nachdem, unter welchen Umständen Sie als Leserin oder Leser sich mit solchen Bildern konfrontieren möchten und Sie, im Verständnis der genannten Zeitungen, die Fotos wirklich „brauchen“, um das Problem zu verstehen. Sie können sich Ihre richtige Antwort nun selbst geben. Die Bilder aus Bodrum sind allerorten im Internet zu finden.“ Quelle: www.sueddeutsche.de
Ich finde es interessant zu sehen, dass die Redaktion einer renommierten Zeitung an den gleichen Fragen hängenbleibt wie wir. Dies zeigt die Komplexität des Themas.
Ich habe euch gestern bei Facebook und Twitter gefragt, was eure Meinung ist. 500 Zeichen sollte jede/r hier bekommen. (bei einigen ist es ein wenig mehr geworden, ich bitte das zu entschuldigen!)
Sollten die Bilder von toten Geflüchteten gezeigt und geteilt werden? Ja/Nein?
Hier sind eure Stimmen.
Von mir ein klares NEIN! Warum? Erstens finde ich es würdelos und respektlos den ohnehin schon unwürdig gestorbenen Kindern (Menschen) gegenüber. Zweitens hilft es einfach nicht. Die, die ohnehin schon vom Leid berührt sind, werden evtl. so überfordert, dass sie emotional abschalten MÜSSEN, als Schutz für die eigene Seele. Wie schlimm die Bilder für bereits traumatisierte sind, kann man sich denken. Und die, die sich von den Erzählungen der Menschen nicht haben berühren lassen, die werden auch mit solchen Bildern nicht politisch oder helfend aktiv.
Seit Tagen geistern Bilder toter Flüchtlingskinder durch die sozialen Medien. Will ich das sehen? Nein. Geht es darum? Nein. Ob ich das „sehen will“, finde ich recht unerheblich. Fakt ist, aber: Ein toter Mensch hat auch das Recht auf Wahrung seiner Persönlichkeitsrechte. Ein totes Kind darf nicht dafür instrumentalisiert werden, dass andere Menschen ihre Betroffenheit zeigen. Ich finde es schlimm, wenn ein unbekannter Mensch schutzlos im Tod für jeden sichtbar ist. Dass Privatpersonen Bilder teilen ist schon befremdlich, warum die Medien das Gleiche tun, verstehe ich noch weniger. Die Betroffenheit zeigt sich anderswo. Bilder von Menschen, die man nicht mehr fragen kann, dafür zu verwenden ist der falsche Weg.
Bettie von FrühesVogerl
Wäre ich eine Angehörige der Toten, es würde mir das letzte Stück Würde nehmen, ihre Leichen, fotografiert fern von mir, immer wieder sehen zu müssen. Als Flüchtling könnte ich nichts tun, um sie zu bestatten. Ich würde mit den Bildern alleine sein in völliger Ohnmacht. Und wofür? Damit ignorante Menschen verstehen, was Krieg bedeutet? Wie diese Bilder die Wahrheit sind?
NEIN!
Die Visagen der Schlepper würden mich interessieren. Die Waffenhändler! Die Gesichter der Menschen, die vor Gericht gehören!
Sicher möchte auch keine Frau das Gesucht ihres Kriegs-Vergewaltigers sehen müssen. Wobei ich mir vorstellen kann, dass ein begleitender Text mit dem Hinweis „in Arrest“ das Ganze weniger entsetzlich machen würde.
Die Opfer brauchen unsere Stimmen um in Frieden leben zu können! Aber wir brauchen nicht derartig intime Bilder menschlicher Grausamkeit um Handeln zu wollen.
Liefs,
Minusch
Ich bin Journalistin. Ich kenne viele schlimme Bilder. Sie kommen ungefiltert in den Redaktionen an und müssen ausgewählt werden. Nach dem großen Beben in China habe ich ungefilterte dpa-Fotos aus der Datenbank gesichtet.Bilder von toten Kinder unter Geröll. Eine ganze Schulklasse. Es war furchtbar, aber damals eben leider mein Job. Ich habe die Bilder gezielt nicht ausgewählt. Unsere Maxime: keine Bilder von Leichen. Aber: Was ist zumutbar,um auf Leiden hinzuweisen? Was hat mit Pietät zu tun? Ich bin nach wie vor dagegen, solche
Fotos zu veröffentlichen. Auch privat. Bei FB. Bei Twitter. Man muss den Leuten eine Wahl geben. Und: es gibt auch Fotos ohne Leichen, die eindrucksvoll eine Situation und ein Schicksal darstellen. Viele Grüße! (Kristina)
„Ich empfinde das Teilen dieser Bilder, vor allem des speziellen Bildes des toten Jungen als pietät- und würdelos; es erreicht emotional ohnehin nur die, die empathisch und/oder hilfsbereit auf die Situation der Vertriebenen reagieren. Alle anderen Individuen stachelt das vermutlich leider nur an.
Es geht mir nicht darum, die Augen zu verschließen. Aber ein totes Kind brauche ich nicht, um das Leid zu erfassen. In mir ist viel Kummer und Wut über die aktuelle Situation und meine Gedanken sind bei den Eltern, die ihre Kinder verlieren bzw. bei den Familien, die einander verlieren. Mögen sie diese Bilder nie sehen. Tina (Tante Emma // @_Gemischtwaren
Vorneweg: Ich bin selber in der Flüchtlingshilfe aktiv, und bekomme viele verschiedene Schicksale mit. Und auch ich finde jeden einzelnen Tod eines Flüchtlings, ob nun auf hoher See, im LKW oder sonst wo, schrecklich und absolut überflüssig. Aber noch überflüssiger ist es, dass aktuell zB das Foto des kleinen toten Jungen, der an der türkischen Küste gefunden wurde, von Hinz und Kunz auf Facebook, Twitter, Instagram und Co geteilt wird! Für mich ist das eine ekelhafte Instrumentalisierung und Entwürdigung, die aktuell stattfindet, die mit Anteilnahme oder auch „Informieren über die Flüchtlingssituation“ herzlich wenig zu tun hat. Dass die Flucht, grade über das Meer, mehr als lebensgefährlich ist, sollte jedem Menschen mit halbwegs klarem Verstand bewusst sein – und dass jener Fluchtversuch leider auch oft tödlich endet, ebenso. Aber, um mal ein konkretes Beispiel zu nennen: Würde man die Fotos toter Autofahrer, die kurz zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind, in sozialen Netzwerken teilen, nur um auf die Gefahren von zB Alkohol am Steuer, Drängeln oder Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit aufmerksam zu machen? Nein! Und warum nicht? Weil es unnötig, und vor allem aber völlig respektlos ist.
Unnötig, da es die Menschen, die man damit eigentlich „ansprechen“ will, eh nicht erreicht. Denn diese kennen ihre Einstellung eh zu gut, und werden diese aufgrund eines Bildes sicherlich ändern. Und respektlos, da die Würde eines Menschen auch nach dessen Ableben geachtet werden sollte – und dies ist meiner Meinung nach eben nicht gegeben, wenn das Foto einfach, und zT auch aus Sensationsgier, wie wild geteilt wird. Helfen tut man den Flüchtlingen selbst damit zumindest nicht, wenn man einfach nur stumpf ein Foto teilt – helfen tut man, wenn man zB Dinge spendet, Ausflüge mit organisiert, oder die Flüchtlinge einfach mal herzlich Willkommen heißt. Helfen kann man auch, indem man auf die Straße geht, und der Regierung zeigt, dass es absolute Scheiße ist, dass sie Waffen in zT genau jene Kriegsgebiete liefern, aus denen die Menschen fliehen, und somit indirekt auch dafür sorgt, dass Menschen unter Einsatz ihres Lebens flüchten müssen. Und – von alledem einmal ganz abgesehen – ist es auch eine Zumutung für psychisch labile Personen (dazu kann man zB durchaus auch Schwangere zählen, Horrormone und so), dass einfach so, ohne Vorwarnung, plötzlich Bilder von toten Menschen (es müssen nicht mal Flüchtlinge sein), in die Timeline oder die Chronik gespült werden. Selbst für psychisch stabile Personen ist der Anblick eines Toten – sei es in real, oder auf einem Foto – oft nicht mal eben so zu verkraften. Von daher sollte es meiner Meinung nach verboten sein, diese Fotos in sozialen Netzwerken ohne Warnung oä zu teilen! Von der Veröffentlichung in Printmedien mal ganz abgesehen…
ich habe zu der Verbreitung der schrecklichen Bilder kaum Worte. Ich finde das Vorgehen abstoßend, menschenverachtend und pietätlos. Wie kann man nur glauben, dass diese Bilder die Menschheit aufrütteln und die Flüchtlingspolitik ändern? Und das alles auf dem Rücken unschuldiger Kinder, die nicht mehr gefragt werden können! Es macht mich wirklich sprachlos, wie respektlos die Bilder verbreitet werden. Das alles unter dem Deckmantel der Menschlichkeit, denn viele Kommentare werden mit ’so ist nun mal das Leben, schaut nicht weg‘ begründet. Ich schaue auch nicht weg! Ich will nur diese Bilder nicht sehen müssen. Ich will selbst entscheiden können, ob ich mir die Bilder anschaue und nicht ständig auf meiner Timeline in Facebook darüber stolpern. Ich will nicht an einer Gemeinschaft teilhaben, die die Würde des Menschen mit Füßen tritt und auch noch glaubt, dadurch Gutes zu bewirken!
Für mich steht fest: Alle, die diese Bilder teilen, haben genauso wenig Achtung vor Flüchtlingen wie diejenigen die ‚rechtslastige‘ Kommentare von sich geben. Denn in beiden Fällen wird der Mensch gedemütigt und verachtet. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Bilder die Familien der Kinder erreichen wird mir schlecht! Ich möchte meine Kinder so nicht auf Facebook sehen müssen!
Viele Grüße, @Sailorgrumpymum von Twitter
ich habe zu der Verbreitung der schrecklichen Bilder kaum Worte. Ich finde das Vorgehen abstoßend, menschenverachtend und pietätlos. Wie kann man nur glauben, dass diese Bilder die Menschheit aufrütteln und die Flüchtlingspolitik ändern? Und das alles auf dem Rücken unschuldiger Kinder, die nicht mehr gefragt werden können! Es macht mich wirklich sprachlos, wie respektlos die Bilder verbreitet werden. Das alles unter dem Deckmantel der Menschlichkeit, denn viele Kommentare werden mit ’so ist nun mal das Leben, schaut nicht weg‘ begründet. Ich schaue auch nicht weg! Ich will nur diese Bilder nicht sehen müssen. Ich will selbst entscheiden können, ob ich mir die Bilder anschaue und nicht ständig auf meiner Timeline in Facebook darüber stolpern. Ich will nicht an einer Gemeinschaft teilhaben, die die Würde des Menschen mit Füßen tritt und auch noch glaubt, dadurch Gutes zu bewirken!
Für mich steht fest: Alle, die diese Bilder teilen, haben genauso wenig Achtung vor Flüchtlingen wie diejenigen die ‚rechtslastige‘ Kommentare von sich geben. Denn in beiden Fällen wird der Mensch gedemütigt und verachtet. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Bilder die Familien der Kinder erreichen wird mir schlecht! Ich möchte meine Kinder so nicht auf Facebook sehen müssen!
Viele Grüße,
Julia (schimpfmalmama)
Claudia Stiegler nein, ich finde nicht dass Bilder von toten Flüchtlingen und vor allem von toten Kindern und generell nicht von toten menschen gepostet werden soll. ich denke jeder weiss was gerade passiert und jeder kann sich sicherlich vorstellen wie viele dinge aussehen und ablaufen. ich hatte gestern so ein Bild gesehen und das hat mich total aus der bahn geworfen. konnte die ganze nacht nicht schlafen und habe viel geweint. es ist schrecklich was passiert aber ich an der Situation nichts ändern. ich bin nicht Gott und leider nicht in einer Position wo ich tatsächlich etwas bewirken kann und somit kann ich nichts weiter tun als spenden und eine helfende Hand reichen aber mehr geht – auch wenn ich gerne sofort das ganze Drama beenden würde. aber ich möchte nicht mit solchen Bildern konfrontiert werden und ich sehe keinen sinn darin solche Bilder zu verbreiten. das hat genau den gleichen Charme wie gaffen bei einem Unfall oder ähnliches und wenn ich hier bei fb weiterhin damit konfrontiert werde, werde ich fb wohl für längere zeit verlassen müssen. bin nicht stark genug für solche Bilder
Das Bild rüttelt mich nicht wach. Auf das Bild reagiere ich nicht als politisch denkender Mensch. Ich reagiere als Mutter. Obwohl ich kaum hinschauen konnte. In mir wuchs der Wunsch, ja das Verlangen, diesen kleinen Jungen aufzuheben und in den Arm zu nehmen, trösten. Ich finde, das Bild zu teilen, und sei es mit den besten Absichten, widerspricht der Würde der toten Menschen, weil es ihre Körper instrumentalisiert. Könnten solche Fotos ein Umdenken bewirken, würde die Gesellschaft längst anders denken, längst anders handeln. Wir hätten eine andere Politk! Diese Fotos mit im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen gibt es seit Monaten! Erst seit Tagen werden sie zunehmend in Social Media geteilt. Natürlich mit der besten Absicht, das Bild möge aufrütteln, möge zum Umdenken bringen. Als politisch denkender Mensch wird mir beim Anblick dieser Bilder umso mehr bewußt, dass wir offene, freie und sichere Fluchtwege brauchen. Und zwar schnell. Aber andere, die Angst haben, die Flüchtlinge würden ihnen etwas wegnehmen? Bringen sie diese Fotos auch zum Handeln, zum Helfen? Mama Notes
Fotos von Leichen auf Social-Media-Kanälen sind vor allem würde- und respektlos. Das steht außer Frage. Ich möchte schreiben, wie ich mich als Mutter dabei fühle und wie ich mich verhalte, wenn ich Fotos von toten Kinderkörpern auf Online-Kanälen sehe:
Tränen schießen mir in die Augen. Mein Herz bricht. Ich werde regungslos – fast ohnmächtig, sitze nur da und versuche die Bilder wieder aus meinem Kopf zu bekommen. Ich schließe die Augen, die Bilder erscheinen mir immer wieder und ich versuche sie mit Gewalt zu verdrängen. Ich sollte froh sein, dass meine Kinder es gut haben. Schäme mich aber, dass wir es ein besseres Leben haben.
Was bringt diese Art von Fotos? Aufklärung? Nein, nicht für mich. Denn in dieser Zeit, in der ich mit den Gedanken und Bildern kämpfe, könnte ich Sinnvolleres machen – für die Geflüchteten. Nicht nur kopflos durchs Haus rennen und alle Kleiderschränke durchwühlen, ob sich wohl doch noch ein Winterpullover in ihm versteckt.
Liebe Grüße,
Ute
Weitere Texte und Diskussionen findet ihr auf :
Kathrin von Nestling Von Liebe und Respekt (und dem Mit Fehler zu begehen)
Eine Diskussion bei Fb auf der Seite von MeSuperMom Jette
Da seit einigen Tagen vermehrt Fotos von toten Kindern und Erwachsenen geteilt werden, die an die Strände gespült…
Posted by ME Super Mom on Donnerstag, 3. September 2015
Papaleaks Ich will das nicht sehen!
Mama Notes Wie wichtig ist unser Schmerz? – Über das Zeigen des Fotos des toten Kindes
Nicht vergessen möchte ich die rigorosen „Nein“-Stimmen, die für ihre Entscheidung keine Begründung brauchen. Danke euch für eure Meinung und den Austausch
Ein kleines Fazit: Im Text oben habe ich geschrieben, dass die digitale Freitheit keinen Pressekodex kennt. Nach den vielen Beiträgen glaube ich aber, dass ein Mensch mit Empathie und gesundem Menschenverstand diese Regeln automatisch befolgen würde.
Ich danke euch alle für eure Resonanz, für eure offenen Herzen und den Mut mit offenen Augen in diese Zeit zu gehen.