“Brothers And Sisters Of The Eternal Son”
(Secretly Canadian)
Die Promotexte von Plattenlabels haben, das ist bekannt, sehr selten einen höheren Gebrauchswert – sieht man von einigen Eckdaten aus der Vita der Künstler ab, läßt sich den marktschreierischen Ergüssen kaum etwas Belastbares entnehmen. Das ist im Falle des vorliegenden, elften Studioalbums von Damien Jurado erfreulich anders, denn kein anderer als Freund und Tourbegleiter Josh Tillman, früher in Diensten der Fleet Foxes und nun unter dem Pseudonym Father John Misty unterwegs, hat den so konfusen wie amüsanten Waschzettel zu “Brothers And Sisters Of The Eternal Son” verfasst. Tillman dürfte als Kollege der kritiklosen Liebedienerei absolut unverdächtig sein, aus seiner Verehrung macht er dennoch keinerlei Hehl und so darf , wer möchte, die Begeisterung für die vorliegende Platte wohl für bare Münze nehmen – und sich vorbehaltlos anschließen.
Einen Folksänger mag man Damien Jurado schon seit längerer Zeit nicht mehr nennen, es sei denn, man fasst das Spektrum des Genres in sehr weiten Grenzen. Der Mann aus Seattle bringt auch auf dem aktuellen Werk eine Vielzahl von Stilen zusammen, zart gezupfte, akustische Saiten klingen hier ebenso an wie elektronisch verfeinerte Sounds, Jurados Stimme kommt sowohl in ihrer natürlichen Färbung als mit dem Vocoder verfremdet zu Gehör. Manches erinnert an die neueren Verästelungen und Ausflüge bei Bill Callahan, gleichwohl geht Jurado den Weg in Sachen Rock noch konsequenter. Das schwerblütige “Jericho Road” ist da neben “Silver Timothy” das beste Beispiel, die Backroundchöre klagen im Hintergrund wie zu den besten Zeiten von Deep Purple und vorn schleppt sich in aller Breite das geballte Instrumentarium durch’s Bild.
Wer das Spacefolk nennen möchte… Allen Stücken gemeinsam, und damit zurück zu Tillman, ist Jurados Vorliebe für die religiöse Verbrämung seiner Texte. Er schafft sich, so der Freund ganz verzückt, seine eigene Weltsicht – denn: “What if the only way to understand a religion is to create your own?” Bei Jurado gerät das alles ziemlich silbern, knapp die Hälfte der Stücke trägt dieses Attribut im Titel, Tillman vermutet die Widerauferstehung eines “freaky space Jesus” dahinter und ist hin und weg. “Damien is out of his goddamn mind”, resümiert er folglich und das klingt keineswegs wie ein Vorwurf. Der Gedanken- und der Klangkosmos des Damien Jurado ist also vielschichtiger denn je und die Möglichkeit, sich in all den verrückten Verschlaufungen zu verlieren erscheint hier durchaus verlockend. Wer den Weg schnell genug wieder herausfindet, kann sich den Mann dann hierzulande auch beizeiten live anschauen. http://damienjurado.com/
20.02. Hamburg, Kampnagel
22.02. Berlin, Heimathafen Neukölln
23.02. Köln, Gebäude 9
25.02. München, Milla
01.03. Zürich, El Lokal