Im russischen Volk gärte es gewaltig. Die gescheiterte Revolution von 1905 hatte an der Situation der untersten Untertanen bis hin zum Mittelstand nichts geändert. Als im Februar 1917 der Hunger in der Bevölkerung die Unzufriedensten auf die Straßen trieb, wurde mit Unterstützung der USA und anderer Mächte der Entente das aus einer Koalition zwischen Liberalen und Sozialdemokraten bestehende Kerenski-Regime an die Macht gebracht.
Und so kann es auch nicht verwundern, dass die Mächte der Entente miteinander bereits zu Beginn des Krieges Geheimverträge abgeschlossen hatten, in denen sie den Rest der Welt als Beutestücke aufteilten. Durch Trotzki wurde die Weltöffentlichkeit über diese Geheimverträge unterrichtet. Verträge aus denen hervorging, dass es der Entente nicht darum ging, wie sie das in ihrer Propaganda behauptete, "sich gegen den blutrünstigen Aggressor Deutschland zur Wehr zu setzen und dann wieder Frieden einkehren zu lassen" (Hermann Ploppa). "Ganz im Gegenteil", schreibt Ploppa, um anschließend fortzufahren:
Einer dieser Verträge regelt sogar, dass der Papst praktisch wie ein Gefangener festzuhalten ist, sollte er sich auf dem internationalen Parkett um eine Friedensvermittlung bemühen.*
Rumänien und Italien war als Lohn für den Beitritt zum Englisch-Französisch-Russischen Bund eine fette Schnitte aus den Territorien Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reiches vertraglich zugesichert worden. Russland und England verständigten sich auf eine Aufteilung des noch souveränen Persiens, und Russland und Japan verständigten sich auf eine Aufteilung Chinas. Russland sollte den Bosporus bekommen und Frankreich die industriellen Filetstücke Deutschlands.
Nun lud Trotzki alle kriegführenden Regierungen zu Friedensverhandlungen nach Brest-Litowsk ein. Den Börsianern in der Wall-Street gefror das Blut in den Adern. Und die einfachen Leute in den kriegführenden Ländern sahen plötzlich gar keinen Grund mehr, ihr Leben in einem Krieg zu lassen, der aus eindeutig niederen Motiven geführt wurde. Französische Soldaten warfen ihre Gewehre weg und gingen nach hause. In den USA schossen sozialistische, sozialdemokratische, kommunistische und anarchistische Gruppen aus dem Boden.Trotzki lud also alle kriegführenden Regierungen nach Brest-Litowsk ein, doch nahmen an den Friedensverhandlungen nur Ungarn, Bulgarien, Türkei, Russland und ausgerechnet der "blutrünstige Aggressor Deutschland" teil. Und das nicht etwa, weil Deutschland zu diesem Zeitpunkt militärisch unterlegen war. Die selbsternannten Gralshüter des Weltfriedens, die Entente, blieb den Friedensverhandlungen aus den erwähnten Gründen fern.
Fortsetzung folgt morgen an dieser Stelle.
* Der Vatikan war an der Inszenierung des Ersten Weltkrieges beteiligt, siehe Deschner.