Überraschungsdünnes "Oscar-oder-Oscar-Futter". Reißbrettartig an der Checkliste ausgerichtet, eine Strafe, Krankheit, Katastrophe und deren Vereitelungstipps spielerisch in allen erdenklichen Stadien und Zuspitzungen zu romantisieren, bekleidet "Dallas Buyers Club" einen an HIV erkrankten Rowdy-Coyboy, dessen heile Welt deshalb aus den Angeln gehoben wird, weil er erfährt, dass nicht der Virus sein Inneres zerstört, sondern das System, das mit Betonmauern gegen die Gesundung aller hantiert. Gegenargumente: ein egoistischer Arzt mit "Scheißegal-Haltung" (Denis O'Hare), die unverschämte Pharmalobby und ihre Studien. Pro Moral: eine dauernachdenkliche Ärztin (Jennifer Garner), die die Seiten wechselt, Jared Leto als Frau im Mann und einige andere (offensichtlich reiche) Patienten. Plus Tränen, Katharsis, Aufopferung. "Oscar-oder-Oscar" halt. Der schick arrangierte Lokalkolorit der 60er von homophoben Country-Weisheiten, bierversifften Spelunken, Qualm, Testosteron und Bibliotheksrecherchen in Röhrencomputern öffnet jedoch die Türen, um einen Matthew McConaughey zu empfangen, der, je älter er wird, augenscheinlich sensationell(er) zu spielen scheint. Früher der desorganisierte Zufallsheld und ungern gesehene Quereinsteiger, changiert sich McConaughey mit ausgezerrten Gesten und ungewaschenem Charisma an die Spitze dieses, seines Films. Was er anbietet, lebt von ihm, ist von ihm abhängig; ein fantastischer Raufbold, der die Schwächen der konventionellen Erzähllogik meist außer Kraft setzt – in einer pragmatischen, kraftvollen Zerfallsstudie, die hinter einigem Murren herzerweichende Dankbarkeit birgt.
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