Zuerst kamen die Hippies auf der Suche nach der individuellen Freiheit, dann die Rucksackreisenden mit dem Wunsch nach Ursprünglichkeit, danach die Sportler mit Adrenalin im Visier und letztendlich die Pauschaltouristen, mit der rundum-sorglos Urlaubskarotte vor den Augen.
Ein „Schicksal“ (das liegt im Auge des Betrachters) wie es viele Urlaubsregionen weltweit trifft. Die freundlichen Beduinen von Dahab haben alle höflich und mit offenen Armen empfangen. Die Letzteren in den vergangenen Jahren mitunter mit einem aufblinkenden Dollarzeichen in den Augen. Der Ausverkauf hatte begonnen und doch residier(t)en Sonnenanbeter und Adrenalinjunkies friedlich nebeneinander. Jeder hat seine Fasson vom Glück am richtigen Ende in Dahab gefunden – im nördlichen Ortsteil, der alten Beduinensiedlung „Assalah“ die Einheimischen und Budgettraveller, am Strandabschnitt „Masbat“ ab Höhe des Lighthouses die Taucher und im Süden an der Lagune tummeln sich dann die größeren Hotels mit Familienurlaubern, Pauschaltouristen und Surfern.
Dahab ist nach wie vor ein charmantes geselliges Plätzchen, ein idyllischer und sehr entspannter Urlaubsort. Der “laid back” Einfluss aus alten Hippietagen, und die friedliche und freundliche Atmosphäre sind auch heute noch zu erleben, hätten nicht äußere Umstände den Frieden getrübt.
Die Schattenseite
Die Terroranschläge von 2006 haben ihr Spuren hinterlassen, doch die Touristen haben schnell wieder Vertrauen geschöpft, sind wieder gekommen – wie auch ich. Zwei Mal war ich seitdem vor Ort.
Die Revolution vor drei Jahren hat den Urlaubsort (wie den ganzen Sinai) jedoch ins Mark getroffen, seitdem lahmt der Tourismus und die Anschläge in Taba im Februar haben Dahab den Dolchstoß versetzt.
Jüngst warnt das Auswärtige Amt eindringlich vor Reisen in den Sinai. Reiseveranstalter haben Personal und Gäste abgezogen und den meisten Einheimischen damit die Lebensgrundlage entzogen.
Und nun? Meine ägyptische Freundin war Anfang März für eine Familienfeier vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Leere und der großen Langeweile zu machen.
Von Terrorgefahr und einer angespannten Sicherheitslage wollen die Einheimischen dort nichts wissen, erzählt sie, und appellieren an uns, das Gold (Dahab bedeutet „Gold“) am Roten Meer nicht zu vergessen. Sie warten geduldig, bis die Lage sich wieder entspannt. Das Warten sind sie schließlich gewohnt.
Ich frage mich jedoch, wie viel Warten übersteht man ohne größere Not? Es zeichnet sich nicht ab, dass das Regime zur Ruhe kommt und die jüngst militärisch ausgesprochenen 530 Todesurteile gegen Islamisten tragen nicht zum besseren Bild des Landes bei. Natürlich stelle ich mir selbst die Frage, will ich derzeit in ein Land, dass Menschrechte ignoriert und den Weg aus der Diktatur nicht so recht finden will?
Dahab bereisen
Wen das alles jedoch nicht abschreckt, kann ich Dahab nur wärmstens ans Herz legen. Ich erinnere mich gerne an Dahab und meine Freundin hat mir meine extrem gute Zeit dort wieder ins Gedächtnis gerufen, weshalb ich mich heute auch „genötigt“ (nicht wirklich!) sehe, ein Plädoyer für Dahab zu halten. Denn ich habe den Ort auf dem Sinai, zwischen Palmen und dem kristallklaren Golf von Aqaba gelegen, als einen der relaxten Orte in Ägypten und wahres Tauchparadies kennengelernt.
Hintergrund:
Dahab ist ein von Beduinen geprägtes Fischerdorf, das sich zum beliebten Urlaubsort gemausert hat. In den 80er Jahren war Dahab als “Hippie Heaven” oder auch das “Koh Samui” des Mittleren Ostens bekannt. Einiges von diesem “laid back” Einfluss sowie die friedliche und freundliche Atmosphäre sind auch heute noch zu erleben.
Dieses Flair und auch die fantastische Unterwasserwelt macht Dahab zu einem besonderen Urlaubsort – beliebt bei Individualreisenden, Tauchern und Windsurfern.
Lage:
Der Ort Dahab lässt sich in vier Bereiche aufteilen:
- Assalah”, das ursprüngliche Dahab mit der Beduinen-Gemeinschaft
- „Masbat“, das südlich etwa auf Höhe des Lighthouses gelegen beginnt und über die Dahab Bucht bis hin zur Archäologischen Ausgrabungsstelle reicht.
- „Mashraba“, das vom Hafen bis zum eigentlichen Ortskern von Dahab verläuft. Hier befinden sich an der Promenade einige kleinere, sympathische und Tauchschulen.
- Etwa 3 km südlich vom Ortskern an der “Lagune” liegen die großen Hotels aneinandergereiht und dahinter der neue Ortsteil “Medina” welcher von den Locals etwas beschönigend auch Dahab City genannt wird. Hier liegen die Behörden-Gebäude, das Rathaus, das Krankenhaus sowie die Busstation.
Was einem jedoch bewusst sein sollte:
Dahab ist für ägyptische Verhältnisse ein ruhiger und schöner Ort. Dennoch sollte man sich im Klaren sein, dass man hier keine touristisch perfekte Infrastruktur vorfindet – was aber auch den reizvollen Charme Dahabs ausmacht.
In Azzahla findet man noch relativ typisches ägyptisches Leben mit Müll, Krach, Abgasen, streunenden Ziegen und Hunde und intensiv werbenden Händlern und Gastronomen.
Überall in Dahab wird gebaut und es gibt eine Menge Baugrippe aufgrund undefinierbarer Baustopps, die wahrlich nicht besonders schön anzuschauen sind.
Essen, Trinken, Einkaufen:
Es bleiben keine Wünsche offen.
Aktivitäten:
Nichts Tun, Abhängen, Surfen, Baden, Tauchen, Windsurfen, Kamelreiten und wen es gewaltig unter den Füßen kitzelt, kann ins nahe gelegenen Katharinen Kloster in die Berge fahren und den Mosesberg besteigen.
Mobilität:
Es gibt offizielle und inoffizielle Taxis an jeder Straßenecke. Den Fahrpreis aushandeln wird höflichst angeraten
EHG – Evas Hidden Gems:
Ich bevorzuge es in Mashraba zu wohnen. Die Auswahl an netten Pensionen und kleinen Hotels ist riesig. Ich habe einmal im El Primo gewohnt und das andere Mal im Acacia. Beide einfach, sauber, nett und absolut empfehlenswert – jedoch auch keine ganz billige Backpackerabsteige mehr.
Obwohl ich selbst ganz gern mal tauche, wohne ich nicht gerne in typischen Tauchhostels. Das überambitionierte Tauchervolk geht mir dann doch nach einer Weile zu sehr auf die Nerven.
Schlemmen lässt es sich an der Promenade fast überall wirklich gut in den typischen „Beduinen-Style“ Restaurants.
Wirklich besonders gechillt tagsüber ist das Everydays Cafe.
Bilder: ©HIDDEN GEM