Dagobert
„Afrika“
(Buback/Universal)
Man sollte sich schon vorher darüber klarwerden, ob man bereit ist, Lukas Jäger ernstzunehmen. Einen jungen Mann also, der auf einen mäßig originellen Künstlernamen hört, über dessen Vita man Geheimnisvolles raunt und der völlig angstfrei die Scorpions und David Hasselhoff auf die Liste seiner Vorbilder setzt. Wer sich jedoch auf diese recht eigenwillige Erscheinung, den markanten Schweizer Dialekt und vor allem auf die recht seltsame Mischung aus Schlagerschnulze, Chanson und Klagegesang einläßt, der kann wirklich Erstaunliches erleben. Dass einem nämlich diese zumeist tieftraurigen Lieder über die Tragik und die Wirrnisse unseres ein- oder zweisamen Lebens manche Träne in die Augen treiben können. Dass seine Weisheiten, so banal sie auch erscheinen mögen, in ihrer Einfachheit etwas in uns zum Schwingen bringen, was weder der platte Schunkelreim noch der kunstvoll verklausulierte Schachtelsatz je vermögen.
Denn Jäger bringt seine Songs mit ebenjener Ernsthaftigkeit zum Vortrag, zu der sich sein Gegenüber erst noch entschließen muss – obschon ihm Ironie nicht fremd ist, klingen die Stücke, auch die des zweiten Albums, so abgeklärt und feierlich, dass einem der Magen flau und das Herz warm werden. Wie das? Nun, der Mann zimmert seine Zeilen nicht mit den üblichen Versatzstücken aus dem Reimdiskounter zusammen, er müht sich neben dosiertem Pathos vor allem um Tiefgang und (jawohl) ehrliches Gefühl. Zudem verzichtet er weitestgehend auf komplizierte Sprachbilder, versucht alles möglichst simpel zu halten und ermöglicht so den schnellen Zugang.
Schon das Titelstück läßt einen schmunzeln, wenn er davon singt, wie er sich über die Jahre derart zum Affen gemacht hat, dass er eigentlich auch gleich nach Afrika verschwinden könnte. Love is a battlefield, Sprachlosigkeit, Auseinanderleben, geheime Sehnsüchte – alles Gemeinplätze, die er mit Nachdruck und Bedacht zu neuem Leben erweckt. Grandios, wenn er der Frau seiner Träume ganze zehn Jahre Zeit bis zum Jawort gibt, ohne zu wissen, wie er selbst denn diese Frist überstehen soll. Ebenso, wie er der „sonnigen Schwärmerei“ der Natur seine Trauer („Sie ist tot“) entgegenschreit. Nur einmal, ganz kurz, bei „Jenny“ wird es ausgelassen und schon fühlt es sich sogleich ein wenig falsch und deplatziert an. Ähnlich wie bei Schmolllippe Lana Del Rey weiß man heute nicht, wie weit und lang sich das Spiel mit dem Stil treiben läßt, für den Moment aber ist es große Kunst. http://www.dagobert-musik.de/
„Afrika“
(Buback/Universal)
Man sollte sich schon vorher darüber klarwerden, ob man bereit ist, Lukas Jäger ernstzunehmen. Einen jungen Mann also, der auf einen mäßig originellen Künstlernamen hört, über dessen Vita man Geheimnisvolles raunt und der völlig angstfrei die Scorpions und David Hasselhoff auf die Liste seiner Vorbilder setzt. Wer sich jedoch auf diese recht eigenwillige Erscheinung, den markanten Schweizer Dialekt und vor allem auf die recht seltsame Mischung aus Schlagerschnulze, Chanson und Klagegesang einläßt, der kann wirklich Erstaunliches erleben. Dass einem nämlich diese zumeist tieftraurigen Lieder über die Tragik und die Wirrnisse unseres ein- oder zweisamen Lebens manche Träne in die Augen treiben können. Dass seine Weisheiten, so banal sie auch erscheinen mögen, in ihrer Einfachheit etwas in uns zum Schwingen bringen, was weder der platte Schunkelreim noch der kunstvoll verklausulierte Schachtelsatz je vermögen.
Denn Jäger bringt seine Songs mit ebenjener Ernsthaftigkeit zum Vortrag, zu der sich sein Gegenüber erst noch entschließen muss – obschon ihm Ironie nicht fremd ist, klingen die Stücke, auch die des zweiten Albums, so abgeklärt und feierlich, dass einem der Magen flau und das Herz warm werden. Wie das? Nun, der Mann zimmert seine Zeilen nicht mit den üblichen Versatzstücken aus dem Reimdiskounter zusammen, er müht sich neben dosiertem Pathos vor allem um Tiefgang und (jawohl) ehrliches Gefühl. Zudem verzichtet er weitestgehend auf komplizierte Sprachbilder, versucht alles möglichst simpel zu halten und ermöglicht so den schnellen Zugang.
Schon das Titelstück läßt einen schmunzeln, wenn er davon singt, wie er sich über die Jahre derart zum Affen gemacht hat, dass er eigentlich auch gleich nach Afrika verschwinden könnte. Love is a battlefield, Sprachlosigkeit, Auseinanderleben, geheime Sehnsüchte – alles Gemeinplätze, die er mit Nachdruck und Bedacht zu neuem Leben erweckt. Grandios, wenn er der Frau seiner Träume ganze zehn Jahre Zeit bis zum Jawort gibt, ohne zu wissen, wie er selbst denn diese Frist überstehen soll. Ebenso, wie er der „sonnigen Schwärmerei“ der Natur seine Trauer („Sie ist tot“) entgegenschreit. Nur einmal, ganz kurz, bei „Jenny“ wird es ausgelassen und schon fühlt es sich sogleich ein wenig falsch und deplatziert an. Ähnlich wie bei Schmolllippe Lana Del Rey weiß man heute nicht, wie weit und lang sich das Spiel mit dem Stil treiben läßt, für den Moment aber ist es große Kunst. http://www.dagobert-musik.de/