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Ich schreibe «nur» Familienkolumnen und möchte damit keine politischen Aussagen machen. Doch als Seconda kann ich für einmal nicht anders und muss dagegenhalten, den Mund aufmachen. So wie die deutsche «Panorama»-Chefin in ihrem «Tagesthemen»-Kommentar vor ein paar Tagen dazu aufgerufen hat: «Wenn man nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, verbrannt oder vergast werden sollten, dann sollte man das deutlich kundtun. Dagegenhalten. Mund aufmachen. Haltung zeigen.»
Wir waren in den Ferien am südlichen Ende Italiens. Da, wo die Flüchtlinge stranden, wenn sie überhaupt lebend ankommen. Wir waren als privilegierte Reisende da, wo die Flüchtlinge unter teils menschenunwürdigen Verhältnissen leben und die Strände entlang arbeiten «dürfen». Wir haben gesehen, wie sie von genauso privilegierten, doch respektlosen Touristen herablassend behandelt und wie sie von der einheimischen Bevölkerung zwar mit etwas mehr Anstand, aber dennoch deutlich auf Distanz gehalten wurden. Wie etwas, das weniger Angst als vielmehr Abscheu auslöst. Das macht mich betroffen: diese menschenverachtende Haltung, die zur aktuellen rassistischen Hetze gegen alle Flüchtlinge führt.
Dabei wollen diese Menschen – genauso wie wir – nur eins: eine Zukunft. Wie damals meine, unsere Eltern und vor ihnen viele unserer Grosseltern und Urgrosseltern, die auch flohen, weil sie in ihrer Heimat keine Perspektive hatten. Irgendwann waren wir alle einmal Flüchtlinge und könnten es wieder werden!
Vergessen wir nie, dass es nur grosses Glück oder Pech ist, wo man auf die Welt kommt, und begegnen wir deshalb allen Menschen stets mit einer offenen Haltung und einem offenen Herzen.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Hält Ihr auch dagegen?