Da waren es nur noch Zwei

Von Bodoedthofer
Zwei Spiele gibt es noch bei der 22. Handball-WM der Herren, zwei Mannschaften können noch Weltmeister werden. Gestern fanden in Kristianstad bzw. in Malmö die Halbfinalspiele statt. Dabei standen sich um 18.00 Uhr in Malmö der Gastgeber Schweden und der Titelverteidiger, Europameister und Olympiasieger Frankreich gegenüber.
Frankreichs Eleganz schlägt schwedischen Willen
Der schwedische Wille allein reichte nicht, die momentane Handball-Weltmacht Frankreich auf ihrem Siegeszug aufhalten zu können. Der Traum von Gold starb für die Gastgeber gestern abend. Die Franzosen waren 45 Minuten überlegen und erreichten nach der EM 2010, der WM 2009 und der Olympiad 2008 das vierte Mal hintereinander das Finale eines großen Turnieres. Der 34-jährige Barcelona-Star Magnus Jernemyr konstatierte: "Die sind unglaublich gut und wissen genau, was sie in jeder Situation zu tun haben. Ich glaube nicht, dass sie das Finale verlieren können."
 

Magnus Jernemyr

 Die Aufgabe Schwedens war von vornherein schwer und wurde durch Verletzungen auch nicht leichter. Kim Andersson war schon zeitiger verletzungsbedingt aus dem Turnier ausgeschieden und erst am Freitag Vormittag bekam Oscar Carlén von den Ärzten signalisiert, dass er spielen kann. Schweden gelang es, die 4:2 Führung zu erzielen, bevor Frankreich und vor allem Thierry Omeyer munter wurden. Kiels exzellenter Torhüter konnte zwar den formstarken Kim Ekdahl du Rietz (5 Tore) nicht stoppen, aber er schaffte es doch 38 Prozent der geworfenen Bälle abzuwehren. "Ich weiß nicht, ob der (Omeyer) auch mal einen schlechten Tag erwischt", fragte sich Jernemyr mit einem Lächeln im Gesicht.
Einen solch guten Tag hatte Schwedens Torhüter Johan Sjöstrand, der bis dahin ein großartiges Turnier gespielt hat, gestern leider nicht und wurde während der zweiten Halbzeit durch Mattias Andersson ersetzt.
"Wenn man gegen Frankreich eine Chance haben will, muss der Torhüter auch mal ein paar Solowürfe halten. Das kann man natürlich nicht verlangen, aber so ist es einfach. In der ersten Halbzeit war das nicht so gut", erklärte Magnus Jernemyr weiter. Nach der Pause zog Frankreich auf 18:13 davon und es sah so aus, als hätten sie das Finalticket schon gesichert. Aber Schweden raffte sich noch einmal auf und kam noch auf 24:26 heran. Da waren noch drei Minuten zu spielen. Aber als genau da Oscar Carlén eine zweifelhafte 2-Minuten-Strafe bekam, war der Traum vom Finale ausgeträumt.
Statt dessen darf man sich am Sonntag mit Spanien um den dritten Platz duellieren.
Dänemark eroberte die Arena in Kristianstad und zog ins Finale
Es ist schon von besonderem Interesse, dass es 1614 ein dänischer König war, der Kristianstad erbauen ließ. Nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Dänemark und Schweden, wurde Skåne schließlich mit dem Vertrag von Roskilde Teil des schwedischen Königreiches, bevor fast 400 Jahre nach der Stadtgründung erneut die Dänen Kristianstad eroberten.
Diesmal fanden kriegerische Auseinandersetzungen allerdings nur auf dem Hallenparkett statt. Die dänischen Handball-Fans hingegen eroberten die Kristianstad-Arena mit friedlichen Mitteln und mit Gesang. Sehr lobenswert!
Ich selbst habe in meinem Leben eine solche Atmosphäre bei einem Handballspiel noch nicht erlebt. Das war etwas ganz Großartiges, was ich da erleben durfte, so dass ich gespannt bin, wie sich die Franzosen am Sonntag eines solchen Publikums erwehren wollen.
Aber zum Spiel: die Dänen zogen ins Finale ein, weil sie gestern neben einer Klasse-Mannschaftsleistung auch noch über zwei Männer verfügten, die noch ein bischen über den anderen schwebten. Zum einen muss man dabei Niklas Landin, den Torhüter der Dänen erwähnen, der einen sensationellen Tag erwischte, und zum anderen warf Mikkel Hansen ganze neun Tore beim 28:24 gegen Spanien.
Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek über die beiden: "Mikkel war in der zweiten Spielhälfte gut, während Niklas das ganze Spiel über glänzte."
Die Dänen kamen super ins Spiel und führten bereits mit 10:6 nach 15 Minuten. Da wechselten die Spanier den Torhüter und auf einmal geriet die dänische Torfabrik ins Stocken. Aus dem Vier-Tore-Vorsprung wurde ein 10:10 und Spanien meldete sich zurück im Kampf um den Finaleinzug.
Die Dänen hatten auch einen Traumstart in Halbzeit zwei, aber genau wie im ersten Spielabschnitt kam Spanien zurück ins Spiel und schaffte fünf Minuten vor Ende der Begegnung den zwischenzeitlichen 23:23-Ausgleich. Doch dann kam Mikkel Hansen, erzielte das 24:23 selbst und bereitete mit einem feinen Anspiel das 25:23 durch Michael Knudsen vor. Als dann Kasper Söndergaard das 26:23 erzielte, war der Traum von einer spanischen Finalteilnahme ausgeträumt.
Statt dessen feierte eine Arena in Rot und Weiß ihre dänischen Helden. Hans Lindberg über die Atmosphäre in der Kristianstad Arena: "Das war eine fantastische Kulisse. Die Zuschauer übten einen enormen Druck auf die Spanier aus und wir sind unseren Fans sehr dankbar."
Vorausschauend auf das Finale am Sonntag meinte Lindberg noch: "Frankreich hat in den letzten Jahren alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Es wird Zeit, dass wir sie vom Thron holen."