da hab ich scheiße gegessen!

Erstellt am 23. Dezember 2013 von Lesterschweine

liebes lesterschwein,

kennst du schon den? treffen sich ein krüppel und ein blinder, sagt der krüppel “ich tret dich”, sagt der blinde “das will ich sehen”. dieser witz aus meiner volkschulzeit fällt weder unter hochgeistige, noch unter politisch korrekte unterhaltung. ich find aber, er passt super zum momentanen zustand der lesterschweine. er ist mir nämlich heute nacht wieder eingefallen, als ich im bett lag und zum ersten mal seit fast zwei jahren vor rückenweh nicht schlafen konnte. zwar kann ich noch gehen und du siehst ja zumindest großbuchstaben, aber you know what i mean, oder? jetzt bin ich also mal wieder mehr oder weniger zum nichts tun verdammt und räum nicht in vorbereitung des weihnachtsabends in der wohnung herum sondern schreib blogbeitrag und les bücher. auch nicht schlecht. das buch, das ich im moment in der reißen hab ist die mehr oder weniger autobiographische aufarbeitung von michael niavaranis familiengeschichte. und ob seines persischen backgrounds schreibt er da über alle möglichen persischen redewendungen und ihre bedeutung im gegensatz zur bedeutung der wörtlichen übersetzung. und da gibt es eine redensart, die fast immer passt, wenn man pech hatte, aber, und das find ich wirklich interessant, nur dann, wenn es einen gewissen anteil eigenverantwortung gibt.
trifft einen aus heiterem himmel der flüssige schleimschlag – dann nicht.
aber hat man sich zum beispiel mal wieder ein bisserl übernommen und zuviel gehackelt, geschleppt und rumgestresst und liegt dann mit rückenweh darnieder: goh chordim! zu deutsch: da hab ich scheiße gegessen!
zugegeben, vielleicht ein bisschen gewagt für einen foodblog, aber bevor sich dieses bild im kopf festsetzt, ich hab da noch was anderes im köcher.

kurz nach meinem letzten supper club kam ich in den genuss selber mal bei sowas ähnlichem dabei zu sein. in der cuchina wurde im rahmen eines pop up dinner tables unter dem namen “was der boden her gibt” äußerst leckeres veganes mampf kredenzt.

fotos (c) barbara

wie das alles hieß weiß ich nicht mehr, für mich war die entdeckung das abends das karottenmus mit gegrilltem kräuterseitling, gehackten haselnussen und sprossen. ich hab das auch schon nachgebaut, und zwar so:

karottenmus

das ist das original, nicht der nachbau!

500g karotten
1 tl zucker
1 prise kardamon, gemahlen
1 el olivenöl
unbehandelte schale von 1/4 zitrone
salz, weißer pfeffer

karotten schälen, klein schneiden, im öl andünsten, mit dem zucker karamelisieren, zitronenschale beigeben und mit etwas wasser ablöschen und weich dünsten. vom herd nehmen, pürrieren und mit kardamon, salz und pfeffer abschmecken.
das ergebnis war zwar etwas anders als das original, aber auch sehr lecker. große empfehlung für jede vorspeisenvariation, sowohl was den geschmack betrifft, als auch der farbe wegen.

a propos vorspeisenvariation: du hast ja vor mittlerweile fast eine jahr unseren all time favorit unter den vorspeisen, das hummus, verblogt. dazu zwei anregungen von mir. erstens: ich bin mittlerweile unter die tahina-junkies gegangen, drum kommen bei mir auf 500g gekochte kichererbsen derzeit nicht 2 tl sondern 2 el tahina, und zweitens: ich hab zusätzlich zu all den genialen variationen von dir (wasabi! koriander!!) noch einen weiteren knüller gefunden: kernöl!!! statt olivenöl einfach reichlich kernöl einrühren. das ist so lecker, da legt’s dich nieder.

so, jetzt werd ich mich wieder losreißen und zumindest ein paar kartoffeln für den abendlichen salat schälen. übrigens, von wegen heute abend. nachdem wir ja als schlaue patchworker schon seit jahren am 23.12. weihnachten feiern ist mir heute klar geworden, dass für das jungkind und auch für mich der 23. mittlerweile ein ganz regulärer erster weihnachtfeiertag ist. die normative kraft des faktischen beeindruckt mich immer wieder. so hat sich auch kürzlich wieder herausgestellt, dass für den großen die patchworkfamilie das normale ist. er hat in diesem zusammenhang seinen besten freund bedauert, der leider eltern hat, die sich einen haushalt teilen. nichts als nachteile. nur ein zuhause, erwachsene, die gegen einen packeln und voll wenige bezugspersonen. oder, wie er es formuliert hat: ursuper, ich könnt sofort eine party auf der donauinsel schmeißen, mit musik und essen und allem, und ich hätt’ alle leute die ich dafür brauch in der familie. na dann:

frohe weihnachten!

bussi und bis später,

dein schwesterlein