Während die ganze Welt auf die merkwürdigen Feierlichkeiten blicken, mit denen der 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie gefeiert wird, findet um die ostukrainische Stadt Slowjansk wieder ein aktueller Krieg statt: Die ukrainische Armee hat eine Panzerattacke gestartet, die Stadt wird beschossen, zum Teil auch mit Kampfflugzeugen.
Wie die junge Welt berichtet, sind mittlerweile die Hälfte der etwa 130 000 Einwohner aus Slowjansk geflohen. Die verbliebenen Bewohner haben zum Teil kein Wasser, weil durch den Beschuss eine Hauptleitung zerstört wurde, frische Lebensmittel wie Milch und Gleich gibt es nicht mehr. Seit Dienstag wurden nach Angaben der Regierung in Kiew über 300 „Separatisten“ getötet. Die „Antiterror-Operation“ wird sowohl von den USA als auch von der EU gedeckt.
Die Nachricht in den sonstigen deutschen Medien war, dass die Atmosphäre zwischen Merkel und Putin kühl bis frostig gewesen sei. Und dass die Kanzlerin gegenüber Putin streng gewirkt und gar die Augenbrauen ermahnend hochgezogen habe.
Nun ja. Die Bewohner von Slowjansk haben echt andere Probleme.
Immerhin: Ria Nowosti berichtet, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Absicht des designierten ukrainischen Präsidenten Pjotr Poroschenko begrüßt hat, das Blutvergießen in der Südostukraine einzustellen. Dahin gehende Gespräche sollten aber von den Behörden in Kiew und Vertretern der umkämpften Regionen aufgenommen werden. „Russland ist keine Konfliktpartei“, wie Putin nach seinem Treffen mit Poroschenko erklärte. Die Strafoperation im Osten der Ukraine müsse schnellstmöglich beendet werden.
Außerdem fand Putin gut, dass Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande im Rahmen seiner D-Day-Rede daran erinnert hat, dass die Sowjetunion einen entscheidenden Beitrag zum Sieg über den Nazismus geleistet hat – was ja auch absolut richtig ist. Aber unsere Medien schauen halt immer lieber nach Westen.