Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

In der neunten RICOCHET-Folge präsentieren wir bis 15. März das mulit-mediale Projekt “Full Service” des Künstlers Cyrill Lachauer in dessen erster institutioneller Einzelausstellung. HFF-Studentin Jovana Reisinger hat sich für das Stadtmagazin mucbook auf der Vernissage ins Getümmel gestürzt. Als sie die Ausstellungsräume betritt, bleibt sie nicht lange in Bewegung.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Manchmal sind es Fotografien, die einen im Museum selbst zu marmoresken Idioten versteinern lassen, oder von mir aus auch Gemälde, vor denen man seufzend sich niedersetzen möchte. Manchmal sind es auch Skulpturen, deren Plastizität man plötzlich annimmt oder halt die Architektur, unter der man staunend selbst ächzt – wie Holz. Und in diesem Fall ist es das Bewegtbild von Cyrill Lachauer.

In der Villa Stuck hat die RICOCHET #9 eröffnet. RICOCHET, die Ausstellungsreihe, die sich seit 2010 ganz der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat und in seiner diesmaligen Ausführung von Anna Schneider kuratiert wird, zeigt Lachauers multi-mediales Projekt „Full Service“. Daran haben sie vier Jahre gearbeitet.

Ein Full Service ist es wohl. Streifzüge, Arbeits- und Forschungsreisen durch den amerikanischen Westen. Las Vegas. Ghost Dance. Ein indianischer Messias Wovoka. Hinterland: ein Werkkomplex.

Fotografien, gerahmt. Videos in Fernsehern. Geräusche. Klappern, Straße, Riten. Hoffnung auf Arbeit. Sex. Prostituierte. Touristen.

Die Ausstellung füllt den ersten Stock. Dabei kann man weit öfter als nur einmal durchgehen, die Bilder, schon magisch genug, fesseln für mehr als wenige Sekunden. Die Filme zwingen einen zum Staunen.

Eine Dramaturgie die einen tatsächlich voll Erregung warten lässt, ob und wenn doch, was noch passiert. Eben nicht die typische Geschichte von Neubeginn und Aufbruch. Aber auch kein zur Schau stellen, keine menschlichen Karikaturen unserer Vorstellungen. Wie es im Pressetext der Villa so schön steht: »Full Service« reflektiert auch die Bildproduktion selbst.

Cyrill Lachauer, der sowohl als Anthropologe geschult ist, als auch Film studiert hat, bevor er sich ganz der Bildenden Kunst verschrieben hat, ist sich der Komplexität des »Bildermachens« bewusst. Mit »Full Service« gelingt es ihm, eine eigene Form zwischen ethnographischer Feldforschung, Roadtrip und Hommage an das amerikanische Kino zu finden, die die Mehrdeutigkeit der Realität zulässt, ohne zu bewerten.

Zurückgelassen wird man mit mehr als einem Geheimnis. Auch mit einer Lust. Auf Rausgehen. Auf Drehen. Irgendwie auch auf Drogen in Amerika. Auf den inneren Zerfall eher weniger, aber der gefällt hier ganz ordinär.

15. Januar – 15. März 2015
RICOCHET #9. Cyrill Lachauer. Full Service
Museum Villa Stuck
Prinzregentenstr. 60, D-81675 München

Noch ein paar Bilder von der Vernissage:

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Wie bei jeder Eröffnung: Am Anfang ist das Wort.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Seit mittlerweile fünf Jahren präsentiert Michael Buhrs, Leiter des Museums Villa Stuck, in der Reihe RICOCHET entdeckungswerte junge Künstler.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Den Münchner Kunstfreunden gefällt das Konzept.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Die Politik ist auch dabei: Stadträtin Kathrin Abele vertritt mit ihrer Begrüßungsrede die Landeshauptstadt München.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Anna Schneider kuratiert die aktuelle Ausstellung.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

Nach den Ansprachen genießt der gebürtige Rosenheimer Cyrill Lachauer den großen Andrang im Foyer.

Cyrill Lachauer – ethnografische Feldforschung als Roadtrip

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