Von Günter Verdin
Ohne dramatisch an- und abschwellende Thriller-Musik lässt sich heute offensichtlich wohl keine auch ernstzunehmnde TV-Reportage der Zuschauerschaft vermitteln. Schon der Titel der Doku von Dagmar Brendecke und Walter Brun innert an einen Edgar-Wallace-Krimi: „Die Angst hat 1000 Augen“ (3Sat). Es sind Kameraugen – in London etwa 20.000 – die jede „Anomalität“ im Bewegungsfluss von Autos und Fußgängern registrieren, um mögliche Terrorakte abzuwehren. Die innere Sicherheit von Ländern und Städten war schon vor den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001 auch europaweit ein Thema, seither wurden die Sicherheitsmaßnahmen aber intensiviert. Vor allem die Riesenstädte sind das Ziel von Terroristen. Früher glichen die Städte Festungen, heute kommt der Feind nicht mehr von außen, er ist schon da. Drei der vier für die U-Bahn-Attentate in London am 7. Juli 2005 verantwortlichen Muslime waren Briten. Auch der Ring of Steel, der wegen der blutigen Anschläge durch die IRA bereits 1993 errichtete Sicherheitskordon um die City von London, konnte den Terrorakt nicht verhindern.
Freiheit ohne Sicherheit ist nichts. „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“ hat schon einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, Benjamin Franklin, hellsichtig formuliert. Während wir noch sorgenvoll feststellen, dass wir , wo wir gehen und stehen, digitale Spuren hinterlassen, die von allen möglichen Staats- und Wirtschaftsmächten zu Datensätzen zusammengefasst und oft missbraucht werden, droht schon die nächste Gefahr: die Lahmlegung ganzer Städte und Landstriche durch Computer-Attacken. Gegen die radikale Bedrohung des Cyber-War hilft nur „Entnetzung“, wie Sandro Gaycken von der Freien Universität Berlin vorschlägt:“Die Netzwerke müssten zurückgebaut und verkleinert werden.“ Die mit dramatischen Duktus aufklärende Doku schließt mit den Worten:“Selbst wenn wir unsere Angst besiegen, können, - was werden wir an Freiheit verloren haben?“ So endet keine Gute-Nacht-Geschichte…