Hacker haben bereits gezielt industrielle Steuerungssysteme mit Computerviren infiziert. Unser Stromnetz könnte ihr nächstes Ziel sein.
Aus: Spektrum der Wissenschaft, Oktober
Vor gut einem Jahr machte ein besonders ausgeklügelter Virus Schlagzeilen: „Stuxnet“ infizierte einen Großrechner einer streng gesicherten industriellen Anlage im Iran – und zwar ohne Verbindung mit dem Internet, über das solche Angriffe normalerweise erfolgen. Welche Methoden versierte Hacker anwenden, um in vermeintlich geschützte Anlagen einzudringen, erklärt jetzt der US-Sicherheitsexperte David M. Nicol in der Oktoberausgabe von „Spektrum der Wissenschaft“. Er berichtet zudem, dass auch das Stromnetz viele potenzielle Angriffspunkte bietet – und warnt vor den fatalen Auswirkungen eines gezielten Angriffs auf die Energieversorgung.
Unser Stromnetz ist aus vielen kleinen Einheiten aufgebaut, die alle genau aufeinander abgestimmt arbeiten. Greift eine Schadsoftware an einem Knotenpunkt an, könnte sie einen großen Teil des Netzes lahm legen, wie Forscher in einem Laborexperiment simulierten.
Als besonders problematisch erweist sich die zunehmende Automatisierung: Firmen setzen vermehrt speicherprogrammierbare Steuerungen ein, die bestimmte Geräte und Prozesse regeln. Maik G. Seewald, Manager und IT-Sicherheitsexperte der Firma "Cisco Systems", erklärt ebenfalls in „Spektrum der Wissenschaft“ warum solche unbemannten Stationen große Risiken bergen: Bricht ein Hacker beispielsweise in ein ländliches Umspannwerk ein, so kann er seine Schadsoftware direkt in die Schaltsysteme einschleusen. Bis dies bemerkt würde, hätte sich der Virus bereits im gesamten System ausgebreitet. Deshalb ist ein umfassendes Sicherheitskonzept für industrielle Anlagen notwendig.
Inzwischen nehmen auch die Regierungen das Thema Cybersicherheit ernst: So hat das deutsche Bundesinnenministerium in diesem Jahr ein Nationales Cyber-Abwehrzentrum etabliert, das die Infrastrukturen unseres Landes vor Angriffen schützen soll.