Ein Blick in den Abgrund, der jeden Normalsurfer schaudern lässt. Die Zahl der Angriffe nämlich "nimmt drastisch zu", hat sich Blechschmidt vom Bundesinnenministerium diktieren lassen, das die Zeit zwischen den Jahren offenbar nutzen will, die Idee eines "Nationalen Cyber-Abwehrzentrum" in die Realität umzusetzen. Das solle "Erkenntnisse über elektronische Ausspähungen bündeln und Abwehrmaßnahmen koordinieren".
Die angefügten Zahlen sind in der Tat erschütternd: "Von Januar bis September registrierte der Verfassungsschutz demnach 1600 Attacken", schreibt die "SZ", im gesamten Jahr 2009 seien es erst "etwa 900" gewesen. Bei 42 Millionen deutschen Internetnutzern sind schon 0,003 Prozent aller Surfer Opfer eines Angriffs geworden. Das ruft nach einem Nationalen Schwachsinn-Abwehrzentrum, denn Schwachsinn ist augenscheinlich weitaus häufiger anzutreffen als "Cyber-Attacken".
Die aber sind nach den Qualitätsrecherchen aus München viel raffinierter gemacht als alle alarmierenden Berichte darüber. Zwar schaffen es die Urheber der Angriffe nicht, unerkannt in deutsche Netze einzudringen. Ein "stattlicher Anteil" dieser Angriffe trage eine chinesische Handschrift, diktierte ein Sprecher des stets besonnen warnenden Innenministers de Maiziere der SZ.
Doch zumindest Cybercrime-Berichterstatter Blechschmidt haben die Angreifer komplett verwirrt: "Täglich werden 40.000 Internet-Seiten mit Schadprogrammen infiziert", schreibt er, "sie sind in der Regel in den Anhängen von E-Mails versteckt." Die Angreifer? Die Internetseiten? Fest steht: Werde "der Anhang" geöffnet, installiere "sich der Schädling unbemerkt auf dem angegriffenen System und baut in vielen Fällen eine Verbindung zu einem Computer im Herkunftsland auf." Darüber könnten dann "Anweisungen zum Datendiebstahl oder auch zur Datenzerstörung verschickt werden".
Man sieht sie vor sich, die kleinen chinesischen Computerdiebe, emsig beschäftigt in ihrer Cyber-Crime-Zentrale, wie sie in chinesischer Handschrift hinterlistige Anweisungen an infizierte Computer in den großen deutschen Zeitungshäusern herausgeben. Auch Peter Blechschmidts ursprünglich grandioser Beitrag, der eigentlich alle Hintergründe der Cyber-Attacken auf Deutschland detailliert enthüllt hatte, fiel der chinesischen Offensive zum Opfer. Nur deshalb steht da jetzt etwas von E-Mails, die an "Webseiten" geschickt werden, diese "infizieren" und zwingen, nach Hause zu telefonieren, von "Anhängen", die sich in Webseiten öffnen, und "Anweisungen", die in "chinesischer Handschrift" übermittelt werden.