Seit einigen Monaten hat eine App eine sehr leidenschaftliche Community auf Trab gehalten. Leidenschaftlich muss sie auch sein, denn das Spiel mit dem bezeichnenden Namen “Curiosity – what’s inside the cube” ist denkbar simpel. Ein riesiger Würfel, der aus vielen kleinen Würfeln und unzähligen Schichten besteht, muss in einem virtuellen Raum von allen spielenden Usern zerstört werden. Das passiert, indem man – ganz frei von Komplikationen – den Smartphone-Screen antippt. Die Würfel explodieren. Schicht um Schicht wird so von der Community abgetragen.
Der Reiz am Spiel liegt nicht am Spiel selber, sondern an seinem Experimentcharakter. Denn innerhalb des Würfels steckt laut den Entwicklern ein Geheimnis, das keiner kennt und nicht veröffentlicht wird. Von den Millionen angemeldeten Usern wird nur einer schließlich an den Mittelpunkt gelangen und erfahren, wofür er gespielt hat. Wer der glückliche Gewinner wird, das entscheidet der Zufall, denn keiner weiß wie viele Schichten noch vor der Community liegen. Nur der Gewinner kann selbst entscheiden, ob er das Geheimnis – ein Gewinn? Eine Nachricht? – mit dem Rest der Welt teilt.
Peter Molyneux, ehemals Chef-Entwickler der Microsoft Studios, die vor allem für X-Box-Spiele verantwortlich waren, hat sich in England mit seinem eigenen Entwicklerteam “22Cans” niedergelassen um das soziale Experiment durchzuführen. “Curiosity” ist dabei aber nur eines von insgesamt 22 Spielen, das auf diese Art und Weise entwickelt werden soll. Auch das nächste Game ist bereits in Produktion und soll Innovation in die Gaming-Welt bringen.
Innovativ ist auch der Ansatz, mit dem 22Cans Geld verdienen möchte. Mit den bei der Zerstörung der Würfel gesammelten Punkten können sich die User besseres Werkzeug kaufen, mit dem sie mehr Steine abtragen können. Wer den Umweg sucht, kann für wenige Euros direkt zu dem hochwertigen Werkzeug greifen. Die Diamanten-Hacke, die teuerste Investition, kostet immerhin stolze 50.000 US-Dollar. Wie viel Leidenschaft kann die Community für so ein Spiel aufbringen, sollte hier viel eher die Frage sein.
Zudem könnte Curiosity auch den Markt komplett umkrempen. Bisher lag das meiste Geld, bemessen am Umsatz, bei Casino- und Pokerspielen mit Echtgeld. Obwohl es sich hier auch vermutlich um ein Glücksspiel handelt (und zwar eines, das wirklich gar nichts mit Geschick zu tun hat), wirkt Curiosity nicht so suchterregend oder moralisch zweifelbar. Hat Molyneux damit das Tor in die Grauzone der Gambling Games geschaffen?
Das Spiel ist im Oktober 2012 online gegangen und hat einen unerwarteten Hype kreiert. Mittlerweile – es scheint, als wäre der ursprüngliche Reiz ein wenig verflogen – haben sich allerdings immer mehr User zurückgezogen. Irgendwann wird es dann scheinbar doch langweilig, wieder und wieder Schichten ohne Resultat abzutragen. Die einzige Abwechslung für die Spieler sind die Bilder, die die Würfel bilden. Jede Schicht zeigt etwas Neues.
Durch die öffentlichen Statistiken kann man aber immerhin einige Daten zum Verhalten der User auswerten, die mit Sicherheit als “Big Data” von den Curiosity-Entwicklern gesammelt und verkauft werden können. Auch hier erscheint die Monetarisierung der “sozialen Spiele” im Vordergrund der Innovation zu stehen.
Ein Spieler hat aufgrund der Statistiken berechnet, dass es sich womöglich noch um einige Monate handeln könnte, bis der Mittelpunkt erreicht wird. Nun stellt sich also viel weniger die Frage, was eigentlich das Geheimnis des Würfels ist, als die darüber, ob es überhaupt jemand noch rausfinden will.
Curiosity – what’s inside the cubeHersteller: 22 Cans Ltd.
Freigabe: 4+
Preis: Kostenlos Download
