CunninLynguists: „Oneirology“

Von Yoana

Die CunninLynguists sind meisterlich, wenn es um die Ausarbeitung von Konzeptalben geht. Das haben die drei Rapper aus Kentucky bereits viermal unter Beweis gestellt. Den Anspruch haben sie dabei stets angehoben, weshalb die Erwartungen an den neuen Streich Oneirology dementsprechend hochgeschraubt waren. Gleich im ersten Hörgang zeigt sich, dass Produzent Kno das Konzept „Traumdeutung“ mit sphärischem Synthesizersound ohne Kompromisse einzugehen umgesetzt hat. Melancholie ist als Beschreibung der Klangkulisse noch untertrieben – Kno scheint seine Samples direkt im Tal der tausend Tränen aufgenommen zu haben. Spätestens ab dem fünften Track (Murder Act II) beginnen die hochgepitchten Vocal-Samples, die sich konsequent durch alle Hooklines ziehen, negativ auf das Gemüt zu schlagen. Wer sich die gesamten 50 Minuten von Oneirology angehört hat und damit zwangsläufig tief in den Abgrund der eigenen Seele geschaut hat, der kann in der gesungenen Schlussnote Embers sogar einem Refrain lauschen der nach frisch kastriertem Engelschor klingt. Wo sind die wuchtigen Drums, die einen aus dem Traum auch mal hochschnellen lassen? Obwohl Deacon the Villain wieder mit sozialkritischen Inhalten und seinem vernuschelt-fließenden Dixieland-Flow überzeugt, mangelt es über die gesamte Breite an Ecken und Kanten. Zwar klingt Oneirology mit Titeln wie Get Ignorant zweifelsohne nach den Lynguists, doch ist der Sound als Gesamtwerk einfach viel zu glatt. Auch der experimentierfreudige Einsatz organischer Elemente wie Gitarren- oder Pianopassagen (Enemies With Benefits) schafft da keine Abhilfe. Oneirology ist keine Enttäuschung, aber den hohen Ansprüchen ist das Trio nicht gerecht geworden.

Andreas Margara (28. April 2011)