CSU-Deutsch-Gebot

Von Eckhardschulze

An und für sich wirkt der Vorschlag der CSU, dass Migranten in der Öffentlichkeit und Zuhause DEUTSCH sprechen sollen, geradezu albern. Unklar ist, ob die CSU mit solchen Merkwürdigkeiten tatsächlich der AfD Stimmen abwerben will und kann. Wohl eher nicht.

Nur schade, dass der Erfinder dieser Weisheit nicht vorher einen Sprachlehrer gefragt hatte, der ihm sogleich geraten hätte, solch eine Forderung nicht zu stellen, weil sich nichts tiefer einprägt, als eine falsche Wortwahl oder eine falsche Aussprache. Deshalb wäre es schlau gewesen, wenn die CSU Vorschläge machen würde, damit diejenigen, die fleißig DEUTSCH lernen, mit Sprachlehrern gemeinsam ihr Erlerntes in Gesprächen praktizieren können. Das wäre eine sinnvolle Ergänzung zur schulischen Sprachausbildung.

Angesichts der unübersehbaren Kriegsgefahr (Konfrontation USA / Europa und Russland –> Ukraine) könnte sich Frau/Mann auch die Frage stellen, was die CSU in Vorbereitung ihres Parteitages umtreibt, um sich solche Vorschläge “programmatisch” auf die Fahnen zu schreiben. Etwas unverständlich ist dabei, dass der Erfinder dieses Postulates nicht selbst gemerkt hatte, dass die Medien und die anderen Parteien jede Gelegenheit nehmen, um dieses Thema wie eine “vorweihnachtliche Sau durch die Medienlandschaft” zu treiben.

Der genuin misstrauische Beobachter solcher Eskapaden dürfte darüber nachdenken, ob die CSU von anderen Themen, etwa der MAUT, ablenken will. Die diffusen MAUT-Ideen wirken nach diesem DEUTSCH-Missgriff geradezu wie eine Intelligenzleistung in den Reihen der bodenständigen Verantwortlichen aus Bayern. Möglicherweise aber war dieser Vorschlag nur zeitlich falsch ausgelöst?! Es wäre besser gewesen, solche und ähnlich Vorschläge in den April zu verlagern.

Allerdings wirkt es überzogen, wenn Kommentatoren oder gar Journalisten sogleich die Menschenrechte und das Grundgesetz bemühen und danach fragen, welche zugesicherten Rechte durch den Vorschlag in Gefahr geraten würden.

Auf jeden Fall bemühen sich viele Journalisten mit großer Empörung darum, den unglaublichen Vorschlag aufs SCHÄRFSTE zu verurteilen. Da mag bei so manchem aufmerksamen Beobachter der Szene der Verdacht aufkommen, dass nach den massiven Propagandavorwürfen vieler Bürger bezogen auf den Ukraine-Konflikt jetzt Gelegenheit genommen wird, auch einmal etwas RICHTIGES, WAHRES zum Ausdruck zu bringen. Ob das zur “Reinigung” ausreicht, darf eher bezweifelt werden.

Aber vielleicht war ja der CSU-DEUTSCH-Vorschlag auch als verspäteter Auftakt zum Karneval gemeint. Der Parteitag sollte darüber Auskunft geben, damit auch die Spekulationen und Verdächtigungen besser eingeordnet werden können.

Bis dahin wäre eher Gelassenheit das Gebot der Vorweihnachtszeit, ohne die viel wichtigeren Themen aus den Augen zu verlieren.