Crystal Waters – 100% Pure Love (1994) | House Klassiker

Erstellt am 26. Oktober 2024 von Djrewerb

Die Biographien mancher Menschen scheinen so unglaublich, dass man dahinter direkt einen ausgebufften Dramaturgen vermutet. Crystal Waters gehört dazu.

Oder ist es nicht verblüffend, dass die jüngste Autorin, die je in die große „Writers Guild of America" aufgenommen wurde, später eine echte Leuchte in Informatik wurde, studierte und dann ihren großen Durchbruch feierte - als House Sängerin?

Wahrscheinlich ging es dabei einfach um „100% Pure Love". Anders könnte man sich so eine Bauchentscheidung wohl nicht erklären.

Andererseits, was kann nach einer derartigen Vorgeschichte schon noch groß passieren? Deshalb verkraftete Crystal Waters es wahrscheinlich auch ganz gut, nach ihrem Debüthit „Gypsy Woman (She's Homeless)" als Eintagsfliege und One-Hit-Wonder abgestempelt zu werden.

Waters hatte neben ihrem Studium als Sessionsängerin gejobbt und wurde von einem Freund mit der House-Kombo „Basement Boys" verkuppelt. Gemeinsam produzierte man „Gypsy Woman". Dann wurde es still um Crystal Waters.

Als im Jahr 1994 mit „100% Pure Love" ein weiterer Superhit folgte, trauten die großen Prognostiker der Musikwelt ihren Ohren nicht.

Woran mag es gelegen haben? Vielleicht ist es die harmonische Tiefe, die Waters' House Musik zugrunde liegt. Wie schon bei „Gypsy Woman" sind es die vielschichtigen Jazzharmonien von Synthesizer und Orgel, die zusammen mit ihrem der Welt enthobenen Gesang den musikalischen Anspruch bestimmen.

Und dann ihre facettenreiche Stimme, ihr bluesiges Timbre, die hintergründige Ausdruckskraft. Crystal Waters kratzt nicht an der Oberfläche, sie möchte mitten hinein ins Empfinden. Und das kommt nicht von ungefähr: Immerhin war ihr Vater Jazzmusiker und ihre Tante Ethel Waters gehörte zu den ersten Afro-Amerikanerinnen, die in großen Hollywood Musicals auftraten.

Ach übrigens: 2007, 2008 und 2009 feierte Crystal Waters mit drei Charthits ihr Comeback. So what?!
Und über ihren Clubhit „Destination Unknown" aus den Jahren 2003 haben wir noch gar nichts gesagt. Das hole ich bald nach, wenn ich über den House-Klassiker „ Destination Calabria " und die Zusammenarbeit mit Alex Gaudino schreibe ...