Crowdfunding für Lebensmittel

Bereits im Jahr 2013 wurde hier im Artikel Foodfunding Crowdfunding als Möglichkeit zur Finanzierung von Lebensmitteln und der Lebensmittelproduktion beschrieben. Seither hat sich diesbezüglich einiges getan, dessen genauere Betrachtung durchaus lohnenswert ist.

Einführend sei zuerst das vermutlich populärste Beispiel erwähnt: Der Kartoffelsalat von Zack Danger Brown (https://www.kickstarter.com/projects/zackdangerbrown/potato-salad/description), der auf Kickstarter über 55.000 USD einsammelte. Die ursprünglich als Scherz gedachte Crowdfunding-Kampagne entwickelte sich zu einem echten Hype und sorgte dafür, dass die genannte Summe von letztlich fast 7.000 Menschen zusammengetragen wurde. Derzeit befinden sich auf Kickstarter weiterhin eine Menge Projekte in der Kategorie Essen und Trinken. Die meisten adressieren jedoch nicht den deutschen Markt und neben Lebensmitteln befinden sich auch viele technische Spielereien und lebensmittelnahe Projekte.

Neben Kickstarter gibt es in den USA die Plattform AgFUNDER, die speziell für Projekte aus der Landwirtschaft gedacht ist. Auch hier finden sich primär Projekte, die etwas mit landwirtschaftlicher Produktion oder Technologie zu tun haben, nicht jedoch explizit mit Lebensmitteln selbst. Darüber hinaus richtet sich die Plattform an akkreditierte Investoren (gemäß JOBS Act). Auch an gewöhnliche Investoren richtet sich die amerikanische Plattform Barnraiser. Hier gibt es tatsächlich auch Projekte, die explizit Lebensmittel oder Lebensmitelproduktionen als Ziel haben. Manche Projekte sind Finanzierungen für kleine Farmen, die expandieren oder ihre Produktion verbessern möchten. In den USA gab es auch Crowdfunding-Plattformen, die sich für die Lebensmittelbranche (meist dem Agrarsektor) aufgestellt hatten, zwischenzeitlich aber wieder von der Bildfläche verschwunden sind.

In Deutschland gibt es etliche Crowdfunding-Plattformen, die sich an „grüne“ oder „nachhaltige“ Projekte richten. Darunter fallen z.B. auch Food-Startups oder nachhaltige Technologien für die Lebensmittelproduktion. Ähnlich sieht die Situation im benachbarten Ausland aus, wobei es in Frankreich und den Niederlanden Plattform gibt, die sich an Lebensmittelproduzenten aus der Landwirtschaft richten.

Nun bietet seit kurzem www.Erzeugerwelt.de Crowdfunding für Lebensmittel und die Lebensmittelproduktion an. Das Angebot wird dort Foodfunding genannt und richtet sich explizit an Lebensmittelproduzenten der Urproduktion, wie z.B. Landwirte oder Fischer. Aktuell werden keine regulierten Angebote platziert. Produzenten können die Plattform also primär als Marketing- und Vertriebskanal nutzen, der Finanzierungsgedanke wird derzeit noch nicht angeboten. So können zwar noch keine Genossenschaftsanteile oder Genussscheine vertrieben werden, dafür aber die Lebensmittel selbst. Alternativ ist der Abschluss von Produktionsverträgen möglich. Damit können z.B. auch einfache Projekte der solidarischen Landwirtschaft über das Internet angestoßen werden.

Lebensmittelproduzenten können auf die oben beschriebenen Weisen ihren Absatz sowie ihre Kosten und damit ihre Preise planen. Außerdem können Kunden erreicht werden, die über die bisherigen Vertriebswege nicht angesprochen wurden. Da Erzeuger mit einer Crowdfunding-Kampagne im Vorfeld Waren an den Mann oder die Frau bringen, kann das Instrument auch zur Senkung der Vertriebskosten genutzt werden. Aus unternehmerischer Sicht ist Crowdfunding für Lebensmittelproduzenten als ein sinnvolles Werkzeug.

Kunden können von Crowdfunding für Lebensmittel und die Lebensmittelproduktion ebenfalls profitieren. Vertriebskosten, die üblicherweise entstehen entfallen und auch Kapitalkosten zur Aufrechterhaltung der Liquidität über Zeiträume, in denen die Produktion stattfindet, entstehen nicht oder nur in geringerem Maße. Diese Ersparnisse können direkt an den Kunden weitergegeben werden. Das führt u.a. dazu, dass hochwertig produzierte Lebensmittel, die direkt vom Erzeuger mittels Crowdfunding vertrieben werden, zu einem guten Preis abgegeben werden können. Dadurch werden Preise, die nicht oder nur geringfügig über den gewohnten Verbraucherpreisen bei Supermarkt und Discounter liegen, möglich.

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