Dass man im digitalen Zeitalter meist günstiger fährt, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammentut und im Team investiert, hat sich mittlerweile herumgesprochen. An jeder Ecke crowdfundet jemand sein nächstes Projekt, denn alleine wär’s einfach zu teuer. Dieses Prinzip hat viele Erfolgsgeschichten geschrieben – nur konsequent, dass das Modell Crowd+X nun weitergesponnen wird. Zum Beispiel beim Fleischkauf. Als mich das Team von Kaufnekuh.de kürzlich per Mail zum Crowdbutching einlud, horchte ich auf. Das klang irgendwie nach Massentierschlachtung. Alle Mann ran an die Kuh und losgesägt? Nicht ganz.
Yvo van Rijen hat Kaufnekuh.de gegründet. Im YouTube-Video, das fett im oberen Teil der Website prangt, verspricht er „ehrliches und zurückverfolgbares Fleisch,“ während er inmitten einer äußerst idyllischen Kuhheide steht. Damit zielt Kaufnekuh auf exakt jenes Bedürfnis ab, das in den vergangenen Jahren, befeuert durch dutzende Fleischskandale, immer stärker gewachsen ist: Eine steigende Zahl an Konsumenten will wissen, wo ihr Fleisch herkommt. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, Fleisch von Tieren zu konsumieren, die ein Leben in Tierwürde genießen konnten und kerngesund (sprich: ohne Antibiotika) auf der Schlachtbank landen.
Der aktuelle Stand des Schlachtungs-Crowdfunding wird regelmäßig auf der Startseite aktualisiert. Sobald 35 Interessenten gefunden sind, wird die Kuh geschlachtet. Das erfährt jeder Crowdbutcher per Mail. „Ihre Kuh wird nun geschlachtet“ heißt es dort und gleichzeitig erfährt man auch den groben Lieferzeitraum des Fleischpakets, das man erwartet. Ab Schlachtung dauert es noch ca. 2,5 Wochen bis zur Lieferung, denn das Fleisch muss natürlich noch in die Reifekammer. Dann geht ein extrem vielfältiges Paket auf die Reise, das unterschiedlichste Teile des Tiers enthält, in Form von Filet, Steaks, Hackfleisch, Braten, Hamburger-Patties und Würsten – alles seperat vakuumiert. Ein großes Paket (7,2 Kilo) kostet 100 Euro, ein kleines 50 (3,6 Kilo). Das entspricht einem Kilopreis von knapp 14 Euro. Für Steaks ist das sehr günstig, für Bratenstücke eher teuer, doch im Durchschnitt liegt man etwa auf Discounter-Niveau. Das gute Gewissen gibt’s quasi gratis obendrauf.
Getestet habe ich bislang die Filetsteaks und das Hackfleisch. Das Hackfleisch schmeckte intensiv und verlor wenig Flüssigkeit – ein gutes Zeichen. Die Filetsteaks lassen sich am besten mit dem eigens propagierten Begriff „ehrliches Fleisch“ umschreiben. Ich habe sie sous-vide gegart, um keinesfalls Qualität zu verschenken. Nicht das zarteste Fleisch das ich jemals gegessen habe, dennoch gute, mehr als solide Fleisch-Qualität: Sehr saftig, mild-würzig und ohne die saure Note, die ich an Discounter-Fleisch so sehr hasse. In meinem Gefrierfach wartet nun eine Riesen-Ration Fleisch, die darauf wartet konsumiert zu werden. Ein Vorrat, der in einem Zwei-Personen-Haushalt locker für drei Monate ausreicht. 99 Euro sind dabei meines Erachtens ein extrem fairer Preis. Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass eine Kuh erst dann sterben muss, wenn gesichert ist, dass sie auch vollständig verkauft ist.