Crowd-Funding Kampagne zu “Dead Rainbow”

Crowd-Funding Kampagne zu “Dead Rainbow”

Millionen von Dollar fließen in die heutige Filmproduktion Hollywoods, nur wenige Filmemacher wissen noch vernünftig mit Geld umzugehen. Zumeist sind es diejenigen, die losgelöst von den großen Produktionsstudios handeln und oftmals ihre Ideen selbst verwirklichen wollen, ohne sich dabei den Meinungen von Geldgebern fügen zu müssen. In den USA wurde hierfür das System des Crowdfunding etabliert. Noch ist es kein gänzlich ausgereiftes System, noch können – oder werden – keine kompletten Filme hiermit finanziert, aber immer mehr Filmemacher probieren sich an dieser Form der Geldeintreiberei aus. Über Internetplattformen kann Geld gespendet werden, von Fans, die hierfür kleine oder große Gegenleistungen erhalten, je nach Summe der Spende: eine zugesicherte DVD des Films oder eine namentliche Nennung im Abspann, alles ist im Bereich des Möglichen. Im Grunde geht es aber nur darum, dass das Filmteam das Projekt verwirklichen kann und sich hierfür um die Unterstützung der Fans bemühen muss. In Deutschland ist das Crowd Funding noch nicht so sehr im Einsatz, eine Kultur der Filmförderung könnte dabei weitaus mehr hiervon profitieren als das Studiosystem der USA. Hierzulande sind es eher kleinere Produktionen, oft auch Kurzfilmprojekte, die sich durch ein solches Finanzierungsmodell die Komplettierung erhoffen. Aber auch hier gibt es Gegenbeispiele: Die deutsch/finnisch/australische Koproduktion „Iron Sky“ von Timo Vuorensola, ein Science-Fiction-Nazi-Film, finanziert durch Spenden, durch T-Shirt Verkauf – insgesamt kostete der Film 7,5 Millionen Euro, eine Million Euro hat Vuorensola durch das Crowdfunding erhalten.

Auch die Drehbuchautorin und Regisseurin Sabrina Maria Stockner aus Linz in Österreich möchte ihren Kurzfilm „Dead Rainbow“ nun mit diesem Finanzierungsmodell ins Leben rufen. Gemeinsam mit internationalen Darstellern aus Irland, Serbien, Österreich und Australien sowie der Singer-Songwriterin Lisa Maria Thurnhofer, die den Soundtrack zum Film beisteuern wird, möchte Stockner eine Geschichte über den Verlust von Dingen erzählen, über den Verlust von Menschen und das Verpassen von Chancen und Gelegenheiten. Sie erzählt von Jack, einem Mann der ein ziemlich glückliches Leben lebt: Es läuft alles wie am Schnürchen, keine Probleme, von morgens bis abends, von dem Moment, wenn er zusammen mit seinem Freund Bernd die Wohnung verlässt um Zeitungen auszutragen bis zum Abend, wenn er nach seinem gewohnt gelebten Rhythmus wieder nach Hause kommt. Zu diesem perfekten Leben gehört dann auch die Liebe, die Liebe zu seiner Freundin Amelie. Doch dann ist da dieser eine Punkt, an dem sich alles ändert. Dieser eine Punkt, an dem Jack weiß, dass irgendetwas nicht stimmt in seinem Leben. Er muss eine Entscheidung treffen: Ist es für ihn besser die Wahrheit zu erfahren und die Konsequenzen hieraus zu tragen oder wäre es besser, einfach immer so weiter zu leben wie bisher?

Sabrina Maria Stockner bewirbt diese Kurzfilmidee auf der deutschen Crowdfunding-Plattform indiegogo, wo sich auch der untenstehende Trailer wiederfindet, in dem Stockner selbst auch noch einige Worte zu dem Projekt „Dead Rainbow“ zu sagen hat.

Die Story zu “Dead Rainbow” wurde bei den österreichischen Spec_Script Awards 2012 unter die besten zwölf Einsendungen gewählt, immerhin von 232 Projekten, die versucht haben hier Aufmerksamkeit zu erregen. Das Geld, dass durch die Crowdfunding-Kampagne auf indiegogo erwirtschaftet wird, kommt natürlich gänzlich der Produktion des Films zu Gute. Denn hier liegt eine Prämisse dieser Finanzierungsform: Die Spender geben ihr Geld für eine zweckgebundene Sache her und können sich damit sicher sein, dass es nicht für anderweitige Zwecke missbraucht wird. In diesem Fall geht lediglich auch ein Teil des Geldes an Singer-Songwriterin Thurnhofer, die sowohl eine Soundtrack-CD als auch ein Musikvideo zum Titelsong von „Dead Rainbow“ produzieren soll. Anderweitig anfallende Kosten ergeben sich aus den Drehortgenehmigungen, Kostümen, den Gagen für Filmcrew und Darsteller oder auch für die Produktion von Untertiteln, die für das Einsenden bei diversen Kurzfilmfestivals von Nöten sind um ein internationales Publikum zu erreichen.

Hinter der Idee des Crowdfunding, ein relativer junger Begriff, der zur Jahrtausendwende entstand, steckt ein weniger radikales Vorgehen gegen Raubkopierer: Durch die Spenden, das vorherige Bezahlen für ein Produkt, durch die explizite Beteiligung bei der Produktion, sollen Künstler bereits im Vorfeld die nötigen Kosten abgedeckt haben, womit die Produktion vorsorglich zu keinem Verlustgeschäft verkommen kann. In den USA startete 2009 mit kickstarter.com die erfolgreichste Crowdfunding-Plattform, über die bereits zahlreiche Projekte finanziert und realisiert wurden. Dem gegenüber stehen deutsche Ableger wie startnext.de, inkubato.com, mysherpas.de oder pling.de. Der 2004er Film „Hatschi Madame – Sorry Monsieur“ nutzte das Crowdfunding um bereits im Vorfeld Eintrittskarten für den später fertigen Film zu verkaufen und bot gleichzeitig für den Kauf einer Karte die Nennung im Filmabspann an. Die selbst betitelte Porneografie „Hotel Desire“ schaffte es über das Crowdfunding-System die gesamten Produktionskosten in Höhe von etwa 170.000 Euro zu erwirtschaften und gilt somit als erster deutscher, rein durch das Crowdfunding finanzierter Spielfilm. Das größte Crowdfunding Projekt startete die Firma Brainpool aus Köln im Dezember 2011: Man wollte eine Million Euro über das Finanzierungsmodell einnehmen, um einen „Stromberg“-Kinofilm zu realisieren. Die Fans dankten es der Firma, die nach zwei Tagen bereits 150.000 Euro erhalten hatte, nach einer Woche war die Summe komplett.

Die Plattform indiegogo ging auf dem Filmfestival Sundance vor vier Jahren Online, inzwischen existiert sie in knapp über 190 Ländern. Im Gegensatz zu vielen Plattformen, die sich auf Filmprojekte festgelegt haben, ist hier alles möglich: Selbst ein Projekt für den Selbstbau eines Holzregales könnte hier Online gehen, die Gelder sind natürlich dennoch zweckgebunden, die Möglichkeiten für Projektideen allerdings unbegrenzt. Bei der kickstarter-Plattform zum Beispiel, wird ein eingestelltes Projekt zuerst geprüft und muss durch die Betreiber freigeschaltet werden.


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