Bei den "Cringe Nights" lesen Junge Leute in einem Pub aus ihren alten Tagebüchern vor – zur Belustigung der Gäste.
In London sind diese Abende der absolute Renner und die Pubs zum Bersten voll. Wer sich traut, kann auf die Bühne und die Peinlichkeiten aus vergangenen Zeiten vortragen. Mitmachen kann jeder. Was einem als Teenager so dramatisch erschien und nur noch Selbstmord eine Lösung zu sein schien, dient in der Cringe Night zur allgemeinen Heiterkeit.
Die damals 15-Jährige Emily Lawler geht unsicher auf die Bühne und beginnt aus ihrem Tagebuch zu lesen. „Ich will wirklich einen Freund haben. Ich will, dass jemand mich sexy, lustig und talentiert findet… Ich hasse meine Familie. Ich will lockiges Haar haben und glücklich sein...“. Das Publikum biegt sich vor lachen und damals wäre das sicher die Hölle gewesen, fremden Menschen etwas so intimes vorzulesen. Doch heute ist es für die mittlerweile 28-Jährige wie ein Befreiungsschlag.
Die Organisatorin Ana McLaughlin kann auch erklären, warum die Cringe Night so gut bei den Leuten ankommt. Als Teenager hatte man das Gefühl, das alles nicht noch schlimmer werden kann, alles wirkte viel dramatischer und denkt man heute an die Zeit zurück, kommen einem die Probleme von damals nur noch banal vor. Außerdem spürt man heute in der Cringe Night, dass man mit seinen Problemen nicht allein auf der Welt ist. Sich so Luft zu machen, wirkt nicht nur erleichternd, sondern auch ungewollt komisch und das Publikum kann sich mit den anderen identifizieren.
Ein Trend, der sich auch bald in Deutschland durchsetzen könnte.