Creative-Cloud-Update 10-2018

Mehr als drei Monate seit meinem letzten Blog-Update. Ich lag weder im Koma noch im Sommerschlaf, obwohl ich mich an besonders heißen Tagen schon einmal verkrieche. Vielmehr ist der Wechsel von Zeiten in denen ich den Blog intensiv pflegen kann, und Zeiten in denen ich ihn weitgehend sich selbst überlassen muss, fast so natürlich geworden wie die Flut und Ebbe des Meeres, und ist schlicht davon abhängig wie ich mir die Zeit einteilen kann. Da ich seit dem Sommer an einem neuen Buch über Adobe InDesign arbeite, und momentan mit der Überarbeitung meines Photoshop-Workshop-Buches beschäftigt bin, blieb wenig Zeit fürs Bloggen, auch wenn die Themen gegeben wären.

Mit InDesign und Photoshop sind wir auch gleich beim Thema, denn Adobe hat mich – und wohl nicht nur mich – am Mittwoch mit einem per sofort verfügbaren Update der Creative Cloud überrascht. Das freut mich besonders, da es bedeutet, dass ich mit der Überarbeitung des Photoshop-Buches noch einmal zurück an den Start darf. Es hätte mich allerdings auch schlimmer treffen können, beispielsweise wenn das Update unmittelbar vor oder nach Ende der Überarbeitung veröffentlicht worden wäre. Darüber hinaus ändert sich dasselbe wie seit Jahren: Nicht viel.

Neu in Photoshop 19

  • Für mich erfreulich, dass sich an der Benutzeroberfläche nichts geändert hat, was heißt, dass nicht jeder Screenshot den ich für mein Buch bislang angefertigt habe ausgetauscht werden muss.
  • Quicktipps für Werkzeuge enthalten jetzt animierte Beschreibungen, die man aber glücklicherweise abschalten kann.
  • Pinsel sind um eine zusätzliche Glätten-Funktion ergänzt worden.
  • Variable Fonts sind nun nutzbar, ein Konzept, das mir allerdings für die praktische grafische Gestaltung viel zu kompliziert in der Handhabung scheint. Nach meiner Erfahrung fehlt schon bisher dem Gros der grafisch gestaltenden Menschen die Erfahrung die bestehenden typografischen Möglichkeiten korrekt anzuwenden – Variable Fonts wird die Überforderung nur vergrößern.
  • Ein neuer Zeichenstift soll das Zeichnen von Pfaden erleichtern und ich kann mir durchaus vorstellen, dass Anfänger mit ihm besser zurecht kommen, als mit dem bisherigen Zeichenstift. Präzisere Pfade dürften sich dennoch mit dem klassischen Werkzeug besser und mit etwas Übung auch schneller gestalten lassen. Der Nachteil könnte sein, dass sich viele Anwender die Plage den Zeichenstift zu erlernen nicht mehr antun, und am Ende auf dem zweitbesten Werkzeug hängen bleiben.
  • Die in meinen Augen bedeutendste Verbesserung ist, dass sich nun einstellen lässt, wie Pfade angezeigt werden sollen. Pfade sind seit Jahren von Version zu Version schlechter zu erkennen, finde ich, und deshalb begrüße ich das vor allem, weil ich mir erhoffe, dass die Leser meiner Bücher die Pfade die ich zeichne im neuen Buch auch endlich wieder ausreichend erkennen können. Falls jetzt jemand denkt, das ist jetzt aber wirklich nichts Großartiges, hat er erfasst, was ich über die anderen Neuigkeiten denke.
  • Es gibt jetzt einen Workflow für 360°-Panoramen.
  • Verbesserungen soll es auch beim Auswählen und Maskieren geben, wobei ich die letzte Änderung in Photoshop 18 diesbezüglich als Verschlimmbesserung bezeichnen würde. Ein Urteil muss ich mir erst noch bilden.
  • Adobe zählt auf einer Seite die die Neuerungen seit Photoshop 14 listet noch ein paar weitere Punkte, von denen für mich persönlich allerdings keiner nennenswert ist.

Neu in InDesign 13

  • Neben Fußnoten gibt es nun endlich auch Endnoten. Seit ich 2007 mein erstes Buch mit InDesign setzte, frage ich mich, weshalb InDesign das nicht kann. Eigentlich längst überfällig.
  • Mit InDesign 12 wurden Absatzschattierungen eingeführt, mit deren Hilfe sich Absätze farbliche hinterlegen lassen. Mir scheint das Konzept bislang noch recht unausgereift, in den meisten Fällen werden Tabellen wohl nach wie vor noch die bessere Lösung sein, und es blieb die Frage offen, weshalb die Möglichkeit Konturen zu definieren fehlt – mir schien diese Lösung bestenfalls eine Halbe zu sein. Mit InDesign 13 reicht Adobe nun die Konturen nach. Ob damit aus der halben eine ganze Lösung wird muss ich erst noch erforschen.
  • Auch für InDesign hat Adobe eine Seite mit den neuen Features, wo ich allerdings keine weitere Funktion mehr finde, die mir nennenswert erscheint.

Creative Cloud generell

Adobe hat die Creative Cloud ohne Versionsnummer eingeführt. Später scheint sich die Erkenntnis durchgerungen zu haben, dass ohne gebündelte Updates mit neuen Nummern zur Signalwirkung die Presse für Adobes Produkte fehlt – bis CS6 löste jede neue Version eines Adobe-Programms bzw. -Pakets einen riesigen Medienwirbel aus. Das fand mit CC sein Ende (wäre ich ein Klugscheisser würd ich jetzt darauf verweisen, dass ich das ja gesagt habe). Also führte man recht bald Jahreszahlen für große CC-Updates ein, mit der Konsequenz, dass jedes Adobe-Produkt zwei Versionsbezeichnungen hatte. So ist beispielsweise Photoshop CC 2017 gleichzeitig Photoshop 18 und InDesign CC 2017 gleichzeitig InDesign 12.

Irgendwie scheint sich die Sache mit der CC-Nummerierung nicht ganz so bewährt zu haben, wie gedacht, weshalb man sie nun wohl wieder streicht und auf CC2017 nun wieder CC folgt.

Jene übrigens, die das skurril und unterhaltsam finden, mögen auch diese Fußnote interessant finden: CC 2015.5 erschien 2016, CC 2017 ebenso.

Ältere Menschen wie ich werden sich vielleicht auch noch daran erinnern, womit Adobe den Umstieg auf CC unter anderem begründete, nämlich, dass es ermögliche dem Kunden Neuerungen kontinuierlich liefern zu können, und nicht alle paar Jahre (oder zuletzt Monate) im Paket. Man fragt sich in welcher Schublade dieser Plan verloren gegangen ist.

Nun habe ich ja auch schon böse Mails bis hin zu Beschimpfungen erhalten, weil ich mich immer wieder (in einer möglicherweise etwas  Art) kritisch gegenüber der Produktpolitik und -entwicklung bei Adobe äußere (ich will aber auch nicht verschweigen, dass die Zustimmung überwiegt), deshalb möchte ich einmal mehr betonen, dass für mich InDesign und Photoshop noch immer Maß der Dinge in ihrer Kategorie sind. Affinity Photo mag Photoshop nahe kommen,  in manchen Dingen sogar überlegen sein, und in Sachen Preis/Leistung eine völlig andere (bessere) Liga, dennoch bleibt Photoshop unterm Strich der Sieger. Für InDesign sehe ich bislang sogar (leider) überhaupt keine Alternative. Kritiklos war ich aber halt noch nie.

Ein Blick über den Tellerrand, scheint in der neuesten CC-Auflage durchaus auch Bemerkenswertes zu zeigen, wie zum Beispiel Adobe CC XD und Adobe CC Dimensions. Als Print- und Stil-Photo-Profi allerdings aktuell von keiner großen Bedeutung für mich.

Lightroom CC

Man sagt Gottes Wege seien unergründlich, und so betrachtet hat auch Adobe etwas Göttliches. So mutet der Weg den Adobe nun mit Lightroom einschlägt ziemlich seltsam an. Dass das Programm irgendwann ihre Kaufoption verlieren würde haben ja viele vermutet, seit die anderen Programme den Weg zum Mietmodell gemacht haben, und überrascht somit wohl nur noch wenig. Skurril finde ich hingegen, dass es nun zwei Versionen geben wird (mit dem Verdacht, dass sich das als vorübergehend entpuppen wird).

Da ist nun zum Einen ein überarbeitetes Lightroom CC. Bisherige Anwender der Software mögen schockiert ob der Veränderung der Benutzeroberfläche bis hin zum verschwinden der Bereiche »Import«, »Entwicklung«, »Drucken«, etc. sein – für mich persönlich war gerade die Benutzeroberfläche mit Aufteilung in die verschiedenen Umgebung etwas, was Lightroom für mich zum No-go machte. Dem gegenüber spricht mich das neue Design durchaus an, allerdings erinnert mich das, was ich in Adobes Ankündigungsvideo sehe eher an Apples Fotos als an einen professionellen RAW-Konverter, und darüber sollten sich die Anwender schon Sorgen  machen. Adobe wäre nicht das erste Tech-Unternehmen das seine professionellen Kunden aus den Augen verliert (ja, ich spiele damit auf Apple an).

Die zweite Schiene soll ab sofort Lightroom Classic CC bilden. Dieses scheint die lineare Weiterentwicklung des bisherigen Lightooms zu sein. Nun kann ich mir unmöglich vorstellen, dass Adobe einen Plan hat dieses Lightroom wie es sowohl Profis als auch Amateure seit Jahren nutzen aufs Abstellgleis zu schicken, aber die Bezeichnung »Classic« klingt für mich nicht unbedingt nach einem Wegweise in die Zukunft.

Noch seltsamer ist, dass die Seite dieser neuen Lightroom-Version kaum Informationen über das Programm bereit hält, sondern vielmehr nach kurzen Scroll nach unten, auf Lightroom CC verweist. Das erinnert mich an die letzten Tage von Adobe GoLive. Nach der Übernahme von Macromedia brachte man noch schnell das (wohl bereits fertig programmierte) GoLive 9 zum Verkauf auf den Markt, auf der Produktseite jedoch fand sich bereits ein Hinweis, wenn man an professioneller Web-Entwicklung interessiert sei, soll man doch auch einen Blick auf Dreamweaver werfen. Ich weiß nicht, ob jemand so blöd war, das Produkt ab dem Zeitpunkt dennoch zu kaufen. Weiter entwickelt wurde es jedenfalls nicht, und GoLive-Kunden ließ Adobe einfach im Regen stehen ohne eine praktikable Lösung GoLive- in Dreamweaver-Projekte zu konvertieren.

Ich behaupte nicht, dass Lightroom wie es ist ein Ablaufdatum bekommen wird. Ich weiß es nicht, ich kann nicht in die Zukunft schauen, ich kann es mir noch nicht einmal vorstellen und will es schon gar nicht diskutieren. Ich mache mir nur meine Gedanken.

Alternativen?

Alternativen zu haben ist immer gut, und seit CC wird viel darüber diskutiert. Wie bereits geschrieben sehe ich für InDesign als Buchgestalter nicht den Ansatz eines Programms auf das ich ausweichen könnte. Das heißt gleichzeitig, dass ich auch weiterhin Adobe CC nutzen werde.

Wer meinen Blog kennt, weiß natürlich, dass ich eine Alternative zu Photoshop empfehle: Affinity Photo! Es gibt Schwächen, vor allem bei der Arbeit mit Kurven, die für einige Experten ein Hinderungsgrund sind das Programm zu nutzen. Es gibt aber auch Vieles, wo ich seine Nase in Führung sehe. Seine Retusche-Werkzeuge sind besser, seine HDR-Funktion, sowie die Integration von Fokusstacking. Über den Preisvorteil muss man erst gar nicht diskutieren. Unterm Strich ist Affinity Photo eine absolute Empfehlung für alle die ein Bildbearbeitungsprogramm suchen, und nicht ohnehin wegen InDesign oder einer anderen Software auf CC angewiesen sind. Ich gehe sogar soweit, dass auch CC-Nutzer dem Programm einen Blick opfern sollten, da ich seine Retusche-Werkzeuge für so gut halte, dass 55 Euro keine unüberwindliche Investition für ein Programm sind, das man neben Photoshop nutzt.

Absolut nicht empfehlen kann ich Affinity Photo hingegen zur Entwicklung von RAW-Dateien. Ich möchte das Serif noch nicht einmal vorwerfen, denn ich frage mich, wie ein kleines Softwareunternehmen das Reverse Engineering für unzählige Kameras und Objektive stemmen soll, neben der Entwicklung des Bildbearbeitungsprogamms, dessen Schwester fürs iPad und einer Vector-Application (was wurde eigentlich aus Affinity Publisher?).

Was also macht der Fotograf der in RAW fotografieren und Affinity Photo zur Bildbearbeitung nutzen möchte?

Preisbewussten Anwendern die mit einem Kamerasystem arbeiten empfiehlt sich natürlich die Software des Herstellers. Das hat zwar die Einschränkung, dass man nur RAWs der eigenen Marke verarbeiten kann, doch zumindest für Olympus kann ich sagen, dass ich deren Lösung (oberflächlich betrachtet) nicht schleicht finde, und Nikons Capture NX soll sogar richtig gut sein. Der Vorteil: Die RAW-Konverter übernehmen sämtliche Kameraeinstellungen, die von Konvertern von Drittherstellern nicht interpretiert werden.

Sony-Kunden geht es teilweise sogar besonders gut, denn Sony packt zu manchen Kameras soweit ich weiß eine Capture-One-Version, mit der Einschränkung, dass sie nur Sony-RAWs erkennt.

Wer preislich nicht so sensibel ist, dem sei Capture One nahegelegt. Dieses ist mit 279 Euro zwar kein Schnäppchen sein, dafür bekommt man aber auch die nach meiner Ansicht professionellste Lösung am Markt. Adobe mag mit Lightroom Marktführer sein, doch je professioneller die Liga der Fotografen, desto häufiger trifft man C1 in den Studios an – ich denke, das hat seinen Grund. (Bitte nicht den Umkehrschluss ziehen, dass Lightroom kein professionelles Niveau erreiche oder unprofessionell sei, wer Adobes Programm nutzt!)

Hinter Capture One steht der dänische Hersteller von Mittelformatkameras Phase One. Von fotografischer Kompetenz darf also ausgegangen werden.

Würde es Capture One nicht geben, wäre DxO Optics meine Alternative. Auch wenn ich C1 subjektiv bevorzuge, denke ich, dass DxO, C1 und Lightroom nach objektiven Kriterien gleichermaßen führende Programme der Kategorie RAW-Konverter sind. Der Preis für DxO Optics Pro liegt je nach Version bei 108 bzw. 166 Euro, im Moment ist es aber auch in einer Promo-Akton für Lau zu haben, was mir allerdings auch ein Bisschen Sorgen bereitet, wäre es doch nicht das erste Programm das anschließend dahinscheidet.

DxO ist wohl das führende Labor zur Überprüfung von Digitalkameras und Objektiven und entwickelt so weit meine Informationen reichen Algorithmen zur Bildoptimierung die unter anderem hin Handys Einsatz finden. Auch hier ist von höchster fachlicher Kompetenz auszugehen. Nicht umsonst ist DxO Optics vor allem für seine Methode Bildrauschen zu entfernen berühmt.

Ein selten genannter Kandidat für die RAW-Entwicklung ist Alien Skin Exposure, gerade in der Version X3 erschienen und bei 149 $ liegend. Das Programm war ursprünglich ein Photoshop-Plugin das analoge Film-Looks simulierte, und diese Simulationen stehen auch noch immer im Zentrum. Aber es wird von Version zu Version mehr zum vollwertigen RAW-Konverter inklusive aller Verwaltungstools und ich sehe eigentlich kein Hindernis es nicht als solches zu verwenden.

Eine weitere Alternative ist ON1 Photo RAW um knapp 120 Euro. So wie Alien Skin Exposure liegen auch hier die Wurzeln in Photoshop-Plugins die zum eigenständigen RAW-Konverter und -Verwaltungsprogramm ausgebaut wurden. Anders als bei den zuvor genannten habe ich in diesem Programm keine eigenen Erfahrungen, aber es wäre das nächste in der Reihe, auf das ich anzuschauen empfehlen würde, wenn man sich noch nicht für ein bestimmtes Produkt entschieden hat.

Nicht unbedingt mir Ruhm bekleckert hat sich Corel, bei der Übernahme des RAW-Konverters Bible, das er unter dem Namen After Shot weiter führt. Ich habe mir das Programm, wie viele andere auch angeschaut, es gehört aber zu den Lösungen, die mich am wenigsten überzeugen können. Wer dennoch nach einer Lösung für wenig Geld findet, muss hier (im Moment) nicht mehr als 59,99 ausgeben.

Ein etwas unübersichtliches Bündel an RAW-Konvertern und Bildverwaltungsprogrammen hat ACD Systems in Programm, im Wesentlichen unter den Produktbezeichnung ACDSee.

Wer sich mit OpenSource-Software anfreunden kann, findet in RawTherapee und Darktable zwei mögliche Kandidaten. Der Name des Letzteren ist nicht zufällig eine quasi Umkehr von Lightroom – die Gestaltung ist stark an Lightroom angelehnt.

Flattr this!


wallpaper-1019588
Kurze Fage – Was sind Rauhnächte?
wallpaper-1019588
[Comic] Teenage Mutant Ninja Turtles Splitter Collection [3]
wallpaper-1019588
[Review] Manga ~ Kein Kuss, bevor du 20 bist
wallpaper-1019588
Führt Eltern sein zu mehr Streß oder mehr Lebensfreude?