Das Unbekannte umzingelte uns, aber wir hatten nun Helfer, die uns ein wenig in die Thailkultur einführten. Am Nachmittag unseres Ankunftstages trafen wir uns noch einmal an der Uni für unseren ersten Workshopkurs. Wir hatten uns für 16 Uhr verabredet, doch bekamen gleich die undeutsche Flexibilität mit der Zeit in Thailand mit. Nach einer Stunde zweifelns, ob wir am richtigen Ort zur richtigen Zeit waren, kamen die ersten zwei Mädels auf uns zu und stellten sich vor. Sie informierten uns darüber, dass auch die anderen bald kommen würden, so dass wir noch nicht mit dem Workshop anfingen, sondern uns erst einmal kennenlernten. Nach einer Weile füllte sich der Tisch unter den Bäumen und wir hatten eine kleine Runde von sieben Studenten für den heutigen Tag. Um einen guten Einstieg zu bieten und ein Projekt über die ganze Woche zu ermöglichen, stellten wir ihnen unser Blogsystem vor, auf dem der ganzrechtsunten-Blog, aber auch der ECC-Blog beruht. Wir halfen ihnen, ihren eigenen kostenlosen Blog zu beginnen.
In den nächsten Tagen redeten wir über die Einstellungsmöglichkeiten, wie man Artikel, Videos, Links und so weiter veröffentlicht und das Design seinen eigenen Vorstellungen anpasst. Wir aßen oft in der Mensa, die viele verschiedene Gerichte anbot, nicht ganz hygienisch aussah, aber um so leckerer kochte. Da wir den Workshop oft abends hielten, manchmal auch zwei Kurse am Tag, weil die Studenten zu unterschiedlichen Zeiten frei hatten, fuhren uns ein paar von ihnen auf ihren Mopets zurück ins Hotel. Nach jeder Fahrt waren wir froh, noch alle Gliedmaßen an uns zu haben, denn Helmpflicht oder Verkehrsregeln werden hier nicht ganz so wahrgenommen. So müssen wir zum Beispiel bei der Straßenüberquerung immer in beide Richtungen gucken, weil die Studenten dazu tendieren, auch mal gegen den Verkehr zu fahren, um eine Abkürzung zu nehmen.
Direkt vor unserem Hotel an der Straße gab es jeden Tag ab Nachmittags bis in die Nacht (1.00 Uhr) den „Markt“, der aus einer Ansammlung von Essständen an der Straße bestand. Hier gab es Fleischspieße und Obst zum mitnehmen, aber auch Plastiktische, um die frisch zubereiteten Suppen und Reisgerichte vor Ort auszuprobieren. Alle Speisen kosteten um die 25 Baht, was ca. 65 Cent sind, und alles schmeckte köstlich. Die einzigen „Drawbacks“, also Zwischenfälle, waren der Hühnerfuß in der Suppe (einfach daneben legen und nicht angucken, ist wirklich gruselig!) oder wenn das Essen für europäische Gaumen zu scharf war.
Aus einer geplanten Woche in Ubon Ratchathani wurden zwei, denn nach den ersten zwei Tagen bekam ich eine starke Erkältung, die ich, bevor sie zu etwas schlimmeren würde, im Bett auskurierte. Jere führte den Kurs erst einmal alleine weiter und während er in der Mensa frühstücken ging, ernährte ich mich tagsüber von den Chips und Keksen, die es in dem kleinen Shop an der Ecke zu kaufen gab. Der Erkältung wegen fuhren wir auch nicht mit in das „Wochenendcamp“, das ein paar der ECC-Mitglieder in ländlichen Schulen abhielten, um den Kindern dort durch Spiele eine bessere Möglichkeit zum Erlernen der englischen Sprache zu geben und gleichzeitig ihr eigenes Englisch zu verbessern. Die Studenten hier studieren nämlich Englisch, dies ist jedoch nich mit dem Studium in Deutschland vergleichbar, weil sie hier in der Schule kaum Grundlagen beigebracht bekommen. So merkten wir während der Workshops immer wieder, dass die Mitglieder oft freundlich nickten, aber kein Wort verstanden. Wir begannen langsamer und deutlicher zu sprechen und rauszufinden, ob tatsächlich alles verstanden wurde. Wie das immer so ist, steckte sich Jere nach ein paar Tagen an und wir entschieden, dass wir so nicht weiter reisen können, da als nächstes eine elfstündige Busfahrt mit Klimaanlage bevor stand und die Erkältung uns ganz schön schwächte. So lagen wir zwischen den Kursen oft nur im Bett und ruhten uns so viel aus, wie wir konnten.
An einem Nachmittag nahm uns Mee mit in eine Art Aufführungssaal, in dem der Studiengang „Kunst, Gesang und Tanz“ eine Aufführung vorbereitet hatte. Ein junger Transvestit (sehr normal hier, und äußerst hübsch) und eine Mädel führten mit engagierten und qietschigen Stimmern durch das Programm. Wie überall in Ubon, fielen wir auch hier auf und wurden mit einbezogen. Es gibt hier nämlich wenige Ausländer und mit unserer hellen Haut, die hier als Schönheitsideal angesehen wird (die Arbeiter an der Hochschule laufen total eingemummelt herum, auch die Männer), werden wir überall angeschaut. Da keiner uns so richtig versteht, wir aber neugierig Fragen über unbekannte Gebäcke und Früchte stellten, kam es oft zu Gelächter auf der anderen Seite, dass wir nicht deuten konnten. Wir hatten oft das Gefühl, ausgelacht zu werden, wahrscheinlich waren aber alle nur verlegen, weil wir uns nicht verständigen konnten. Manche Essstandbesitzer auf dem Markt holten Studenten heran, die versuchten, uns Sachen in Englisch zu erklären, manchmal kauften wir aber auch einfach irgendwelche Sachen, die witzig aussahen.
Nachdem wir den Workshop mit den Themen Videoschnitt (ein Student hatte am Wochenende unsere Kamera mit zum Englisch-Camp genommen) und Fotobearbeitung beendet hatten, nahmen wir uns noch zwei drei Tage, um weiter gesund zu werden. Nun ist morgen auch schon mein Geburtstag und wir mussten entscheiden, ob wir vorher weiterreisen, aber die Möglichkeit einer Stadterkundung aufgaben, oder noch zwei Tage länger bleiben. Wir entschieden uns fürs bleiben und bekommen morgen eine private Führung von drei Studenten. Wir sind sehr gespannt.
Da morgen schon wieder Samstag ist und ein paar andere ECC-Mitglieder wieder in ein Camp gehen, hatten wir gestern schon eine Art Abschiedsparty. Zuerst gingen wir zum BBQ, was für tailändische Verhältnisse relativ teuer ist (5 Euro für ca. 3 Leute). Wir wussten nicht, was wir zu erwarten hatten, machten uns aber keinen Kopf darum, denn alles würde sowieso schmecken. Und so war es auch. Im Video sieht man, was thailändisches BBQ bedeutet: Es ist eine Art Mischung aus Fondue und Raclette, jedoch mit thailändischen Zutaten, wie Reisnudeln. Hmmmm… so lecker! Danach gingen wir zum Karaoke. Der kleine Außenbezirk der Stadt, hat nicht viele Läden, aber zwei Karaoke-“Bars“. Nicht wirklich Bars, denn das ganze Geschäft besteht aus kleinen Kabinen, in denen jeweils zwei bis drei Thailänder vor dem Fernseher gröhlten. Wir quetschten uns auch in eine Kabine, wechselten aber nach kurzer Zeit in die andere Bar, weil es dort mehr englische Lieder zur Auswahl gab und die Studenten uns gerne singen hören wollten. Wir hatten einen riesen Spaß, trotz kratzender Hälse.
Insgesamt war das wieder eine Erfahrung, die nicht alle Touristen hier in Thailand machen. Wir redeten viel über kulturelle Unterschiede, Religion und Monarchie, lernten den Studienaltag und viele liebe Leute kennen. Ich glaube nun mitlerweile sagen zu können: Es gibt auf der ganzen Welt Menschen, die auf der gleichen Ebene denken und fühlen, nur die Umstände sind anders.