“Cowspiracy” – eine Dokumentation, die man gesehen haben sollte. Oder: Warum Massentierhaltung der Umwelt mehr schadet als Auto zu fahren. Und wieso niemand darüber spricht.


Ich hatte schon lange vor die Dokumentation “Cowspiracy” anzusehen. Vor allem, da ich auch schon öfter davon gehört hatte und mich einfach interessiert hat. Und jetzt habe ich es getan.

Das Thema Ernährung und Umweltschutz ist irgendwie so eine Sache. Schaut man sich bei Greenpeace oder auch beim WWF mal auf den Webseiten um, so wird man sich schwer tun eine konkrete Maßnahme zur Reduktion unseres westlichen Tierproduktekonsums zu finden. Insbesondere Greenpeace widmet sich derzeit dem Ausstieg aus der Braunkohle, dem Thema Fracking sowie der Aufforderung zu einer ökologischen Landwirtschaft ohne Pestizide.

Vor etwas über einem Jahr war ich ehrlich gesagt ziemlich erstaunt, als ich erfuhr, dass die Massentierhaltung mit global gerechneten 18 Prozent mehr CO2 Emissionen verursacht, als der weltweite Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr mit 13 Prozent.
Doch im Grunde ist das Ausmaß der Massentierhaltung auf die Umwelt sogar noch schlimmer.
cowspiracy1Laut der Organisation WorldWatch heißt es: “…recent analysis by Goodland and Anhang finds that livestock and their byproducts actually account for at least 32.6 billion tons of carbon dioxide per year, or 51 percent of annual worldwide GHG emissions.”
Übersetzt heißt das so viel wie: “…kürzliche Untersuchungen durch Goodland und Anhang fanden heraus, dass die Massentierhaltung und ihre Beiprodukte nach aktuellen Angaben für (…) 51 Prozent der aktuellen weltweiten Treibhausgase verantwortlich sind.”

Die Massentierhaltung ist somit die umweltschädlichste Industrie von allen! Und dennoch wird dieser Aspekt nur selten diskutiert. Nicht einmal Friedensnobelpreisträger und Ex-US-Vezepräsident Al Gore sprach in seiner Dokumentation “Eine unbequeme Wahrheit” darüber. Dabei hatte die Dokumentation es bereits damals schon in sich.
Statt darüber zu sprechen wie unser Hunger nach Tierprodukten unserer Umwelt in solch einem Maß schadet wie kein anderer bereits so oft erwähnter Aspekt, werden wir mit Werbespots für Fleisch und Milchprodukte, für McDonalds und Co. übersäht. Und auch in Lowcarb-Empfehlungen bleibt der Umwelt-Aspekt unerwähnt. Doch warum ist das so? Warum will uns keiner über diesen Sachverhalt informieren?

“Cowspiracy” war bis gestern noch auf Youtube frei ersichtlich. Und eigentlich hatte ich die Dokumentation hier zur freien Einsicht verlinken wollen. Nun wurde das Video jedoch aus Youtube rausgenommen. Von daher, hier der Trailer zur Doku:

(Infos zum Cast ersichtlich hier.)
Wer sich die volle Doku ansehen möchte, kann das auf der Website von Cowspiracy tun.

Doch, worum geht es jetzt in “Cowspiracy” eigentlich?
Produzent der Dokumentation ist der Hobbyfilmer und Umweltschützer Kip Andersen. Seit er Al Gores Dokumentation “Eine unbequeme Wahrheit” gesehen hat, hatte ihn das Thema Umweltschutz nicht mehr los gelassen. So tat Kip das, wozu namhafte Umweltschutzorganisationen zum Schutze der Umwelt raten. Er fuhr nur noch Fahrrad, versuchte Wasser zu sparen wo es nur ging, ersetzte seine Glühbirnen durch Energiesparlampen und trennte akribisch seinen Müll. Bis er auf eine Information stieß, die seine Sichtweise auf die Dinge änderte: DIe Massentierhaltung ist für mehr als die Hälfte aller globalen CO2 Emissionen verantwortlich und somit Hauptverursacher des durch den Menschen verursachten Klimawandels!
So fand Kip Andersen nicht nur heraus, dass die industrielle Tierhaltung der Erde mehr Schaden zufügt als jede andere Industrie, sondern stieß auch auf den wunderlichen Aspekt, dass viele Umweltschutzorganisationen diese Tatsache in ihren Kampagnen völlig außer Acht lassen. Deshalb wollte er wissen warum all diese Organisationen die Fleisch- und Milchindustrie in ihren Kampagnen zu ignorieren scheinen, statt ihnen entgegen zu wirken.

So viel zum Inhalt…

Wenn ich heute so manche Dinge betrachte, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Zum Beispiel die Sache mit der Feinstaub- bzw. Umweltplakette für Autos. Da werden Umweltzonen errichtet, um das Feinstaub-Aufkommen zu reduzieren. An sich keine schlechte und auch keine unwichtige Sache. Das ist es nicht. Doch dem wird vom Staat mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als unserem Hunger nach Tierprodukten. Dabei ist Fleisch essen umweltschädlicher als Autofahren! Man könnte überspitzt sogar sagen, dass wir drohen unseren Planeten, durch unsere maßlose Nachfrage nach Tierprodukten kaputt zu essen. Und all das ist uns heute schon längst bekannt. Denn “Massentierhaltung ist der Hauptverursacher menschlicher CO2 Emissionen.”, so die Aussage in “Cowspiracy”. Weiter heißt es: “Tiere für Essen zu züchten verbraucht ein Drittel des weltweiten Frischwassers, beansprucht 45 Prozent der weltweiten Landfläche, ist für 91 Prozent der Zerstörung des Amazonas Regenwaldes verantworlich, ist ein Hauptverursacher für Artensterben und Meeres Todeszonen sowie die Vernichtung von Lebensraum.”

Es wird also propagiert sich eine Feinstaubplakette zuzulegen, denn Auto fahren ist ja bekanntlich umweltschädlich. Es werden einem sogar finanzielle Strafen angedroht, wenn man dieser Auflage nicht nachkommt, aber unseren Konsum von Fleisch und Milchprodukten zum Wohle der Umwelt zu reduzieren, das bleibt vollkommen unerwähnt. Stattdessen werden wir weiterhin mit Werbung berieselt, die möchte, dass wir noch mehr Tierprodukte konsumieren. Selbst die Grünen haben ihr Vorhaben einen Veggie Day einzuführen zurückgezogen.Denn “der Vorschlag eines wöchentlichen vegetarischen Tages in Kantinen hatte der Partei vor der Bundestagswahl heftige Kritik eingebracht und galt als ein Grund für ihr mageres Abschneiden.”
Mit anderen Worten: Da erwähnt mal jemand so ansatzweise ein wichtiges Thema, macht dann aber einen Rückzug und lässt dabei verlauten: “Ob jemand am Donnerstag Fleisch isst oder nicht, ist uns herzlich egal.”
Weiter heißt es dann auch noch: “Strukturelle Änderungen bei Lebensmitteln müssten bei den Produzenten, und nicht bei den Konsumenten ansetzen.”
Wenn Änderungen in Sachen Konsum nicht beim Verbraucher anfangen sollen, bei wem dann?

Warum will das Thema niemand ansprechen? Ist es, weil die Fleischverarbeitende Industrie ein ziemlich großer Sektor mit viel Einfluss ist? Oder ist es die Angst vor einem gesellschaftlichen Aufstand? Weil wir uns “unser Fleisch” nicht verbieten lassen wollen? Selbst wenn praktisch jedes nur erdenkliche Argument dagegen spricht Fleisch zu essen?

Ich bin, wenn ich über all das genauer darüber nachdenke, im Grunde einfach nur sprachlos.

Im Endeffekt führt Kip Andersen Gespräche mit verschiedenen Umweltorganisationen und bekommt auf die Frage was denn am effektivsten zum Schutze der Umwelt getan werden kann, fast durchgehend ein und dieselbe Antwort: Wasser sparen, Strom sparen, Autofahrten reduzieren usw. Manch eine Organisation möchte sich seinen Fragen nicht einmal weiter stellen.
An anderer Stelle erfährt man dann wiederum, dass es im Prinzip ein Desaster ist. Man möchte dem Verbraucher nicht vorschreiben wie er sich zu verhalten habe. Also, man möchte dem Verbraucher nicht sagen, dass er weniger Tierprodukte essen sollte, wenn er dem Planeten etwas Gutes tun will. Dem entgegen fragt Filmer Kip dann ob es nicht auch ein Reinreden ins Verhalten des Verbrauchers sei ihm zu sagen, dass er Wasser sparen solle? Die Antwort seines Interviewpartners: Ein stummes, ja, sogar resigniertes Kopfnicken.

Ingsesamt widmet sich die Dokumentation den verschiedenen Aspekten der Intensivtierhaltung. Von Artensterben, über Wasserverbrauch bis hin zur Überfischung der Meere. So heißt es: “Für jedes Kilo gefangenen Fisch, werden 5 Kilo Beifang getötet. Das heißt, Fische, die überhaupt nicht beabsichtigt wurden gefangen zu werden. Das können Delfine, Wale, Meeresschildkröten, Haie und noch einige andere Fischarten sein. Weiter heißt es, dass “Drei Viertel der Meere überfischt sind.”
Auch hier geht die Dokumentation darauf ein, dass Umweltschutzorganisationen die Menschen sogar dazu anregen Fisch zu konsumieren um Fisch zu schützen. Ein Nonsense, wenn man sich genauer mit der Thematik auseinander setzt.

Ein weiterer Punkt, auf den die Doku eingeht, ist die Frage ob beispielweise Weidehaltung eine umweltschonende Alternative zur Intensivtierhaltung wäre?
Wenn man sich genauer mit dem Thema auseinander setzt, dann stellt man fest, dass die oftmals propagierte Weidehaltung als Alternative zur Intensivtierhaltung auch nicht gerade umweltfreundlicher ist. Denn Weidetiere benötigen mehr Fläche, als Tiere in Stallhaltung. Hinzu kommt, dass es länger dauert ein Weiderind zu mästen, als ein Rind aus Massentierhaltung. In dieser Zeit setzen die Weidetiere dann auch mehr Methan und Lachgas frei. Gerade Lachgas und Methan sind wesentlich umweltschädlicher als CO2. Denn das baut sich nach ein paar Jahrzehnten wieder ab. Besonders bei Lachgas sieht das aber anders aus. Das kann mehrere Jahrhunderte in der Atmosphäre verweilen.
Weitere Faktoren, die gegen Weidehaltung sprechen sind, dass auch die weltweit zur Verfügung stehenden Weideflächen nicht ausreichen um unseren derzeitigen Hunger nach Fleisch und Milchprodukten zu stillen. Wir könnten also nie und nimmer die Weltbevölkerung mit Weidefleisch und Weidemilch ernähren! Es gibt schlichtweg nicht genug Land!
Desweiteren, wird Weideland nicht angemessen bewirtschaftet, kann dies Böden sogar unbrauchbar werden lassen. Davon abgesehen, und gerade das ist der springende Punkt bei der Sache: Die derzeit in Europa sowie in den USA verwendeten Rinderrassen zur Produktion von Fleisch und Milchprodukten sind für Weidehaltung gar nicht ausgerichtet. Hierbei werden andere Rassen genutzt, welche wechselnden Witterungsverhältnissen besser gewachsen und somit widerstandsfähiger sind.

Weidehaltung ist also auch keine dauerhafte, geschweige denn nachhaltige Alternative zur Massentierhaltung.
cowspiracy_cow
Alles in allem kommt die Dokumentation zu dem Schluss, dass die umweltschonendste und nachhaltigste Art zu leben die Entscheidung ist, Tierprodukte aus unserem Leben zu verbannen.
Und ich kann dem auch nur zustimmen. Wenn einem die Umwelt wichtig ist, macht es keinen Sinn Tierprodukte zu essen. Im Gegenteil. Zum Schutze der Umwelt sollte man sich mindestens vegetarisch ernähren!

Insgesamt kann ich “Cowspiracy” daher nur empfehlen und finde, dass man die Doku auf jeden Fall gesehen haben sollte. Auch um mal einen anderen Blick auf die Dinge zu werfen, die man sonst für so normal und selbstverständlich hält.


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