Es gibt Dinge, die sollte man einfach in Frieden ruhen lassen, denn sie altern eigentlich gut. Das ist eine Erfahrung, die so mancher in der Midlife Crisis macht, wenn er versucht, noch einmal auf Party und Mädels zu machen. Uderzo, einer der Großmeister des französischen Comics, musste die Erfahrung machen, als er Asterix gegen außerirdische Invasoren antreten ließ, nur um zu zeigen, dass er Animés und Disney wirklich, wirklich nicht mag. Und nachdem bereits Asterix eine Reise in die Untiefen der platten Botschaften angetreten ist, nur um dem Ego-Trip seines Zeichners Befriedigung zu verschaffen, unternehmen die Nachfolger von Morris und Goscinny nun dasselbe für Lucky Luke.
Im vorliegenden aktuellsten Sammelband der Lucky-Luke-Gesamtausgabe, der die Jahre 2007 bis 2012 umfasst, erreicht der lonesome cowboy zwar nicht ganz das unterirdische Niveau von Asterix, aber er kommt dem sehr nahe. Woran es liegt? An der hirnrissigen Idee seiner Zeichner und Autoren, ihn zum Kommentieren aktueller politischer Trends in den USA zu nutzen und diese zu kritisieren. Das kann einfach nur schief gehen. Lucky Luke war nie ein Comic, der große politische Botschaften vertreten hätte. Es war ein Unterhaltungscomic, der mit Gags und dem (heute) politisch unkorrekten Spielen von Nationalitätenklischees seine zeitlosen Geschichten erzählte. Anspielungen wie etwa die Blues singenden schwarzen Dockarbeiter in „Am Mississippi“ waren genau das: Anspielungen, nette Scherze. Doch was in den beiden Voll-Geschichten in diesem Band (als Füller gibt es noch eine Reihe von Lucky-Kid-Kurzgeschichten) abgeliefert wird, spottet jeder Beschreibung.
In „Der Mann aus Washington“ wird Lucky Luke als Leibwächter für Rutherford Hayes in dessen Präsidentschaftswahlkampf engagiert. Hayes, dessen Präsidentschaft in der Realität mit einem Wahlbetrug begann, steht dabei ziemlich klar für Obama – er fordert Waffenkontrolle, das Wahlrecht für Frauen (!), die Abschaffung der Sklaverei (12 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs!), die Indianerpolitik lockern, die Landenteignungen durch die Eisenbahner und Minenbetreiber unterbinden – alles, was eben als moralisch gute Politik gilt. Auf den Fersen ist ihnen dabei ein finsterer Attentäter, der ihn umbringen möchte und der allen Ernstes Sam Palin heißt. Dermaßen schwerfällig kommt der gesamte Plot daher. Stets den moralisierenden Zeigefinger erhoben rettet Luke den politischen Messias, bis er am Ende in einem Rededuell seinen Herausforderer besiegt, dem die Phrasen nur eingesagt werden, während die Niederlage einiger gedrungener Schlägern als Vorwand für eine Abschaffung des second amendment herhalten muss, das den freien Waffenbesitz erlaubt – ein politisches Lehrstück von einmaliger Einfalt.
Fast noch schlimmer wird es in „Lucky Luke gegen Pinkerton“, wo Pinkerton Lincolns Leichtgläubigkeit gegen ihn ausnutzt und einen Geheimdienst schafft, der bald Informationen über alles und jeden hat und massenhaft Unschuldige ohne Prozess ins Gefängnis bringt, bis er die Geister, die er rief, nicht mehr unter Kontrolle hat und Lucky Luke anreiten muss. Sogar der Satz „Haben Sie schon mal was von Datenschutz gehört?“ fällt in dieser Geschichte. Man möchte weinen.
Bitte, lasst Lucky Luke einfach in Frieden altern. Prominente in den Wahlkampf zu schicken ist ja manchmal ganz unterhaltsam, aber nicht so. Das geht einfach gar nicht und liest sich dazu noch furchtbar gestelzt, hölzern und nimmt sich selbst viel zu ernst. Lasst den Unsinn und schließt Lucky Luke ab. Er hat seine Rente wirklich verdient.
Im vorliegenden aktuellsten Sammelband der Lucky-Luke-Gesamtausgabe, der die Jahre 2007 bis 2012 umfasst, erreicht der lonesome cowboy zwar nicht ganz das unterirdische Niveau von Asterix, aber er kommt dem sehr nahe. Woran es liegt? An der hirnrissigen Idee seiner Zeichner und Autoren, ihn zum Kommentieren aktueller politischer Trends in den USA zu nutzen und diese zu kritisieren. Das kann einfach nur schief gehen. Lucky Luke war nie ein Comic, der große politische Botschaften vertreten hätte. Es war ein Unterhaltungscomic, der mit Gags und dem (heute) politisch unkorrekten Spielen von Nationalitätenklischees seine zeitlosen Geschichten erzählte. Anspielungen wie etwa die Blues singenden schwarzen Dockarbeiter in „Am Mississippi“ waren genau das: Anspielungen, nette Scherze. Doch was in den beiden Voll-Geschichten in diesem Band (als Füller gibt es noch eine Reihe von Lucky-Kid-Kurzgeschichten) abgeliefert wird, spottet jeder Beschreibung.
In „Der Mann aus Washington“ wird Lucky Luke als Leibwächter für Rutherford Hayes in dessen Präsidentschaftswahlkampf engagiert. Hayes, dessen Präsidentschaft in der Realität mit einem Wahlbetrug begann, steht dabei ziemlich klar für Obama – er fordert Waffenkontrolle, das Wahlrecht für Frauen (!), die Abschaffung der Sklaverei (12 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs!), die Indianerpolitik lockern, die Landenteignungen durch die Eisenbahner und Minenbetreiber unterbinden – alles, was eben als moralisch gute Politik gilt. Auf den Fersen ist ihnen dabei ein finsterer Attentäter, der ihn umbringen möchte und der allen Ernstes Sam Palin heißt. Dermaßen schwerfällig kommt der gesamte Plot daher. Stets den moralisierenden Zeigefinger erhoben rettet Luke den politischen Messias, bis er am Ende in einem Rededuell seinen Herausforderer besiegt, dem die Phrasen nur eingesagt werden, während die Niederlage einiger gedrungener Schlägern als Vorwand für eine Abschaffung des second amendment herhalten muss, das den freien Waffenbesitz erlaubt – ein politisches Lehrstück von einmaliger Einfalt.
Fast noch schlimmer wird es in „Lucky Luke gegen Pinkerton“, wo Pinkerton Lincolns Leichtgläubigkeit gegen ihn ausnutzt und einen Geheimdienst schafft, der bald Informationen über alles und jeden hat und massenhaft Unschuldige ohne Prozess ins Gefängnis bringt, bis er die Geister, die er rief, nicht mehr unter Kontrolle hat und Lucky Luke anreiten muss. Sogar der Satz „Haben Sie schon mal was von Datenschutz gehört?“ fällt in dieser Geschichte. Man möchte weinen.
Bitte, lasst Lucky Luke einfach in Frieden altern. Prominente in den Wahlkampf zu schicken ist ja manchmal ganz unterhaltsam, aber nicht so. Das geht einfach gar nicht und liest sich dazu noch furchtbar gestelzt, hölzern und nimmt sich selbst viel zu ernst. Lasst den Unsinn und schließt Lucky Luke ab. Er hat seine Rente wirklich verdient.