Covid-19: Lockdown ohne Schulschließungen

Von Alexander Kroll

Por­tu­gals Regie­rung hat wegen stark stei­gen­der Coro­na-Zah­len einen lan­des­wei­ten Lock­down ver­an­lasst. Die Men­schen dür­fen damit ab heu­te Mit­ter­nacht das Haus nur noch aus drin­gen­dem Anlass wie etwa zum Ein­kau­fen, zur Arbeit oder für Arzt­be­su­che ver­las­sen. Die Maß­nah­men gel­ten zunächst für einen Monat, sol­len jedoch nach 15 Tagen über­prüft wer­den, kün­dig­te Regie­rungs­chef Antó­nio Cos­ta an. „Den­ken sie nicht an die Aus­nah­men, son­dern an die Regel. Und die Regel ist ein­fach: Jeder von uns muss zu Hau­se blei­ben", sag­te Cos­ta.
Die Schu­len soll­ten anders als beim Lock­down wäh­rend der ers­ten Coro­na-Wel­le geöff­net blei­ben. Die Arbeit im Home­of­fice soll, wo immer sie mög­lich ist, obli­ga­to­risch sein, ohne dass es dafür einer Ver­ein­ba­rung von Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber bedür­fe, beton­te Cos­ta. Der Pro­fi-Fuß­ball wer­de nicht unter­sagt, jedoch wei­ter­hin ohne Publi­kum statt­fin­den. Gast­stät­ten und Geschäf­te außer für Lebens­mit­tel und den täg­li­chen Grund­be­darf müss­ten schlie­ßen.
„Wir durch­le­ben gera­de gefähr­li­che Zei­ten, aber auch mit wach­sen­den Hoff­nun­gen", sag­te Cos­ta im Hin­blick auf die schnell stei­gen­den Infek­ti­ons­zah­len einer­seits sowie die begon­ne­ne Impf­kam­pa­gne ande­rer­seits. Zugleich stimm­te das Par­la­ment einer Ver­län­ge­rung des seit Anfang Novem­ber gel­ten­den Aus­nah­me­zu­stands vor­erst bis Ende des Monats mit gro­ßer Mehr­heit zu.
Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen zu allen Maß­nah­men fin­den sich auf Deutsch, Por­tu­gie­sisch oder Eng­lisch bei Esta­mo­son, Safe Com­mu­nities, Portugalforum.de und den Sei­ten des Aus­wär­ti­gen Amtes.

Streitfall Schule

Bei den Bera­tun­gen über die Lock­down-Maß­nah­men hat­te das The­ma Schu­le zu hef­ti­gen Debat­ten geführt. Dem Bil­dungs­sys­tem wer­den immer­hin zwi­schen 1,2 und 2,5 Mil­lio­nen Men­schen zuge­rech­net.

Wäh­rend Pre­mier­mi­nis­ter Antó­nio und Wirt­schafts­mi­nis­ter Pedro Siza Viei­ra (Foto) Schul­schlie­ßun­gen kate­go­risch ablehn­ten, plä­dier­ten eini­ge Gesund­heits­ex­per­ten und auch Gesund­heits­mi­nis­te­rin Mar­ta Tem­ido für die Ein­stel­lung des Schul­be­triebs im Lock­down. Nach Ansicht des Medi­zi­ners Bal­ta­zar Nunes vom Insti­tut Ricar­do Jor­ge ( INSA) kön­ne es zwar gelin­gen, den so genann­ten R‑Wert auch mit Prä­senz­un­ter­richt wie­der auf 1 zu sen­ken. Der Fach­mann weist aber dar­auf hin, dass die Redu­zie­rung des R‑Wertes natür­lich deut­lich stär­ker aus­fal­len kön­ne, wenn alle Bil­dungs­ein­rich­tun­gen geschlos­sen blie­ben.
Leh­rer­ge­werk­schaf­ten und Eltern­ver­ei­ni­gun­gen war­nen seit län­ge­rem vor zuneh­men­der Gefähr­dung von Kin­dern und Leh­rern und for­der­ten Schul­schlie­ßun­gen oder zumin­dest hybri­de Unter­richts­for­men. So ver­öf­fent­lich die Natio­na­le Leh­rer­ver­ei­ni­gung FENPROF regel­mä­ßig Lis­ten mit Aus­brü­chen an por­tu­gie­si­schen Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Nach ihren Anga­ben gibt es bis­lang 1.077 betrof­fe­ne Schu­len mit über 9.000 Fäl­len von Covid-19.
Nach der jet­zi­gen Ent­schei­dung, alle Bil­dungs­ein­rich­tun­gen offen zu hal­ten, for­dern sie erneut stär­ke­re Schutz­maß­nah­men für Leh­rer und Schü­ler. So schlägt FENPROF u.a. vor, alle Lehr­kräf­te so bald wie mög­lich zu imp­fen.
Bis­lang ist aber ledig­lich eine den Schul­be­trieb beglei­ten­de Anti­gen­test-Kam­pa­gne geplant. "Einer der Fak­to­ren, der es uns ermög­licht hat, das Manage­ment der Pan­de­mie bes­ser zu kon­trol­lie­ren, ist, dass wir eine mas­si­ve Test­po­li­tik betrie­ben haben: Tes­ten, tes­ten, tes­ten. Was die Schu­len betrifft, wer­den wir den Betrieb der Schu­len mit einer Kam­pa­gne von Anti­gen­tests über­wa­chen, damit wir unent­deck­te Fäl­le einer mög­li­chen Kon­ta­mi­na­ti­on auf­spü­ren kön­nen", sag­te Antó­nio Cos­ta.