Die Zahl der Infektionsfälle an der Algarve hat sich seit gestern nicht erhöht und liegt nach wie vor bei 279. Das meldet die Generaldirektion für Gesundheit (DGS) in ihrem aktuellen Bulletin. Die Zahl der Todesfälle ist um einen auf jetzt 9 gestiegen. Dem Bulletin zufolge verzeichnet Albufeira 54 Fälle, Faro 44, Loulé 42 , Portimão 30, Tavira 25, Silves 16, Vila Real de Santo António 13, Olhão 10 sowie Lagos und Lagoa je drei. Den aktuellen Stand der Infektionen an der Algarve veröffentlich Sul Informação täglich auf einer interaktiven Karte. Basis sind die Daten der DGS, aber auch eigene Recherchen der Zeitung in der Region.
Landesweit werden heute 15.987 infizierte (+515) und 470 (+35) Todesfälle gemeldet. Nach Angaben der DGS gibt es 1.175 stationäre Patienten, von denen 233 auf der Intensivstation liegen. Derzeit warten 3.961 Menschen auf Laborergebnisse, während weitere 25.432 in Überwachungskontakt mit den Gesundheitsbehörden stehen. Seit dem 1. Januar 2020 gab es 130.300 Verdachtsfälle, 110.352 davon haben sich nicht bestätigt. Portugals Gesundheitsministerin Marta Temida erklärte, dass die aktuellen Zahlen an Infektionen in den letzten 24 Stunden jetzt einen viel geringeren Anstieg von nur 3,3% zeigen, was darauf hindeute, dass sich das Land auf einem "Plateau" befinde, was allerdings nicht zu einer Senkung der Wachsamkeit führen dürfe.
Albufeira ist der aktuell schwierigste Krisenherd an der Algarve. Die Gesundheitsbehörden befürchten eine schnellere Verbreitung der Covid-19-Infektionen als in anderen Landesteilen. In Albufeira, das mit 56 bestätigten Krankheitsfällen und zwei Todesfällen die am stärksten betroffene Gemeinde der Algarve ist, "könnte die Übertragung des Virus in der Gemeinde im Umlauf sein", da es nicht möglich sei, in diesen neuen Fällen, die in den letzten Tagen aufgetreten sind, festzustellen, wie die Ansteckungskette aussieht, erklärte die Sprecherin der DGS-Gesundheitsbehörde Ana Cristina. Ein weiteres "Problem" sei die Tatsache, dass sich die Stadt trotz des Ausnahmezustands mit "Neuankömmlingen" aus andern Teilen Portugals gefüllt habe. Weitere "Krisenherde" in der Region sind Faro (44 Fälle), Loulé (42) und Portimão (30). Noch ohne bestätigte Fälle sind Aljezur, Villa de Bispo und Alcoutim.
Algarve: Unternehmerverband wettert gegen „Invasoren"
Trotz der restriktiven Einschränkung des Osterverkehrs sind offenbar zahlreiche Portugiesen aus anderen Landesteilen in die Algarve gereist. Das legen zumindest Artikel in verschiedenen regionalen Medien und empörte Kommentare in den sozialen Medien nahe, die beispielsweise von überfüllten Supermärkten oder belegten Ferienhäusern berichteten. So wird ein Facebook-User aus Albufeira mit den Worten zitiert: „Die Apolonia Gale (Supermarkt in Albuferia, die Red.) war gestern Nachmittag voll mit Menschen aus anderen Teilen des Landes. Trotz Reisebeschränkungen reisen immer noch Menschen hierher. Sehr beunruhigende Zeiten...". Auch bei diversen Stadtverwaltungen sind offenbar viele Beschwerden von Anwohnern eingegangen, wie u.a. die Bürgermeisterin von Portimão Isilda Gomes bestätigte. "Ich bin zu 100% sicher, dass es Menschen gibt, die gegen die Verpflichtung verstoßen, in ihren Gemeinden zu bleiben."
Angesichts dieser Entwicklung fordert der Unternehmerverband der Algarve ( UEA) in drastischen Worten schärfere Kontrollen und härtere Strafen gegen die „Invasoren" und „Eindringlinge". So verlangte Verbandschef José Vitorino u.a. eine sofortige Ausreiseanordnung für Nicht-Einwohner, die bis heute um 15.00 Uhr illegal an die Algarve gekommen sind. Er betonte, dass die Algarvianer, die ein "überwältigend beispielhaftes Verhalten" an den Tag legen, "wütend sind, weil sie sich fügen und nun mit Tausenden von Besuchern konfrontiert sind, die unverantwortlich sind, sich aber aus Mangel an Kontrolle nicht an das Gesetz halten."
Covid-19: Portugal hat mehr Pro-Kopf-Fälle als Großbritannien
In Portugal gibt es mehr Covid-19-Patienten pro Kopf als in Großbritannien und Frankreich. Das meldet das Europäische Zentrum für Seuchenbekämpfung. Legt man die Bevölkerungszahl zugrunde, gibt es danach mehr als zwei Dutzend europäische Länder mit weniger Diagnosen als in Portugal. Das Land mit den meisten Fällen pro 100.000 Einwohner ist Luxemburg (323,8), gefolgt von Island (275,5), Spanien (218,2), Belgien (149,5) und Italien (113,6). Danach folgt Portugal mit 94,1, knapp vor Ländern wie Irland (87,3), Deutschland (84,4), den Niederlanden (81,6), Frankreich (81,4) und weit vor dem Vereinigten Königreich (67,6).
Ausnahmezustand senkt Kriminalität
Der Ausnahmezustand hat zu einer beträchtlichen Verringerung der Kriminalitätsraten in Portugal geführt. Das meldeten die verschiedenen Polizeibehörden des Landes. Ausgewertet wurden Daten zwischen dem 13. und 31. März 2020. Danach ist z.B. die Kriminalität in den Städten um etwa 56 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum wurden 5.258 weniger Straftaten registriert.
Die Zahl der Gewalt- und Schwerverbrechen sank um 42%. Am stärksten zurück gingen Straftatbestände wie Taschendiebstähle (92%) Körperverletzung (68%), Wohnungseinbrüche (62%) und Kfz-Diebstahl (57%). Allerdings gab es bei einigen Delikten auch erhebliche Zuwächse. An erster Stelle stehen hier Bankbetrug (+67,4%) oder das Aussetzen von Haustieren (+100%).