Zu viel oder zu wenig Respekt?
Ahje – das Coronavirus spaltet die Geister: Die einen haben (zu fest?) Angst, die anderen spielen die Gefahr (zu leichtsinnig?) runter. Statt, dass sachlich über das Thema geredet wird, arten Diskussionen in emotionale Streitgespräche aus, ob jetzt Panikmache gefährlicher sei als Verharmlosung oder umgekehrt. Das Verhalten beider Seiten erinnert mich an Verhaltensmuster von Menschen bei Feuerwehrübungen. Egal, ob in einem Unternehmen oder in einer Schule: Immer, wenn eine Übung durchexerziert wird, gibt es die einen, die ohne zu hinterfragen den Anordnungen folgen und die anderen, die sich über solche Sicherheitsvorkehrungen lustig machen und sie nicht ernst nehmen.
Zu ängstlich oder zu cool?
Sind nun diejenigen, die den Anweisungen folgen, automatisch obrigkeitsgläubige, ängstliche und unmündige Menschen mit einem Hang zu Alarmismus und Panikmache? Und weshalb ziehen die anderen sachlich gerechtfertigte Präventionsmassnahmen ins Lächerliche? Vielleicht, um ihre doch vorhandene Unsicherheit zu überspielen? Sind auf Sicherheit bedachte Menschen bünzlig? Gilt Nonchalance gegenüber Risiken als cool?
Wie wär’s mit Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein?
Ich gebe es jedenfalls zu: Mir bereitet diese Situation zwar keine Angst, aber doch Sorge. Mir ist es egal, ob ich deswegen als bünzlig gelten mag. Ich betrachte diese ausserordentliche Situation nicht als Apokalypse. Ich sehe darin eine Feuerwehrübung, eine Übungsanlage, die wir alle mit Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein nutzen sollten, um zu beweisen, dass wir miteinander am selben Strick ziehen können. Nur schon zu Gunsten der Risikogruppen und für den Fall, dass wir eines Tages einer wirklich gefährlichen, globalen Krise gegenüberstehen.
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Welches ist euer Standpunkt?
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