Coronavirus – Persönliche Lageberichte von Reisebloggern aus aller Welt

Von Eva Grossert @HiddenGemReise

Die Welt, die uns immer offen stand, ist plötzlich geschlossen. Doch wir sitzen alle im selben Boot. Jeder von uns ist in irgendeiner Art und Weise von der Ausbreitung des Coronavirus und den damit verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung betroffen – egal ob er nun in Deutschland, Europa oder auf der anderen Seite der Erdkugel lebt.

Ich selbst bin seit zweieinhalb Jahren in den Niederlanden heimisch und verfolge natürlich das Geschehen hierzulande sowie in meiner alten deutschen Heimat.
Doch wie ergeht es meinen Freunden in Südafrika, wo wir auch schon gelebt haben oder denen in Wien?
Es interessiert mich zu sehen, wie sich jedes Land auf die Corona-Situation einstellt und wie Menschen die Lage weltweit erleben. Wer könnte das besser schildern, als die Menschen vor Ort?

An dieser Stelle berichten deshalb befreundete Reisebloggerkollegen über den „Corona-Alltag“ aus dem Land, mit dem sie besonders verbunden sind, in dem sie sich gerade befinden oder selbst dort leben.

Erzählt mir gerne von eurer Situation in den Kommentaren.

Inhalt:

  • Susanne: Die Coronavirus-Situation in Nepal
  • Christian: Die Coronavirus-Situation in Spanien
  • Gerfried: Die Coronavirus-Situation in Österreich
  • Ellen: Die Coronavirus-Situation in der Schweiz
  • Alexandra: Die Coronavirus-Situation in Norwegen
  • Jenny: Die Coronavirus-Situation in Neuseeland
  • Stephanie: Die Coronavirus-Situation in Malaysia
  • Eva: Die Coronavirus-Situation in Brasilien
  • Hartmut: Die Coronavirus-Situation in Schweden
  • Ich: Die Coronavirus-Situation in den Niederlanden

Coronavirus – Die Situation in Nepal

Susanne vom Reiseblog Flügge: „Ich bin Journalistin und Deutschlehrerin und lebe in Kathmandu. Seit 24. März befindet sich Nepal im Lockdown. Mit meinen Schüler/innen bin ich seitdem online in Kontakt, einige sind vor der Ausgangssperre allerdings in ihre Heimatdörfer gefahren und haben dort kein gutes Internet.
In Nepal ist ein massenhafter Ausbruch bisher (Stand: 31.3.2020) ausgeblieben, die Angst vor ihm ist jedoch immens. Die Hauptstadt ist enorm dicht besiedelt, zudem leben in Nepal in der Regel mehrere Generationen unter einem Dach. Das Virus hätte es sehr leicht, sich zu verbreiten – und jedem hier ist klar, dass das Land einer solchen Situation in keiner Weise gewachsen ist. Es mangelt an medizinischer Ausstattung. Ärztinnen und Ärzte reichen Medienberichten zufolge reihenweise Urlaub ein und würden im Zweifel auch kündigen. Über alle Vorsichtsmaßnahmen bin ich daher froh. Sie treffen aber jetzt schon die Ärmsten hart – Rikshafahrer und Straßenhändler/innen etwa, die seit Tagen keine Einnahmen haben.
Nepal ist in hohem Maße von Indien und China abhängig. Bleiben Importe über längere Zeit aus, könnte es hier auch zu Versorgungsengpässen kommen. Im Ernstfall muss ich das Land eventuell früher als geplant und ohne meinen nepalesischen Freund verlassen. Das macht mir natürlich Sorgen.“

Coronavirus – Die Situation in Spanien/Barcelona

Christian vom Reisepodcast Welttournee: „Die erste Frühlingssonne lockt an einem Wochenende Ende März normalerweise Tausende Besucher zum Flanieren an die Promenade des Stadtstrandes in Barceloneta. Doch wo sich sonst um den besten Platz in der Strandbar gestritten wird, streiten zurzeit nur ein paar Möwen. Eine Szene wie aus einem Endzeitfilm – denn es herrscht, wie in ganz Spanien, Ausgangssperre.
Die Kräne an der Sagrada Familia sind seit zwei Wochen nicht mehr in Bewegung. Auf die paar Jahre mehr an Bauzeit kommt es jetzt auch nicht mehr an, sagen manche. Auf den weltberühmten Las Ramblas gibt es statt Taschendieben und Gauklern ebenfalls nur noch gähnende Leere. Die letzten Touristen haben die Stadt verlassen – es war für sie höchste Zeit. Die spanische Regierung hatte angeordnet, dass alle Hotels und Unterkünfte schließen müssen. Viele von ihnen werden im Eiltempo zu Krankenstationen umgebaut.
Aber es gibt in diesen Zeiten auch die schönen Dinge. Jeden Abend trifft man sich auf den kleinen Balkonen, um fünf Minuten so zu jubeln, als hätte der FC Barcelona gerade den Rivalen aus der Hauptstadt Madrid besiegt. Da aber auf lange Zeit im Stadion kein Match mehr stattfindet, gilt der Applaus, völlig zu Recht, dem medizinischen Fachpersonal, das auch hier Übermenschliches leistet. Durch Corona tragen die Helden der Stadt plötzlich kein Fußball Trikot mit der Nummer 10 mehr, sondern Kittel und Uniform – fünf Minuten Gänsehaut jeden Tag.“

Christoph Streicher lebt seit vielen Jahren in Barcelona. Mit seinem Kumpel Adrian Klie betreibt er den Reisepodcast “Welttournee”. Die zwei Schulfreunde haben zusammen schon über 100 Länder bereist. In den einzelnen Folgen erzählen sie, wie sie mit Vollzeitjob, 30 Tagen Urlaub und kleinem Budget durch die Welt kommen. Den Podcast gibt es nicht nur in Corona Zeiten zum Zeitvertreib auf allen bekannten Podcast Plattformen wie Spotify oder iTunes und auf Instagram.

Coronavirus: Die Situation in Österreich

Gerfried vom Wohnmobil-Ratgeber womoguide.de: „Mitte März wurden in Österreich Ausgangsbeschränkungen verkündet. Erlaubt ist das Verlassen der eigenen Wohnung seither nur noch für nicht-aufschiebbare Arbeit, für Einkäufe von Lebensmitteln/Medikamenten, oder um Hilfsbedürftige zu unterstützen. Zudem darf man (alleine, oder mit jenen Personen, mit denen man zusammenlebt) für Bewegung an die frische Luft. In der Öffentlichkeit muss ein Mindestabstand von einem Meter zwischen Personen gewahrt werden. Wer jetzt noch aus dem Ausland zurückkehrt, muss für zwei Wochen in Heimquarantäne. Einige Regionen und Krisen-Hotspots wurden komplett isoliert.
Einkaufen kann man nur mehr in Supermärkten (neuerdings nur mehr mit Maske) und Apotheken – alle anderen Läden mussten schließen. Viele Unternehmen schickten die Belegschaft ins Homeoffice. Insbesondere kleine Betriebe mussten ihre Tätigkeit jedoch oft komplett einstellen. Innerhalb weniger Tage gab es etwa 100.000 Arbeitslose mehr.
In den ersten Tagen sah man noch viele Menschen auf der Straße. Mittlerweile hat sich das geändert, und die Straßen sind leer. Die Fallzahlen steigen und die Situation von den meisten inzwischen ernst genommen.
Ich arbeite im Homeoffice, das ich mir glücklicherweise bereits zu Jahresbeginn eingerichtet hatte. Wir haben außerdem das Glück, einen Garten zur Verfügung zu haben.
Für Menschen, die in der Innenstadt leben, ist es derzeit hart. Vor allem, wenn Kinder ganztägig zuhause unterhalten werden wollen.
Die Maßnahmen sollen noch bis Mitte April bestehen bleiben, doch viele rechnen mit einer Verlängerung.“

Gerfried lebt in Graz, Österreich und betreibt neben dem Wohnmobil-Ratgeber womoguide.de die Online-Marketing-Beratung „Uphill“. Er unterstützt Betriebe, die aufgrund der Coronakrise ihre Geschäftstätigkeit online weiterführen wollen.

Coronavirus – Die Situation in der Schweiz

Ellen vom Reiseblog Patotra: „Seit zwei Wochen steht auch hier ein Teil des Lebens still. Lockdown. Wo es geht, wurde Homeoffice eingerichtet und alle Geschäfte, abgesehen von Lebensmittelläden und Apotheken sind geschlossen. Ebenso die Schulen und Universitäten.
Wir dürfen weiterhin raus gehen. Dabei müssen wir die Abstandsregeln von 2 Metern einhalten und Gruppierungen über 5 Personen sind verboten.
Hier in der Schweiz setzt man, wie immer, viel auf das Verantwortungsbewusstsein der Bürger. Letzte Woche hat das teilweise noch nicht so ganz geklappt. Das schöne Wetter hat doch einige dazu verleitet, sich in Grüppchen zu treffen. Das waren vor allem Jugendliche und ältere Menschen. Nachdem die Maßnahmen verschärft wurden, scheint es aber zu funktionieren. Die Regierung möchte hier vorläufig keinen kompletten lockdown. Man reagiert besonnen und maßvoll, wie ich finde.
Ich gehe, um nicht durchzudrehen, jeden Tag spazieren – am Bodensee oder im Wald. Was mir auffällt, ist, dass sich die Menschen beim Spazierengehen nicht mehr grüßen. Eigentlich ist das hier üblich. Die Menschen scheinen völlig verunsichert. Ansonsten ist die Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft groß. Jüngere Nachbarn kaufen für ältere Nachbarn ein und kümmern sich.
Bei uns wurde übrigens hauptsächlich frisches Obst und Gemüse gehamstert. Das finde ich durchaus bemerkenswert.
Der Staat hat angekündigt, Menschen, die durch die Situation in finanzielle Schwierigkeiten geraten, schnell und unbürokratisch zu helfen. Dabei geht die Regierung, wie ich finde, sehr besonnen und auch kreativ vor. Das hat, glaube ich, für viele, die jetzt ohne Arbeit und Einkünfte zu Hause sitzen den Druck etwas vermindert. 
Was uns Angst macht, ist, dass Bestellungen von dringend notwendigen medizinischen Materialien teilweise im Ausland blockiert werden. Wir sind keine große Industrienation und insofern in vielen Bereichen vom Ausland abhängig. Aber da ist sich wohl jeder selbst der Nächste.
Spannend ist die Situation direkt an der Grenze. Ich lebe in Kreuzlingen, der Grenzstadt zu Konstanz. Die Grenze verläuft hier mitten durch die Stadt und eigentlich fühlen sich viele mit der Nachbarstadt sehr verbunden. Ein reges Hin und Her ist üblich. Jetzt ist die Grenze geschlossen. Nur deutsche Staatsbürger, die in der Schweiz wohnen und Berufspendler dürfen noch drüber. Da die „Durchmischung“ sehr groß ist, führt zu traurigen Einzelschicksalen – die schwangere Frau zum Beispiel, die ihren Freund und Vater ihres Kindes im Moment nicht sehen darf. Liebespaare treffen sich am Zaun, der an der sonst offenen Grenze errichtet wurde.“

Coronavirus – Die Situation in Norwegen 

Alexandra vom Reiseblog Levartworld sowie ihrem neuen Blog Klarblickend: „Ich wohne seit fast zwei Jahren mit meiner Familie in Norwegen in der Nähe von Lillehammer. Nachdem der Virus sich auch bei uns ausgebreitet und die kritische Masse von 100 Infizierten erreicht wurde, hat Norwegens Regierung gefühlt sehr schnell reagiert. Von einem Tag auf den anderen wurden die öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Restaurants, Friseursalons geschlossen. Schon am nächsten Tag nach der Schulschließung wurden die Kinder über das Internet unterrichtet. Da so gut wie alle Schüler nicht nur Bücher und Stifte, sondern auch Tablets und Notebooks von der Schule bekommen, sind die Kinder an das Arbeiten mit elektronischen Medien gewöhnt. Die Umstellung auf das Homeschooling lief daher sehr gut.
Ansonsten wird die Corona-Krise leider zu unserem Alltag. Bei jeder Fahrt in den Supermarkt mache ich mir Sorgen, dass nicht alles, was wir brauchen, vorhanden ist. Doch die Regale sind zum Glück noch voll. Die Menschen scheinen sehr entspannt zu sein und Hamstern noch nicht. Die Arbeitslosenquote ist von ca. 3 % auf 10 % gestiegen. Genau wie in Deutschland plant auch hier die Regierung Rettungspakete für Firmen. 
Der Großteil der Bevölkerung arbeitet momentan im Homeoffice. Da die Wege zur Arbeit wegfallen, sind nach Feierabend erstaunlich viele Menschen draußen in der Natur unterwegs. Alle grüßen sich freundlich aber halten ordentlich Abstand, ob beim Langlaufen in der Loipe oder Spaziergang im Wald. Eine Ausgangssperre haben wir zum Glück noch nicht. Die Maßnahmen scheinen zu greifen und die Kurve der Neuinfektionen flacht langsam ab.“

Coronavirus – Die Situation in Neuseeland

Jenny vom Reiseblog Weltwunderer: „Irgendwie hab ich den Eindruck, dass das Leben auf der ganzen Welt gerade recht ähnlich aussieht – alle bleiben zu Hause. Ich erzähl euch, wie die Lage in Neuseeland aussieht: Vereinzelte Corona-Fälle gab es in Neuseeland schon seit Februar; immerhin leben dort sehr viele Chinesen, und Neuseeland ist eines der Hauptreiseziele für China. Seit Mitte März mussten sich alle Einreisenden in Neuseeland zuerst für 14 Tage in Selbstisolierung begeben, und das wurde polizeilich kontrolliert. Am 19. März wurden die Grenzen dann komplett geschlossen.
Trotz immer strikterer Einreisebeschränkungen nimmt die Zahl der Infizierten langsam, aber stetig zu. Zwar ist von Panik in der Öffentlichkeit wenig zu spüren, aber Toilettenpapier und Nudeln werden dennoch verdächtig knapp in den Supermärkten.
Seit sich gezeigt hat, dass es erste Übertragungen innerhalb des Landes gibt, macht Neuseeland ernst: Ein Pandemie-Notfallplan in vier Stufen wurde am Wochenende vorgestellt, der gleich am Montag auf Stufe 3 vorrückte und am Mittwoch auf Stufe 4 angehoben wurde: Für die nächsten vier Wochen schließen Schulen und Kindergärten, die Menschen bleiben soweit wie möglich zu Hause und bis auf Grundversorger haben alle Geschäfte geschlossen. Menschen, die wegen Corona ihren Job verloren oder weniger Einkommen haben, werden bereits von einem Rettungspaket der Regierung unterstützt.
Für Reisende in Neuseeland wird es nun schwierig: Immer mehr Campingplätze und Hotels schließen oder nehmen keine Ausländer mehr auf, aus Angst vor neuen Infizierten. Das Reisen im Land verbietet der Notfallplan ohnehin.
Also zurück ins Heimatland? Fast alle Airlines haben ihre Verbindungen eingestellt und viele Länder akzeptieren selbst zum Umsteigen keine Passagiere mehr. Ein Großteil der deutschen Touristen soll daher mit sogenannten „mercy flights“ ausgeflogen werden.
Einige Langzeitreisende und Backpacker, die in Neuseeland auch arbeiten wollen, haben sich jedoch entschieden, die Corona-Krise dort auszusitzen.
Die Kiwis sind zuversichtlich, dass sie es auch ohne verordnete Ausgangsbeschränkungen schaffen werden, das Virus einzudämmen. Neuseeland hat hier gute Ausgangsbedingungen: Das Land ist dünn besiedelt, viele Menschen leben in eigenen Häusern und können sich recht gut selbst versorgen. Krisen sind sie gewohnt – schließlich gibt es regelmäßig Erdbeben und Überschwemmungen. Bisher haben die Kiwis solche Extremsituationen immer mit Kraft, Nächstenliebe und Erfindungsreichtum gemeistert. Kia kaha – bleibt stark!“

Coronavirus – Die Situation in Malaysia

Stephanie von Blog Freileben: „Ich bin Stephanie, Mutter von zwei Kindern und vor fünf Jahren aus Deutschland ausgestiegen mit meinen Erstgeborenen. Seit zwei Jahren leben wir in Malaysia, wo ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe.
Seit dem 18.3. hat Malaysia die Grenzen dichtgemacht und eine Ausgangssperre verhängt, die zunehmend auch durch das Militär mit kontrolliert wird. Während anfangs noch Spaziergänge möglich waren, werden auch diese nun abgewehrt. Lediglich der Gang zum Arzt, in die Apotheke oder zum Einkaufen ist erlaubt und dabei wird streng drauf geachtet, dass nur Einzelpersonen unterwegs sind.
Man darf sich nicht weiter als 10 km von seinem Wohnort entfernen. Und auch hier herrscht in den Läden teilweise Leere. Auf den Hauptstraßen gibt es Polizeikontrollen, an den Highway teils Straßenblockaden, das Reisen von einer Provinz in die nächste ist ohne triftigen Grund untersagt, die Straßen sind weitestgehend leer. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, hat mit hohen Bußgeld und Gefängnis zu rechnen. Alles erinnert ein wenig an einen Science-Fiction Film.
Unsere tägliche Sauerstoffration holen wir uns nun am offenen Fenster und die Welt scheint still zu stehen. Viele unserer einheimischen Freunde haben begründete Existenzängste, denn ein Sicherheitsnetz wie wir es aus Deutschland kennen, gibt es hier nicht. Wer seine Miete nicht mehr zahlen kann, hofft auf die Kulanz der Hausbesitzer und es bleibt abzuwarten, wie vielen die Obdachlosigkeit droht.
Auch uns trifft die Ausgangssperre hart, denn mein Mann, der seit der Schwangerschaft und mit der Geburt unseres Kindes quasi Alleinverdiener ist und sein Geld vor allem mit Touristen verdient, ist jetzt quasi arbeitslos.
Wie sich die Lage hier weiter entwickelt, weiß niemand aber mein Bauch sagt mir, es wird wohl noch etwas dauern.“

Coronavirus – Die Situation in Brasilien

Eva vom Reiseblog Mamas Reise Hacks: „In Sao Paulo hört man momentan regelmäßig das Scheppern von Töpfen und Pfannen. Während in Deutschland am offenen Fenster den Pflegekräften applaudiert oder musiziert wird, treffen sich die Brasilianer in diesen Tagen am Fenster um ihren Ärger über Präsident Bolsonaro zum Ausdruck zu bringen.
Es ist ein ziemliches Durcheinander in Brasilien was Corona angeht. 
Präsident Bolsonaro bezeichnet Corona als „kleine Erkältung“, alle sozialen Distanz-Maßnahmen als übertrieben und sagt der Bevölkerung, sie sollen ihr normales Leben weiterleben. Die einzelnen Bundesstaaten sehen das anders. Das Ergebnis? Die Menschen sind verunsichert.
Der gesamte Bundesstaat Sao Paulo ist im lockdown. Ebenso Rio de Janeiro. Sogar die Gangs in den Favelas haben Ausgangssperren angeordnet. Die meisten halten sich daran.
Momentan werden ältere Menschen (und später auch Jüngere) im großen Stil gegen Grippe geimpft – per Drive Through. Damit sie Abstand zu anderen halten und es schnell geht.
Im Supermarkt gibt es bisher noch so gut wie alles. Desinfektionsmittel ist hoffnungslos ausverkauft und einige geschäftige Gesellen haben schnell Fake-Desinfektionsmittel hergestellt – ohne Alkohol – um einen schnellen Real zu verdienen. Traurig und doch so typisch für Brasilien.
Momentan sind die Menschen angespannt, aber haben noch keine große Angst. Mit dem großen Teil der Bevölkerung, die von der Hand in den Mund leben, der laschen Haltung des Präsidenten und den hier gerade erst beginnenden Winter bringt mir der Blick in die Zukunft allerdings Sorgenfalten auf die Stirn.“
Auf Evas Blog findest du übrigens den einzigartigen deutschen Reisezielfinder für Familien mit Länderanalysen und erfolgserprobten Tipps zum Reisen mit Kindern. Evas Mann kommt aus Brasilien und sie haben dort noch Familie und viele Freunde. 

Coronavirus – Die Lage in Schweden

Hartmut ist Arzt und betreibt den Reiseblog 58 Grad Nord: „Schweden hat heute (Freitag, 27.03.2019) öffentliche Zusammenkünfte von mehr als 50 Personen verboten (davor waren es 500). Auch gibt es eine strenge Empfehlung, in den Osterferien nicht zu verreisen. Keiner weiß aber, was die Leute letztendlich machen werden. Ich befürchte, dass sich nicht genug daran halten werden …
Die Grundschulen und Kitas haben sie immer noch nicht geschlossen. 25 % der Schüler sind aber eigentlich ständig krank und zuhause. Viele Firmen wie IKEA oder biltema bieten Bestellung und drive-thru-Abholung an, sodass man nicht in die Geschäfte reingehen muss. Restaurants dürfen nur noch an Tischen servieren, keine Bars mehr oder Ähnliches. Einige Restaurants und Nachtklubs haben bereits ganz geschlossen – wie auch viele Hotels und Restaurant in den Skiorten wie z. B. Åre, wo fast nix mehr los ist, da das meiste zu (außer den Liftanlagen, es wurden nur die Gondeln geschlossen).
In Göteborg hat die Armee in einem Tag ein Feldkrankenhaus aufgestellt. In den Stockholmer Messehallen wird gerade ein Krankenhaus für 600 Patienten errichtet. Alle Kliniken haben die OP-Kapazität auf ein Minimum heruntergefahren, um Platz und vor allem Personal für die Intensivpflege freizubekommen. Jegliches Beatmungsgerät, was es noch gibt, wird wieder aktiviert, und alles wird im Prinzip auf den zu erwartenden Ansturm an Covid-19-Patienten umgerüstet.
Dienstlinien sind verdoppelt worden, das Personal muss Doppelschichten usw. fahren…
Ich weiß nicht, was da noch auf uns zukommen wird. Im Moment können wir nur hoffen und uns persönlich richtig verhalten. Wir haben privat im Prinzip alle Kontakte eingefroren, außer die Schule der Kinder. Die Kinder gehen in die Schule, da sie auf die Grundschule gehen (6. und 8. Klasse). Alle Kinder mit Symptomen sollen zuhause bleiben, was im Moment im Schnitt ca. 25% der Kinder sind. Unser Sohn war nun auch 2 Tage zuhause, da er ein wenig erkältet war. Er hat dann den Unterricht teilweise mittels Google Classrom verfolgt und ansonsten zuhause gearbeitet.
Meine Frau arbeitet im Homeoffice. Ich gehe als Arzt natürlich jeden Tag zur Arbeit – muss ich ja. Allerdings arbeite ich ab und zu von zuhause, auch weil wir im Moment so viele in der Klinik sind, da alle Fortbildungen, Kongresse usw. abgesagt wurden. Wir nutzen die noch ruhige Zeit, ein wenig Überstunden abzubummeln.
Unsere Yogaklassen haben wir nun seit 2 Wochen nicht mehr besucht und werden das wohl auch nicht mehr machen, obwohl der Unterricht soweit wir wissen weiterläuft. Das Klettern unseres Sohnes ist schon seit 2 Wochen bis auf Weiteres eingestellt, da sie die Hygiene an der Kletterwand nicht mehr gewährleisten konnten. Der Tanzunterricht unserer Tochter läuft noch wie immer, aber es fehlen natürlich viele da krank.
Wir versuchen, jeden Tag an die frische Luft zu kommen. Da wir einen Garten haben und einen Park direkt nebenan und auch der Wald nur 100 m vom Haus entfernt ist, fällt uns das auch nicht schwer. Für die Leute in den Ballungszentren von Stockholm und Göteborg stelle ich mir da schon sehr anstrengend vor.“

Coronavirus – Die Lage in den Niederlanden

Zum Abschluss möchte ich selbst natürlich noch schildern, wie es uns derzeit in den Niederlanden ergeht:
Wir leben in Den Haag, das zum Ballungsraum namens Randstad (Rotterdam, Amsterdam, Leiden und Utrecht) gehört. Nach Bangladesch ist dies angeblich eine der dicht besiedeltsten Regionen der Welt. Hier leben acht Millionen Menschen auf engem Raum. Kein Kinderspiel, sich hier aus dem Weg zu gehen!
In den Niederlanden gibt es keinen kompletten lockdown, somit auch keine Ausgangssperre. Die Politik setzt zum Unverständnis anderer Nationen auf die Vernunft der 17 Mio. Bürger und nennt das Prinzip den „intelligenten lockdown.“
Die Verwendung des Begriffs der Herdenimmunität stieß auf viel Kritik und Missinterpretation, obwohl sich die niederländische Strategie nicht wesentlich von der der meisten Länder unterscheidet. 
Dass der Vernunftansatz jedoch Disziplin braucht, zeigte das erste Wochenende, als die Maßnahmen verhängt wurden. Jeder wollte raus in die Natur, so lange es noch möglich ist. Strände, Dünengebiete, Promenaden und Parks füllten sich mit Menschen. Abstand war nur noch schlecht zu wahren.
Der Ministerpräsident nahm das augenscheinlich verstimmt zum Anlass, an das Volk zu appellieren. Seitdem warnen elektronische Anzeigentafeln, Boards und Werbeplakate zum Abstand halten und per Alarm bekam jeder den eindringlichen Aufruf zum „social distancing“ auf sein Mobiltelefon. Mit Wirkung. Die meisten haben das Prinzip „flatten the curve“ und die Notwendigkeit der Maßnahmen zum Schutz der Älteren und Schwächeren nun begriffen. Die Straßen sind jetzt leer, die Menschen bleiben zu Hause.
Sowieso sind seit Mitte März im ganzen Land Schulen, Kindertagesstätten, Restaurants, Bordells, Saunen, Schwimmbäder und Fitnessstudios, Kinos sowie alle öffentlichen Einrichtungen geschlossen.
Zu Hamsterkäufe haben die Maßnahmen nach Verkündigung vor allem in den Coffeeshops geführt, wo sich lange Schlangen gebildet haben. Quarantäne ohne Joint? Undenkbar! Jetzt haben die Coffee-Shops für Take-away-Käufe wieder geöffnet.
Vergangene Woche wurden die getroffenen Maßnahmen nochmals verschärft und das Versammlungsverbot bis zum 1. Juni eingeschränkt. Die Niederländer dürfen nur noch nach draußen, um einzukaufen, „sich eine frische Nase zu holen“ oder zur Arbeit in den systemrelevanten Berufen zu gehen. Wer in einer Gruppe (Familien ausgenommen) angetroffen wird oder die 1,5-Meter-Abstands-Regel nicht einhält, muss mit Geldstrafen rechnen. Das gilt nicht für Kinder bis 12 Jahre, sie dürfen draußen spielen.
Hamsterkäufe gab es auch hierzulande, doch inzwischen sind die Regale wieder einigermaßen gut gefüllt. Es wurde eine Einkaufszeit für Senioren in den Supermärkten eingeführt, die Kassierer sitzen hinter Plexiglas, der Einlass ist reglementiert, Abstandsmarkierungen auf den Böden, die Einkaufswägen nach jedem Kunden desinfiziert und bezahlt werden soll kontaktlos mit Karte oder Mobiltelefon. Aber das macht hier schon längst sowieso fast jeder. 

Wir haben uns angepasst und sind nun in die dritte Woche Familien-Homeoffice und Homeschooling gestartet. Ich arbeite seit 10 Jahren zuhause und bin daran gewöhnt, aber offenbar zum Eigenbrötler mutiert. Meine neuen „Kollegen“ finde ich noch äußerst gewöhnungsbedürftig und vor allem laut. Irritierend die Tatsache, dass ich nun die Kantine betreibe. Normalerweise essen Kind und Mann mittags außer Haus in Schule und Arbeitsstelle und ich nur einen Snack. Deshalb habe ich das Gefühl, den halben Tag mit der Lebensmittelbeschaffung und deren Zubereitung beschäftigt zu sein.
Zudem führen hier Volkerwanderungen am Kühlschrank vorbei und riesige Mengen Joghurt, Nüsse und Obst verschwindet im Nirgendwo.
Das Homeschooling klappt bei uns besser als auf den deutschen Schulen – zumindest höre ich von Freunden von chaotischen Zuständen. Schon vor Corona wurde hier viel auf Digitalisierung gesetzt. Dennoch wird von den Kindern viel Disziplin und Organisation abverlangt.
Generell schwankt die Gefühlslage bei uns sehr. Ich bin für sehr viele Dinge dankbar. Ein Haus zu haben, am Meer leben zu dürfen, … Aber natürlich schwingt da auch Traurigkeit mit, nicht Reisen zu können, die Unsicherheit und vor allem Familienangehörige 900 km weit weg – darunter zwei Hochrisikopatienten, die ich im Ernstfall nicht so einfach sehen kann.
Wahrscheinlich also alles wie bei allen!