Die Pandemie rund um den Virus Covid-19 hat inzwischen auch voll Brasilien getroffen, dessen Staatspräsident die Gefahr weiterhin verniedlicht und Maßnahmen der Gesundheitsbehörden konterkariert. Allen ist bewusst, dass es die Armen besonders treffen wird. Der Blick geht also in die Armenviertel, die Favelas, wo die Menschen dicht gedrängt und zum großen Teil ohne eine sanitäre Infrastruktur leben müssen. Die Berichterstattung der Medien greift diese Gefahr auf, sie berichtet aber, so der Blog "Racismo Ambiental", mit den üblichen Klischees. Der Blog zählt 7 der Irrtümer in der Berichterstattung auf:
- Der Rückfall in die Mottenkiste: Der Sensationalismus. Viele Medien konzentrieren sich auf die Berichterstattung über den Drogenhandel und die Folgen, die die Pandemie für diesen hat. Dass Leute darum kämpfen am Leben zu bleiben, kommt in der Berichterstattung kaum vor. Dass die Menschen in den Favelas sich angesichts des Versagens des Staates zusammentun, um sich selbst zu helfen ist keiner Nachricht wert.
- Die Pflicht zur Selbstisolierung wird romantisiert. Die Medien konzentrieren sich auf Geschichten, die Menschen betreffen, denen diese soziale Isolierung gelingt und sie gehen nicht darauf ein, dass die überwiegende Mehrheit große Schwierigkeit mit der Pflicht zur Kontaktminderung hat. Die Berichterstattung zur Isolierung in den mittleren und höheren Bürgerschichten hat mit der Situation in den Favelas nichts gemein.
- Es werden zwar Selbsthilfegruppen in den Favelas "heroisiert", aber es wird nicht darauf eingegangen, dass das deshalb notwendig ist, weil der Staat in diesem Bereich völlig versagt. Die Bewunderung lässt sofort nach, wenn die Betroffenen Forderungen stellen.
- Über die Folgen der sozialen Isolierung wird nur sehr oberflächlich berichtet. Dies gilt vor allem für häusliche Gewalt. Zwar wird Antonio Gueterres, der Generalsekretär der UNO, mit seinen Bemerkungen über das Ansteigen der Gewalt in den Familien durch die Isolierung zitiert, ohne aber darauf einzugehen, wie sich das in Brasilien auswirkt.
- Unbezahlte Informanten aus den Favelas arbeiten für die Medien. Die Journalisten haben keine Lust sich in den Favelas selbst zu informieren und verlassen sich auf Mitarbeiter, die vor Ort leben. Bezahlt werden diese nicht. Gleichzeitig werden Bilder und Namen von Betroffenen ohne deren Zustimmung veröffentlicht.
- Schlampige Bearbeitung der Informationen aus den Favelas. Nicht zutreffende Bilder und Falschinformationen. Nachforschungen vor Ort und intensive Berichterstattung sind nicht an der Tagesordnung.
- Fehlen von Empathie. "Die Berichte über die Sterbefälle durch das Coronavirus in den Favelas werden jeden Tag zahlreicher. Über die Bewohner der Favelas wird aber nur in einer kaltherzigen statistischen Zahl berichtet im Vergleich zu den Fällen in den noblen Vierteln. Es ist fundamental, dass man hier Menschlichkeit zeigt, aber dies ohne die Privatsphäre der Opfer und ihrer Familie zu verletzen".