Coronakrise: Eine Frage der Verhältnismäßigkeit! – Ein Kommentar von Rolf Westermann

Die Coro­na­kri­se trifft das Gast­ge­wer­be ins Mark, nicht nur in Deutsch­land. Die Algar­ve-Hote­liers mel­den aktu­ell 60 Pro­zent Geschäfts­ein­bu­ßen. Die Schlüs­sel­fra­ge stellt sich: Wie kann es ohne Panik wei­ter­ge­hen? Rolf Wes­ter­mann, Chef­re­dak­teur der renom­mier­ten Fach­zeit­schrift ahgz All­ge­mei­ne Hotel- und Gas­tro­no­mie-Zei­tung (dfv Medi­en­grup­pe) plä­diert für Ver­nunft, Ratio­na­li­tät und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit und unbü­ro­kra­ti­sche staat­li­che Hil­fe.

Viele Frage offen

Letzt­lich geht es in der Coro­na­kri­se um die Fra­ge, ob die dras­ti­schen Ein­schrän­kun­gen ange­sichts der Aus­prä­gung der Infek­ti­on ver­hält­nis­mä­ßig sind oder nicht. Bei Pest oder Ebo­la wären alle froh über die ergrif­fe­nen Maß­nah­men und wür­den sich frei­wil­lig in Qua­ran­tä­ne bege­ben. Aber so stel­len sich Fra­gen: Wäre es bes­ser, die Risi­ko­grup­pen stär­ker zu schüt­zen und die All­ge­mein­heit weni­ger zu beein­träch­ti­gen? War­um schlie­ßen eini­ge Län­der Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten, ande­re nicht? Ist das Virus in Ver­samm­lun­gen unter 1000 Men­schen weni­ger infek­ti­ös als ab 1001? War­um wur­den Fuß­ball­spie­le so lan­ge zuge­las­sen, aber Mes­sen abge­sagt?

Coronakrise: Eine Frage der Verhältnismäßigkeit! – Ein Kommentar von Rolf Westermann

Das sind Abwägungsfragen. Aber wer wägt ab?

In der Talk­show „Anne Will" dis­ku­tier­ten am ver­gan­ge­nen Sonn­tag­abend in der ARD vor allem Medi­zi­ner, Minis­ter und Ver­tre­ter des öffent­lich-recht­li­chen Rund­funks über die Aus­wir­kun­gen. Sie ver­su­chen das Best­mög­li­che, um eine Aus­brei­tung des Virus zu ver­hin­dern und ich bin natür­lich nicht schlau­er als die Viro­lo­gen. Aber auf­fäl­lig ist, dass die Betei­lig­ten kei­ne Unter­neh­mer sind. Die Pri­vat­wirt­schaft, die ihre Euros täg­lich mit Kun­den ver­dient, die nun aus­blei­ben, die muss ganz anders ban­gen als die Stu­dio­gäs­te. Es geht kon­kret um Insol­ven­zen, Arbeits­plät­ze, Ent­las­sun­gen, Kurz­ar­beit und schließ­lich um die Exis­tenz vie­ler tau­send Men­schen. Da sind Aus­wir­kun­gen auf die Gesamt­wirt­schaft, den Euro und die Euro­päi­sche Uni­on oder die Welt­öko­no­mie noch gar nicht inbe­grif­fen. Es gibt des­halb Unru­he unter Unter­neh­mern, die fra­gen, ob die Abwä­gun­gen von den rich­ti­gen Stel­len mit den zutref­fen­den Argu­men­ten vor­ge­nom­men wer­den.

Krise mit ungewissem Ausgang

Täg­lich wer­den neue Fall­zah­len ver­öf­fent­licht, die natür­lich immer wei­ter stei­gen, weil es kei­ne Sta­tis­tik der Geheil­ten oder der Unter­such­ten gibt, die nicht infi­ziert sind. Nord­ita­li­en mit 16 Mil­lio­nen Ein­woh­nern wird weit­ge­hend iso­liert. Jede neue Nach­richt dra­ma­ti­siert die Lage eiter, die behörd­li­chen Maß­nah­men sor­gen für Panik­wel­len. Vie­le trau­en sich nicht mehr zu Rei­sen. Mee­tings, Mes­sen und ande­re Ver­an­stal­tun­gen wer­den abge­sagt, Fir­men schi­cken Mit­ar­bei­ter zu Tau­sen­den ins Home­of­fice, Hams­ter­käu­fe sind die Fol­ge, eine Kli­nik wird wegen Coro­na­ver­dachts gesperrt, Ärz­te und ande­re medi­zi­ni­sche Betreu­er dür­fen nicht mehr arbei­ten. Das alles wird zu Opfern füh­ren, Opfer der Schutz­maß­nah­men.

Das Gast­ge­wer­be wird von Covid-19 voll getrof­fen und ist in eine Kri­se mit unge­wis­sem Aus­gang gerutscht. Nach einer Blitz­um­fra­ge des Deho­ga vom ver­gan­ge­nen Frei­tag, an der sich rund 10.000 Betrie­be betei­lig­ten, bekla­gen 82,9 Pro­zent der Hote­liers und 84,5 Pro­zent der Event­ca­te­rer Umsatz­ein­bu­ßen. Auch 72,9 Pro­zent der Restau­rants mel­de­ten Rück­gän­ge. Mich haben Anfra­gen von Hote­liers erreicht, ob man die­sem "Wahn­sinn" etwas ent­ge­gen­set­zen kön­ne.

Wir brauchen Vernunft

Sorg­lo­sig­keit ist kei­ne Ant­wort und so tun, als ob es Coro­na nicht gibt, ist auch kei­ne Lösung. Am Ende wäre es jedoch ver­hee­rend, wenn wir die Wirt­schaft zum Erlie­gen brin­gen und trotz­dem mehr als die Hälf­te der Bevöl­ke­rung das Virus bekom­men wür­de, wie es in Vor­her­sa­gen heißt. Des­halb ist schnel­le und unbü­ro­kra­ti­sche staat­li­che Unter­stüt­zung auch so wich­tig. Wir brau­chen Ver­nunft, Ratio­na­li­tät und Ver­hält­nis­mä­ßig­keit. Und dazu gehört auch, dass alle Umstän­de in die Ent­schei­dun­gen ein­be­zo­gen wer­den.
Wenn das nicht geschieht, wird nach Abflau­en des Virus die nächs­te Grup­pe kom­men, die sagt, unser Anlie­gen ist noch viel schwer­wie­gen­der als die Coro­na­in­fek­ti­on. Wenn wir schon ange­sichts der Vor­stel­lung einer Krank­heits­aus­brei­tung den Flug­ver­kehr hal­biert haben, dann dür­fen die Kapa­zi­tä­ten erst gar nicht wie­der hoch­fah­ren wer­den, weil das Anlie­gen etwa des Kli­ma­schut­zes ver­meint­lich noch viel schwer­wie­gen­der ist.

Rolf Wes­ter­mann ist Chef­re­dak­teur der ahgz All­ge­mei­ne Hotel- und Gas­tro­no­mie-Zei­tung (dfv Medi­en­grup­pe) sowie Autor des Buchs „Der Tag der Ent­schei­dung" (Mattha­es Ver­lag)

Gesund­heit und Men­schen­le­ben haben Prio­ri­tät. Letzt­lich akzep­tiert aber die Gesell­schaft, dass der Indi­vi­du­al­ver­kehr jedes Jahr etwa 3000 Men­schen das Leben kos­tet. Die jähr­li­che Grip­pe­wel­le wird mit rund 20.000 Todes­op­fern in Ver­bin­dung gebracht. Gin­ge es streng nach dem Gesund­heits­schutz, müss­te der Ver­kehr ein­ge­stellt und in den Grip­pe-Mona­ten Janu­ar bis März das gesell­schaft­li­che Leben zum Erlie­gen gebracht wer­den. Bei Ter­ror­an­schlä­gen heißt es stets, eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Sicher­heit gebe es nicht und man sol­le das Leben nicht nach den Atten­tä­tern aus­rich­ten, um sich letzt­lich die­sen zu unter­wer­fen. Coro­na ist aller­dings eine Natur­ka­ta­stro­phe. Wo ist der rich­ti­ge Punkt ein­zu­schrei­ten? Keep calm, no panic, but make the right decisi­ons. Now.


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