Corona - Wenn im Zoo geschlachtet wird

Wir haben eine Liste erstellt, welche Tiere wir als Erstes schlachten müssen - erklärt Verena Kaspari, Direktorin des Tierparks Neumünster. Die Diplom-Biologin spricht den Gedanken aus, mit dem alle Zoodirektoren derzeit konfrontiert sind. Die Restriktionen der Bundesregierung zwingen sie dazu. „Unsere täglichen Kosten liegen bei 63.000 Euro," berichtet Andreas Michael Casdorff, Geschäftsführer des Zoos von Hannover. Sie fließen Tag für Tag ab. Und Besucher dürfen nicht rein, auch nicht unter den 2-Meter-Abstandsregeln und anderer Schutzmaßnahmen, die allesamt problemlos eingehalten werden könnten - besser als in Straßenbahn oder Supermarkt.
Schlachten, euthanasieren, entsorgen
Als Psychologe erlebe ich jetzt in Zeiten der sozialen Isolation, wie oft Hunde und Katzen ihren Herrchen und Frauchen beim psychischen Überleben helfen. Für nicht wenige sind sie der letzte Halt im Notstand der Psyche. Das alles habe ich in "Corona - unsere Psyche im Notstand" aufgeschrieben. Auf das Schicksal der Tiere gehe ich dort auch kurz ein. In der von Medien, Robert Koch-Institut und Politikern gemachten Öffentlichkeit kommt es dagegen nicht vor. Es ist eine große Schuld, die wir uns hier aufladen. Wie gehen wir mit unseren Tieren um? Wir lassen sie abschlachten. In den Zoos wird ihnen durch undifferenzierte Restriktionen die wirtschaftliche Grundlage genommen. Wir als reiche Gesellschaft sehen zu, wie sie kurzerhand entsorgt werden, wenn es uns mal nicht in die Zeit passt.

Corona - Wenn im Zoo geschlachtet wird

Screen von Welt-Online vom 14.04.2020

Nicht nur die Tiere in Zoos sind gefährdet. Hunderttausende so genannte "Versuchstiere" werden euthanasiert, weil in den Laboren die Arbeit ruhen muss. "Überall müssen Wissenschaftler die schwierige Entscheidung treffen, was sie nun mit den Forschungstieren tun sollen." Manch einer nimmt die gerade geschlüpften Schildkröten erst einmal mit heim, berichtet "Spektrum der Wissenschaften". Den Millionen Labormäusen wird dieses Glück nicht widerfahren. Lastwagenweise werden sie abgeholt. Was passiert mit den zigtausenden an Versuchshunden, meist Beagle? Alleine in Deutschland werden in den Laboren ganz offiziell und legal drei- bis viertausend pro Jahr getötet - zu Normalzeiten. Gesunde nicht-menschliche Tiere, einfach "entsorgt" zu Millionen. Was sind wir für eine Spezies?
Brigitte Bardot: "Ich habe die Welt noch nie als so unlebenswert, so zerstörerisch und auch so gewalttätig empfunden und mit so wenig Freiheit wie die heutige." (Welt 13.04.2020)
Wie sollen wir da noch in den Spiegel schauen?
Ja, unsere Psyche ist massiv gestresst. Wochenlang eingesperrt. Am Sorgentelefon meines Berufsverbandes hören wir immer mehr von häuslicher Gewalt. Ich für mein Teil lausche auch zwischen den Zeilen und frage nach. Es gibt häusliche Gewalt gegen Tiere. Da wird der Frust dann mit einem Tritt gegen die Katze oder den Hund rausgelassen. So sind wir halt - Kollateralschäden pauschaler Restriktionen. Den Medien und Mächtigen dieser Tage keine Zeile wert. Es gibt nicht einmal eine Statistik hierzu. Nur Tierärzte wissen zu berichten - unter der Hand.
Kollateralschäden, die nicht wieder gut zumachen sind
Durch die "seriösen" Medien geistern Meldungen, dass Hunde und besonders Katzen das Virus Sars-Cov-2 übertragen könnten. So pauschal ist das unseriös, Fake. Unter Laborbedingungen gelang es in China, eine mit einer massiven Dosis dieses Virus infizierte Katze erkranken zu lassen. Einzelne der mit ihr auf engsten Raum zusammengepferchten Katzen wurden infiziert, erkrankten aber nicht einmal. Bei Hunden gelang derselbe Versuch nicht. Unter normalen Bedingungen ist eine Covid-19 Infektion durch eine Katze oder einen Hund praktisch auszuschließen. Trotzdem sollen wir jetzt an Freigang gewöhnte Katzen einschließen. Die ersten werden bereits ausgesetzt. Die neue, lebensfeindliche Corona-Ordnung.
Wenn die Welpen an der Grenze verderben
Auf Petwatch habe ich bereits unzählige Male über den internationalen Hundehandel und die Vermehrer von Hunden und Katzen berichtet. Sie bedienen heute leider zwei Drittel des ganzen Welpenmarktes in Deutschland. Das ist schon mehr als schlimm genug. Jetzt sind die Grenzen geschlossen. Was passiert nun mit den ganzen Welpen, die schon in der Produktion sind? Hier kann man nicht einfach das Band abschalten und die Ware im Lager parken. Die Welpen werden geboren, sie werden alt. Zu alt um drei Monate später noch gewinnbringend vermarktet zu werden. In der Zwischenzeit kosten sie nur. Die eh schon brutale, unmenschliche Szene der Puppy-Mills, Vermehrer und Hundehändler wird keine Skrupel haben und die unverkäufliche Ware "entsorgen".

Corona - unsere Psyche im Notstand

Corona - unsere Psyche im Notstand

Schließlich leiden selbst unsere Tierheime. Kaum ein Tier wird in diesen Tagen vermittelt. Helfer springen ab oder können aufgrund der Restriktionen nicht helfen. Eine Tierheimleiterin berichtet mir, dass etliche Patenschaften zurückgezogen würden, da viele Leute Angst um ihre wirtschaftliche Existenz hätten. Sie es sich schlicht nicht mehr leisten könnten. Alles nur Spitzen eines Eisbergs der Unmenschlichkeit.
Die Schlachthöfe arbeiten ungestört
Währenddessen arbeiten die Schlachthöfe weiter, uneingeschränkt. Töten ist erlaubt. Im Zoo Tiere anschauen nicht. Die Versorgung der Labortiere schert keinen der Corona-Mächtigen, auch nicht die Welpen im internationalen Hundehandel, wie ebenso wenig die häusliche Gewalt gegen Tiere, kurz das ganze Elend der Tiere unter ihren Corona-Restriktionen. Wir sollten die Erfahrungen dieser Krise nutzen und unser Verhältnis zur Natur und den nicht-menschlichen Tieren grundsätzlich überdenken. Ansonsten wird unsere Spezies keine Zukunft haben - und auch keine verdient haben. Meine Meinung.
von
Christoph Jung
Diplom-Psychologe
Als Anmerkung zu diesem Post berichtet mir eine betroffene Familie:
"Der Bürgerservice des Auswärtigen Amtes unter der Telefonnummer 030 5000 3000 zuständig für die Corona Rückholungen hat mir soeben bestätigt, dass eine Rückholung mit Haustieren nicht möglich ist und ggf. persönlich mit privaten Fluggesellschaften geklärt werden muss. Diese fliegen aber kaum noch, was de facto für den Bürger heißt, der muss sich zwischen Rückreise und seinem geliebten Vierbeiner entscheiden."


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